Meerbusch DLRG kämpft um Schwimmausbildung

Meerbusch · Während der Pandemie konnten kaum neue Ausbilder gewonnen werden. Die DLRG will nun verstärkt Lehrgänge anbieten.

Das Meerbad als Meerbuschs einziges Schwimmbad hat nur begrenzte Kapazitäten, die sich Schulen, DLRG und private Schwimmlehrer teilen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

„Wir sehen derzeit, dass eine Generation mit schlechter Schwimmausbildung heranwächst“, sagt Dirk Warthmann, Vorsitzender der Meerbuscher Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG. In den vergangenen Jahren wurde das Problem des fehlenden Angebots für Kinder, das Schwimmen zu erlernen, bereits mehrfach diskutiert. Nun haben die Schwimmbäder – auch das Meerbad in Büderich – wieder weitgehend ohne Einschränkungen geöffnet. Gelöst ist das Problem damit aber noch lange nicht, mahnt Warthmann.

Der Auftrag, Kindern das Schwimmen beizubringen, liegt in der Regel bei den Schulen. Zwar bemühen sich viele Eltern bereits im jungen Alter um eine grundlegende Schwimmausbildung ihrer Kinder, die Kompetenz sicherstellen sollen aber die Lehrer. „Die Schulen bemühen sich auch nach Kräften darum“, so Dirk Warthmann. „Aber nicht jeder Lehrer kann Schwimmunterricht geben, sondern muss die Rettungsfähigkeit nachweisen können. Gerade in Grundschulen, wo die Lehrkräfte meist ein breites Spektrum an Fächern geben, ist das nicht immer der Fall, und so ist das Schwimmen, gerade in der aktuell angespannten Situation, nicht immer der Schwerpunkt des Unterrichts.“

Dirk Warthmann ist Vorsitzender der DLRG Meerbusch.

Foto: DLRG MB

Gerade während der Zeit des Corona-bedingten Lockdowns, als die Schwimmbäder aus Gründen der Sicherheit geschlossen waren und später nur mit reduzierten Kapazitäten öffneten, sei daher viel Ausbildung auf der Strecke geblieben, die nun nicht ohne weiteres nachgeholt werden könne, so der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe.

Sein Verein bemüht sich, die so entstandenen Lücken zu schließen, bietet selbst Erstausbildung und Weiterbildung. „Ein sicherer Schwimmer ist nur ein Rettungsschwimmer. Zu dieser Ausbildung gehört neben der Fremd- nämlich auch die Selbstrettung in Gefahrensituationen“, so Warthmann. Die Kinder seien bei den DLRG-Kursen mit Spaß bei der Sache, doch auch die Kapazitäten der Lebensretter sind begrenzt. Dies liegt zum einen an den zur Verfügung stehenden Wasserzeiten, die sich neben den Freizeitschwimmern private Schwimmschulen, Schulen, die DLRG und die Sportvereine teilen müssen. In Meerbusch, wo es mit dem Büdericher Meerbad nur ein Schwimmbad gibt, ist dieses Problem deutlich zu spüren.

Erschwerend kommt hinzu: „Wir bemühen uns, das Problem der Ausbildungslücke in der Schwimmkompetenz mit zu lösen, sind aber auch selbst betroffen“, so Dirk Warthmann. Denn auch der Lebensrettungs-Gesellschaft fehle es in Meerbusch momentan an Ausbildern. Schon im Alter von 14 oder 15 Jahren können Jugendliche das Rettungsschwimmerabzeichen in Silber erwerben und im Anschluss als Mitarbeiter, Kindern das Schwimmen beibringen. „Wir rekrutieren einen Großteil unserer Nachwuchskräfte aus unseren eigenen Kursen – und davon sind in den vergangenen Jahren eben sehr viele ausgefallen“, so Warthmann. Zugleich verliert die DLRG Ausbilder nach oben hin, wenn diese älter werden, einen Beruf ergreifen, zum Studium wegziehen und so nicht mehr für Kurse zur Verfügung stehen.

Warthmann berichtet von den Mühen der Meerbuscher DLRG-Ortsgruppe, diese Lücken zu schließen: „Wir haben die Ausbildung in den Sommerferien durchgezogen und halten immer die Augen nach jungen Rettungsschwimmern mit didaktischen Fähigkeiten offen“, so der Vorsitzende. Trotz reger Nachfrage nach der Ausbildung habe es wenig Gelegenheit dafür gegeben, auch, weil das Meerbad während der Ferien längerfristig zur Grundreinigung komplett gesperrt war. „Das alles zu organisieren ist für uns eine erhebliche Anstrengung“, so Warthmann.

Auch über Meerbuschs Grenzen hinaus kämpft der DLRG mit diesem Problem. Unlängst hat die Vereinspräsidentin, Ute Vogt, Alarm geschlagen. „Wir gehen davon aus, dass wir nun quasi zwei Schuljahrgänge haben, die nicht schwimmen können“, so Vogt. Verschärft werde die Lage durch zunehmende Bäderschließungen – rund 80 pro Jahr in Deutschland – und einen Mangel an Bademeistern und Schwimmlehrern. Das bestätigt auch Dirk Warthmann: „Die Lage ist besorgniserregend. Mit jedem geschlossenen Bad verlieren wir unsere Geschäftsgrundlage – und damit die Möglichkeit, Kinder zu guten Schwimmern auszubilden.“ Auch in Meerbusch kann je nach Ortsteil die Anreise zum Meerbad ein Hindernis sein, sowohl im privaten Bereich als auch für die Schulen. Grundsätzlich betont die DLRG die Bedeutung einer flächendeckenden Ausstattung mit Schwimmbädern.

In Meerbusch bildet die Ortsgruppe lediglich aus, Wach- oder Rettungsdienst gibt es nicht. Die Rettungsschwimmer können aber in anderen Orten im Kreis zum Einsatz kommen, etwa bei der Rheinwache in Neuss oder beim Wachdienst am Straberger See in Dormagen.

Um eine entsprechende Zahl an Kindern auszubilden – und vielleicht auch für die Beteiligung als Rettungsschwimmer zu gewinnen – hält die DLRG ihre Kurse bewusst kostengünstig. Denn jedes Kind, davon ist Warthmann überzeugt, soll und muss das Schwimmen lernen, dabei gebe es genug Hindernisse und es solle nicht am Preis scheitern. Im September plant die Meerbuscher DLRG ein ausgedehntes Ausbildungswochenende, um weitere junge Ausbilder zu qualifizieren und mit entsprechenden Aufträgen in Rettung und Ausbildung versehen zu können. Die Folgen der Pandemie im Bereich der Schwimmkompetenz werden trotzdem noch lange zu spüren sein, die ausgefallenen Ausbildungen können nur nach und nach aufgeholt werden.