Soziales in Meerbusch Sozialarbeiter wollen Kinder stärken

Meerbusch · Seit Beginn des Schuljahres beschäftigt die Stadt drei Sozialarbeiter an den Grundschulen. Diese unterstützen die Kinder, aber auch Lehrer und Eltern. In den Herbstferien zieht das Trio ein erstes Fazit.

 Jan Zimmermann, Samantha Brößel, Fachbereitsleiter Peter Annacker, Barbara Zündorf und Abteilungsleiterin Susanne Ried.

Foto: RP/Dominik Schneider

In dieser Woche haben an den Schulen in NRW die Herbstferien begonnen. Für Kinder und Lehrkräfte bedeutet das eine Pause vom Schulalltag, für Barbara Zündorf, Samantha Brößel und Jan Zimmermann ist die unterrichtsfreie Zeit eine Gelegenheit, ein Fazit zu ziehen. Das Trio arbeitet seit Beginn des Schuljahres als Sozialarbeiter an Meerbuschs Grundschulen. Dort ist ihre Aufgabe, den Unterricht zu begleiten, Schüler und Lehrer bei inner- und außerschulischen Problemen zu unterstützen und allgemeine Prävention zu leisten.

„Wir haben die Sozialarbeit an den Grundschulen so organisiert, dass jeder aus dem Team seinen eigenen Sozialraum betreut“, berichtet Susanne Ried, Abteilungsleiterin Jugendarbeit bei der Stadt Meerbusch. „Auf diese Weise sollen die Sozialarbeiter mitbekommen, was im Stadtteil los ist, und sich so ein besseres Bild vom Lebensumfeld der Kinder machen können, mit denen sie arbeiten.“ Entsprechend dieses Konzeptes ist Barbara Zündorf für die Strümper Martinus-Schule zuständig, Samantha Brößel betreut Lank mit der Pastor-Jacobs- sowie der Theodor-Fliedner-Schule und Jan Zimmermann ist an der Nikolaus-Schule und der Eichendorff-Schule im Einsatz.

Die drei Büdericher Grundschulen, Adam-Riese-, Brüder-Grimm- sowie die St.-Mauritius-Schule, werden hingegen nicht von den neuen Sozialarbeitern der Stadt Meerbusch betreut. Dort gibt es nämlich bereits seit einigen Jahren Sozialarbeit. Diese wurde zunächst aus dem Bildungs- und Teilhabeprogramm des Bundes finanziert – zuerst an Haupt-, Real- und Förderschule, später an den Grundschulen, wo nach Ansicht der Experten der Einsatz am sinnvollsten ist. Später gingen die dortigen Stellen, aktuell eine halbe Stelle an der Realschule und 1,25 Arbeitsplätze an den Grundschulen und im Sozialraum Büderich – an den Kreis. „Natürlich besteht eine Zusammenarbeit der von der Stadt angestellten Sozialarbeiter mit den vom Land bezahlten Kollegen in Büderich, wir würden uns aber wünschen, diese Kooperation zu intensivieren“, sagt Peter Annacker, Fachbereitsleiter Soziale Hilfen und Jugend der Stadt Meerbusch. Am liebsten wäre der Stadtverwaltung – wie auch anderen Kommunen im Kreis, die Mittel für die Landesangestellten in den Gemeinden einzubinden und so etwa in Meerbusch die Sozialarbeiter aus Büderich ins Team zu holen. Dem stimmt der Kreis jedoch aktuell nicht zu.

Und so arbeiten Brößel, Zündorf und Zimmermann vorerst im Trio. Ihre Aufgabe ist ganz allgemein die Begleitung der Kinder im Alltag und die Hilfestellung bei allen sich ergebenden Problemen. Die ersten Wochen an den Meerbuscher Grundschulen haben sie genutzt, um sich ein Bild von den Bedarfen, der Gesamtsituation sowie den einzelnen Schülern zu machen.

„Soziale Arbeit ist vor allem Beziehung“, sagt Jan Zimmermann. Er und seine Kolleginnen müssen diese Beziehungen zu den einzelnen Kindern, aber auch zu Eltern und dem Kollegium an den Schulen aufbauen und für alle Seiten zu Vertrauenspersonen werden – das braucht Zeit. „Wir fangen gerade erst an, unsere Arbeit ist langfristig ausgelegt“, sagt Barbara Zündorf. Die drei Sozialarbeiter fassen ihr Ziel so zusammen: „Wenn ein Kind im Alter von zehn Jahren die Methoden kennt, mit Rückschlägen, Herausforderungen und neuen Situationen umzugehen, dann wird es diese auch in der Jugend anwenden können – und nicht auf Dinge wie Gewalt oder Drogen zurückgreifen.“ Damit leistet das Trio an den Grundschulen wichtige Arbeit in der Präventionskette, deren Teil zum Beispiel auch die Mobile Jugendarbeit der Stadt ist.

„Wir wollen den Kindern langfristig Strategien zur Konfliktbewältigung an die Hand geben, mit denen sie dann in Situationen von Wut oder Trauer arbeiten können“, so Brößel. „Unser Ziel ist es, die Kinder zu stärken und ihnen so den Umgang mit sozialen Problemen, aber auch mit Ausnahmesituationen wie der Pandemie zu ermöglichen“, so die drei Meerbuscher Schulsozialarbeiter. „Und dieses Selbstbewusstsein nehmen die Kinder auch ins spätere Leben mit“, ergänzt Zündorf.

Konkret arbeitet das Trio gemeinsam mit den Schulen an verschiedenen Aktionen, die dann schulübergreifend stattfinden und an die Situationen in den einzelnen Stadtteilen angepasst werden sollen. Diese Konzepte können bei Erfolg für verschiedene Jahrgänge wiederholt werden. Grundsätzlich geht es aktuell auch darum, Hürden abzubauen. „Bei den Kindern funktioniert das super, wir wurden sehr herzlich aufgenommen“, freut sich Barbara Zündorf. „Und auch die Eltern melden sich inzwischen, bitten um Rat, es wird von Woche zu Woche besser“, zieht Samantha Brößel ihr Fazit. Die Systeme Schule und Jugendhilfe wachsen derzeit noch zusammen. So verbringen die drei Sozialarbeiter 60 Prozent ihrer Arbeitszeit – 40 Prozent sind für Teamarbeit und Projektentwicklung vorgesehen – an den Schulen, sind aber keine schulischen Mitarbeiter und nicht direkt den Rektoren unterstellt.

Zudem unterliegt das Trio der Schweigepflicht. Was Schüler ihnen im Vertrauen verraten, wird nicht an die Lehrer weitergegeben. „Manchmal setzen wir uns in den Unterricht, um ein einzelnes Kind oder ein Verhältnis zu beobachten. Die Lehrer wissen dann teils gar nicht, warum – daran mussten sie sich gewöhnen“, sagt Jan Zimmermann. „Die Sozialarbeiter gehen mit sehr sensiblen Informationen und Daten über die Kinder um, daher ist deren Schutz wichtig“, sagt Abteilungsleiterin Susanne Ried. Die Eltern hingegen werden in der Regel über die Situation informiert. „Ausnahmen bestehen, wenn das Wissen der Eltern unsere Arbeit behindert“, erklärt Zündorf – im Extremfall könnten gewalttätige Eltern hierfür ein Beispiel sein.

Den Schulsozialarbeitern ist aber auch wichtig, dass ihre Arbeit nicht nur mit Alkoholprävention oder sozialen Schwierigkeiten zu tun hat. „Alle Kinder haben im Laufe ihres Heranwachsens Probleme auf die eine oder andere Weise, und da können wir helfen“, so Zimmermann. Gerade während der Pandemie sei es für viele junge Menschen besonders schwer gewesen, auf Kontakte zu verzichten. „Insofern ist unsere Arbeit zum optimalen Zeitpunkt gestartet“, meint Zündorf.