Meerbusch und der Ukraine-Krieg So hilft die Stadt geflüchteten Ukrainern

Büderich · Noch werden die Menschen privat untergebracht. Aber schon jetzt werden der ehemalige Kindergarten Sonnengarten und das Awo Mütterzentrum in Büderich saniert, um 55 Personen aus der Ukraine eine erste Unterkunft zu bieten.

 Der ehemalige Kindergarten Sonnengarten am Laacher Weg in Büderich wird in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt.

Der ehemalige Kindergarten Sonnengarten am Laacher Weg in Büderich wird in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Mehr als 60 registrierte Geflüchtete aus der Ukraine hat die Verwaltung der Stadt Meerbusch bis zum 10. März gezählt. Mittlerweile dürften es viel mehr sein, auch weil längst nicht alle sofort registriert werden.

Bislang konnten die Menschen aus dem Kriegsgebiet privat in der Stadt untergebracht werden. „Die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Meerbuscher Bürger und Vereine sind sehr groß“, berichtet Erster Beigeordneter Frank Maatz. Zwischen 80 und 100 Angebote für private Wohnmöglichkeiten gingen aktuell bei der Stadt ein, was ihn sehr freue. Denn, so Maatz weiter: „Diese Wohnform mit direkter sozialer Anbindung bietet den Geflüchteten hier einen besseren Start als in einer Sammelunterkunft.“

Dennoch stellt sich die Verwaltung schon jetzt darauf ein, dass künftig nicht mehr alle Geflüchteten privat untergebracht werden können. „Die Entwicklung ist dynamisch“, so Maatz. „Und falls es demnächst auch Zuweisungen durch den Bund gibt, müssen wir anders handeln und vorbereitet sein.“ Deshalb qualifiziert und saniert die Stadt derzeit in Büderich zwei Unterkünfte für Geflüchtete: Das sind der ehemalige Kindergarten Sonnengarten am Laacher Weg, der ab Ende März Platz für rund 40 Personen bieten soll. Außerdem das benachbarte Awo Mütterzentrum mit Platz für 15 Menschen. Vorrangiges Ziel sei es, so Maatz, dass die Ukraine-Flüchtlinge nicht in den bestehenden städtischen Unterkünften wohnen sollen. „Denn wir haben es hier meist mit Frauen und Kindern zu tun, viele von ihnen sind traumatisiert“, so Maatz. Für diese Menschen sei es wichtig, dass sie ausreichend Privatsphäre hätten und erst einmal Ruhe fänden.

Aus demselben Grund sollen, so die Pläne der Verwaltung, auch die geflüchteten Kleinkinder erst einmal separat in Brückenprojekten und nicht in einer großen Kita betreut werden. „Die Grundschulkinder“, so Frank Maatz weiter, „sollen vorrangig in einer Seiteneinsteigerklasse in der Nikolaus-Grundschule in Osterath unterrichtet werden. Dort ist aktuell Platz.“ Eine weitere Seiteneinsteigerklasse mit muttersprachlicher Betreuung soll für ältere Jungen und Mädchen in der Realschule Osterath gebildet werden. „Dort haben sich teilweise schon Kinder aus der Ukraine vorgestellt“, berichtete Maatz in der jüngsten Sitzung des Stadtrats.

Grundsätzlich bemühten sich Politik und Verwaltung, den Geflüchteten den Start in Meerbusch so problemlos wie möglich zu gestalten. Einmal wöchentlich setzten sich beispielsweise Vertreter von Stadt und Vereinen an einem „runden Tisch“ zusammen, um entsprechende Pläne auszuarbeiten, berichtete Bürgermeister Christian Bommers ebenfalls im Rat.

Ein Problem, das schon jetzt offensichtlich wurde: Um ihren Fingerabdruck bei der zuständigen Ausländerbehörde abzugeben, müssen die Geflüchteten extra nach Grevenbroich fahren. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist das ein riesiger Aufwand.

Unterstützung, um zum Ausländeramt zu kommen

Es sei aber auch nicht möglich, dass die Ausländerbehörde vorübergehend eine Art Zweigstelle in Meerbusch einrichtet, erklärte Maatz. Also sind die Menschen auf Unterstützung angewiesen, um zum Ausländeramt zu kommen. In diesem Zusammenhang regte Grünen-Fraktionschef Jürgen Peters an, einen Shuttle-Service einzurichten, der die Geflüchteten aus Meerbusch an bestimmten Tagen nach Grevenbroich fährt. „Eine gute Idee, die wir prüfen werden“, sagte Bürgermeister Bommers zu dem Vorschlag.

Bommers und seine Kollegen aus dem Rhein-Kreis Neuss tauschten sich auch regelmäßig auf Kreisebene aus, berichtete er. So sei beispielsweise ein Tool mit den wichtigsten Fragen und Antworten für Geflüchtete und freiwillige Helfer in deutscher, englischer und ukrainischer Sprache rund um die Fluchtsituation entstanden, das ständig aktualisiert und auch auf der Webseite der Stadt Meerbusch veröffentlicht wird.

Ein Sprecher des Rhein-Kreises berichtet, dass in den vergangenen Tagen im gesamten Kreisgebiet die Zahl der Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet stark angestiegen sei. Auch hier seien es meist Frauen mit ihren Kindern, deren Männer in der Ukraine bleiben mussten. „Diese Menschen, die unverschuldet in eine solche Notsituation geraten sind und die aus Angst um ihr Leben ihre Heimat verlassen mussten, haben jede Solidarität und Unterstützung verdient. Um auch kurzfristig ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, bitten wir Wohnungseigentümer, mögliche Unterbringungsmöglichkeiten zu melden“, heißt es in einem gemeinsamen Appell von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und den Bürgermeistern der kreisangehörigen Kommunen. Dabei könne es sich sowohl um Wohnungen als auch um einzelne Räume in einem privaten Haus handeln. Interessenten sollten sich unmittelbar an ihre Stadtverwaltung wenden. Parallel arbeiteten die Kommunen und der Kreis daran, zusätzliche eigene Unterkünfte für die Geflüchteten einzurichten.

„Die kommenden Wochen werden für uns eine besondere Herausforderung und noch einmal alle unsere Kräfte fordern. Gemeinsam wird es uns gelingen, diese Situation zu meistern und den Geflüchteten die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen“, blicken Landrat und Bürgermeister auf die nächste Zeit. Sollten eine Million Geflüchtete nach Deutschland kommen, würden hiervon etwa 5000 auf das Kreisgebiet entfallen.

„Die überwältigende Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung und von Unternehmen löst bei uns eine tief empfundene Dankbarkeit aus“, so die Verwaltungsspitzen weiter.