Kultur in Meerbusch Will Brüll und die Mühle

Osterath · Heute vor drei Jahren starb der Künstler Will Brüll im Alter von 96 Jahren. Seit 1955 lebte und arbeitete er in der umgebauten Windmühle in Osterath. Diese soll saniert werden, doch noch fehlt Platz, um das Gebäude leer zu räumen.

 In der Einfahrt der Brüll-Mühle erwartet die Besucher eine Skulptur mit aufmerksamem Blick.

In der Einfahrt der Brüll-Mühle erwartet die Besucher eine Skulptur mit aufmerksamem Blick.

Foto: Sonja Schmitz

Wer dem Künstler Will Brüll zu Lebzeiten nie begegnet ist, der kann bei einem Besuch in der Osterather Mühle nachempfinden, was ihn umtrieb. Auf Schritt und Tritt finden sich dort drei Jahre nach seinem Tod unzählige Spuren seines Lebens und Schaffens. Hundert Jahre wäre er im November geworden. „Bis zuletzt war er jede Minute seines Lebens mit Kunst beschäftigt, arbeitete oder machte Notizen“, berichtet Kerstin Lammertz-Lang. Die Mitarbeiterin der Brüll-Houfer-Stiftung erfasst und ordnet den Nachlass des Künstlers.

Für die Sanierung der Mühle muss diese ausgeräumt werden. Doch dazu fehlt Platz. „Wir suchen Lagerräume, die erschwinglich sind“, sagt Kerstin Lammertz-Lang.

 Ein Selbstportrait von Will Brüll aus dem Jahr 1946.

Ein Selbstportrait von Will Brüll aus dem Jahr 1946.

Foto: Sonja Schmitz

Als Student der Kunstakademie lebte Will Brüll zunächst noch in Viersen in seinem Elternhaus. Auf der Fahrt nach Düsseldorf mit seiner Vespa kam er fast täglich an der verfallenen Osterather Mühle vorbei. „Ich war von der Größe und diesem Rundraum fasziniert – obgleich der Zustand grausig war; angefüllt mit alten Karren und Müll, konnte man durch regendurchtränktes Gebälk in den grauen Winterhimmel schauen, keine Türen, keine Fenster, nur Öffnungen, durch die der Wind pfiff. Die will ich haben!“, erzählte Will Brüll der Meerbuscher Malerin und Schriftstellerin, die ein Buch über sein „Leben im Gesamtkunstwerk“ verfasste. 

 Ein Stillleben im Schlafzimmer von Wills Frau Anneliese Holte.

Ein Stillleben im Schlafzimmer von Wills Frau Anneliese Holte.

Foto: Sonja Schmitz

Mit viel Aufwand verwandelte Will Brülls Bruder Karl, der Architekt war, Mitte der 1950er-Jahre die Mühle in ein einzigartiges Wohnhaus über mehrere Etagen. Es ist das Haus eines Künstlers und Sammlers: Fundstücke, Bilder, Fotos und Objekte spiegeln seine Anteilnahme und Auseinandersetzung mit Menschen, Natur und Kunst und inspirieren ihn zu weiteren Werken. Fotos und Porträts von der Familie, von Weggefährten aus der Kunstakademie wie Joseph Beuys und Günther Grass finden sich an den Wänden genauso wie vom Rauhaardackel seiner Frau Anneliese Holte-Houfer. 

 Der eingebaute Fernseher wurde von einem Bild verdeckt.

Der eingebaute Fernseher wurde von einem Bild verdeckt.

Foto: Sonja Schmitz

Jeder versteckte Winkel in der Mühle wurde genutzt. Die Rückseite der Treppe hat Fächer für ein Bücherregal, in die Ausbuchtungen der Mühlengänge sind Vitrinen eingelassen. Es gibt in diesem Haus jede Menge zu entdecken. Etwa einen ungewöhnlichen Violinenkasten aus warm glänzendem Holz, die Geige darin ist aus Edelstahl, anstelle eines Bogens liegt eine Säge im Kasten. „Das war sein schwarzer Humor“, sagt Kerstin Lammertz-Lang.

 Zahlreiches Werkzeug des Künstlers lagert in Regalen.

Zahlreiches Werkzeug des Künstlers lagert in Regalen.

Foto: Sonja Schmitz

Eine humorvolle Erinnerung an seine künstlerischen Anfänge: eine Aktzeichnung, die sein Vater wutentbrannt zerrissen und halb zerknüllt hatte – eingerahmt als Gesamtkunstwerk.

 Ein alter Mühlstein wurde auf der Terrasse vor eine Eckbank platziert.

Ein alter Mühlstein wurde auf der Terrasse vor eine Eckbank platziert.

Foto: Sonja Schmitz

Faszination Brülls für Bewegung und blitzende Oberflächen

Aus seiner Zeit als Flieger im Zweiten Weltkrieg nahm er die Faszination für die Bewegung im Raum und hell blitzenden Oberflächen mit, die sich in seinen dreidimensionalen Skulpturen aus Edelstahl widerspiegeln. Das Credo eines Künstlers: Es kommt eben immer darauf an, was man daraus macht. Das gilt auch für die Mühle und ihren Garten. Die Stiftung möchte diesen besonderen Ort für Kulturveranstaltungen zugänglich machen. „Es gibt am Niederrhein sehr fein sanierte Mühlen. Das würde ich auch dieser Mühle wünschen“, sagt Kerstin Lammertz-Lang.