Digitalisierung in Meerbusch Kein Geld für Digitallotsen

Meerbusch · Ein Konzept sieht zwei Stellen vor, die die Mitarbeiter der Verwaltung bei der Digitalisierung unterstützen.

Digitallotsen sollen in Meerbusch die Verwaltungsmitarbeiter bei der Transformation des Arbeitsalltags begleiten.

Foto: dpa/Martin Schutt

Die Arbeitswelt verändert sich – das gilt für die freie Wirtschaft genauso wie für die Meerbuscher Stadtverwaltung. Mit der steigenden Digitalisierung des Alltags kommen auf die Mitarbeiter immer neue Herausforderungen zu; die Umstellung kann gerade neben dem Tagesgeschäft schwer fallen. Um den Teams in diesem Prozess unter die Arme zu greifen, hat die Stadt geplant, sogenannte Digitallotsen zu beschäftigen, speziell geschulte Mitarbeiter, die den Kollegen helfen sollen, mit neuen Abläufen und Techniken zu arbeiten und generell die Akzeptanz im Bezug auf die Digitalisierung der Arbeit zu verbessern.

Acht Seiten stark ist das Konzept geworden, dass die Aufgaben der Digitallotsen und die geplanten Abläufe beschreibt. Die Politiker haben im Digitalausschuss einstimmig dafür votiert, das Papier in die Praxis umzusetzen. Aber: Es fehlt am Geld. Aufgrund der angespannten Haushaltslage können in Meerbusch keine nicht anderweitig finanzierten oder gesetzlich vorgeschriebenen Stellen geschaffen werden – somit wird es zumindest im kommenden Jahr keine Digitallotsen in der Verwaltung geben. „Dennoch soll das Konzept zukünftig als Leitlinie und Grundbaustein dienen, um die Digitalisierung in der städtischen Verwaltung langfristig voranzutreiben und die Mitarbeitenden auf diesem Weg mitzunehmen und zu unterstützen“, heißt es von der Stadt gegenüber dem Digitalausschuss. Ob die Stadtfinanzen sich in den kommenden Jahren so gestalten, dass die Schaffung dieser Stellen möglich wird, bleibt derweil offen. Der Wille, die Digitallotsen als Begleiter der notwendigen Veränderungen einzuführen, ist aber da.

Eine Projektgruppe
wurde ins Leben gerufen

Die zunehmende Digitalisierung der Verwaltung verändert nach und nach sämtliche Prozesse und Leistungen und betrifft alle Fachbereiche der Stadt. „Dieser Prozess kann aber nur gelingen, wenn auf allen Verwaltungsebenen eine Haltung von Vertrauen, Offenheit und Neugier gegenüber der Digitalisierung entwickelt wird. Dies setzt voraus, dass diesbezügliche Ängste wahr- und ernst genommen werden“, so die Verwaltung. Genau dies sind die Ziele der Digitallotsen.

Um deren Aufgabenprofile zu planen, wurde im April dieses Jahres eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Diese hat das nun vorliegende Konzept erarbeitet. Verwaltungsintern wurde es als praxistauglich bestätigt. Vorgesehen war jeweils eine neue Stelle für das Dezernat II, welches die Themenbereiche Jugend, Soziale Hilfen, Schule, Sport und Kultur umfasst, und eine Stelle für das Dezernat III mit den Aufgabenbereichen Stadtplanung, Straßen und Kanäle, Grundstücke, Immobilien sowie dem Baubetriebshof, Friedhöfen und Grünflächen. Diese beiden Stellen sollen die digitale Transformation unterstützen und Vermittler zwischen dem Prozess der Digitalisierung und den jeweiligen Fachbereichen sein. „Ihr Fokus liegt darauf, die Fachbereiche in der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten zu unterstützen und voranzutreiben, Teilprojekte zu leiten und die Identifikation geeigneter Maßnahmen zu gewährleisten“, heißt es im Konzept. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Mitarbeiter der Verwaltung mit den neuen digitalen Anforderungen klarkommen“, so Thorsten Voss, Abteilungsleiter Verwaltungsmanagement, der in die Erstellung des Konzepts involviert war. Daher ist es wichtig, dass die Digitallosen bei den Mitarbeitern Verständnis für die Notwendigkeit dieser Prozesse erreichen und diese bei der Umsetzung unterstützten, etwa durch Tipps bei der Anwendung digitaler Tools.

Es ist aber auch klar definiert, was nicht in diesen Aufgabenbereich fällt. So sollen die Digitallotsen nicht die Aufgaben des Koordinators für die Auftragsdatenverarbeitung (ADV) übernehmen, auch nicht als Internet-Redakteure etwa für die städtische Web-Präsenz zuständig sein. Sie übernehmen in den Abteilungen keine fachlichen Aufgaben und sind gegenüber den Mitarbeitern, die sie im digitalen Prozess unterstützen, nicht weisungsbefugt.

Als Voraussetzungen für die Stellen der Digitallotsen werden Kenntnisse in den Bereichen Moderationstechnik, Projekt-, Prozess- und Chancenmanagement sowie Rethorik und Qualitätsmanagement genannt. Außerdem gehören regelmäßige Fortbildungen zur Stellenbeschreibung. „Es geht um Menschen, die erklären und motivieren, nicht um Techniker oder Programmierer“, sagt Niklas Loerper von der Abteilung Chief Digital Officer der Stadtverwaltung. Obwohl vorerst keine finanziellen Mittel für eine Ausschreibung dieser Stellen zur Verfügung stehen, soll das Konzept nicht in Vergessenheit geraten. Dezernentin Bettina Scholten: „Wir wollen es nicht in der Schublade lassen, sondern versuchen, in dem Thema weiterzukommen – mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen.“ Die Politik drängt darauf, möglichst schnell die entsprechenden Mittel zu finden. Hans-Günter Focken, SPD: „Das ist ein wichtiges Konzept, dessen Aufgaben aber nicht nebenbei umgesetzt werden können.“