Kultur in Meerbusch Krumi liest wieder vor Publikum vor
Büderich · Während der Pandemie hat sich Wolfgang Krumnacker mit Online-Lesungen ein Stammpublikum aufgebaut, mit Hörern aus Österreich, der Schweiz und New York. Die Lesung in der Bibliothek muss erst wieder bekannt werden.
Zehn Minuten vor Beginn seiner Lesung ist bei Wolfgang „Krumi“ Krumnacker eine leichte Nervosität spürbar. Erwartungsvoll sitzt er am Freitagnachmittag im ersten Stock der Stadtbibliothek in Büderich. Vor ihm ein Halbkreis aus Stühlen, großen und kleinen. „Ich bin etwas aufgeregt“, gibt er zu. „Natürlich nicht wegen des Vorlesens. Aber ich mache mir Gedanken, ob gleich auch Kinder kommen werden.“
Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren findet seine beliebte Bücherstunde wieder öffentlich statt. Parallel zur Übertragung via Instagram, die Krumi seit der Pandemie betreibt und auch beibehalten will. „Meine Lesung im Internet ist ein voller Erfolg“, erzählt er. „Ich habe dafür ein Stammpublikum gewonnen, mit Zuhörern aus ganz Deutschland, aus Österreich, Italien und der Schweiz.“ Der Knaller aber ist für ihn ein ständiger Gast aus New York, ein Illustrator, der sich jeden Freitag einklinkt.
Es ist 16.30 Uhr. In der Bibliothek hat Krumi die Technik für die Übertragung eingerichtet und die drei Bücher, die er vorstellen will, in Reichweite gelegt.
Nur mangelt es beim pünktlichen Start leider am Zustrom von Meerbuscher Kindern. Nur ein einziges Mädchen hat sich mit seinem Papa eingefunden. Und dann noch eine junge Frau. Warum ist sie hier, so ohne Kind? „Aus Interesse“, antwortet sie. „Ich wollte mal sehen, wie er das macht.“
Gut macht er es, der erfahrene Leseonkel. Wolfgang Krumnacker wurde als vielseitiges Büdericher Original bekannt. Er ist gelegentlich als Zauberer unterwegs und schreibt launige Geschichten und Satiren. Als Vorleser tritt er bereits seit 18 Jahren in Erscheinung, gern auch bei Stadtfesten, wo sich die Kinder begeistert um den freundlichen Mann mit dem grauen Bart scharen.
Beim Neustart in der Bibliothek lässt er sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Fröhlich stülpt Krumi ein grünes Stoff-Krokodil über die Hand und hält es in die Kamera. Vor seinem „Kroki“ müsse sich niemand fürchten, versichert er. Zuerst liest er das reich bebilderte Buch „Das bunteste Schneckenhaus der Welt“ vor und zeigt jedes Mal auch die Illustrationen.
Danach stellt er eines seiner Lieblingsbücher vor: „Der Prinz muss mal Pipi“, und zuletzt „Kater Levi und seine Abenteuer.“ Nur Bücher, die ihm selber gefallen, kommen in die engere Wahl. „Kindgerecht und liebevoll gestaltet“, führt er aus. Auch die Zeichnungen müssen ansprechend sein: „Was ich gar nicht mag, sind harte Comics mit hässlichen Fratzen.“
Früher wandte er sich mit seinen Wünschen selber an die Kinderbuch-Verlage. Seit der Verbreitung über Instagram schicken sie ihm von sich aus Offerten. „Allein vorige Woche kamen fünf solche Mails bei mir an“, erzählt er. So kann er langfristig planen und zufrieden verkünden: „Bis zum 19. Juni steht mein Programm schon fest.“
Seine Zuschauer und er seien während der Pandemie zu einer tollen Gemeinschaft zusammengewachsen, berichtet er noch: „Oft bekomme ich sehr nette Grüße und Briefe, eine schöne Anerkennung meiner Arbeit.“
Natürlich hätte er sich bei seinem lang ersehnten ersten Auftritt vor Publikum mehr Aufmerksamkeit gewünscht. „Es muss sich eben erst herumsprechen, dass man wieder zu mir in die Bibliothek kommen kann“, übt er sich in Gelassenheit. Auch künftig wird Krumi Kindern ab vier Jahre regelmäßig vorlesen. Immer an Freitagen und im Wechsel: einmal öffentlich, einmal in seiner Küche in der Oststraße, dort aber nur über Instagram.
Näheres unter www.krumnacker.info und bei Instagram: