Historisches in Meerbusch Historische Geschichten aus Meerbusch

Meerbusch · Sieben Autoren gehen in den Meerbuscher Geschichtsheften 38 spannenden Fragen auf den Grund. Jetzt sind die Hefte mit 14 Aufsätzen in den Verkauf gegangen und wurden bei Mrs Books in Osterath der Öffentlichkeit präsentiert.

Freuen sich über das Erscheinen des 38. Meerbuscher Geschichtsheftes (v.l.): Robert Rameil, Norbert Schöndeling, Bernhard Kubitzke, Paul Schöndeling, Matthias Meusch und Mike Kunze.

Foto: RP/Mike Kunze

(Red) Das Cover des neuen Meerbuscher Geschichtsheftes ziert ein Gemälde des Osterather Wienenhofes. Das imposante Gut und seine Bewohner prägte über ein halbes Jahrtausend die Dorfgeschichte, bevor es 1979 im Rahmen einer Feuerwehrübung abbrannte, berichtet Robert Rameil. Dabei geht er auch auf den Bezug des Anwesens zum Heiligen Grab in Jerusalem ein.

Ebenfalls aus der geistlichen Sphäre berichtet Norbert Schöndeling. Der Osterather Professor hat recherchiert, dass zwischen 1844 und 1953 etliche Kölner Erzbischöfe seinen Heimatort besuchten, wobei einiger Pomp entfaltet wurde. 1932 gab es auf dem jüdischen Friedhof einigen Tumult, was sich in zeitgenössischen Presseberichten niedergeschlagen und in Osterath für einige Aufregung gesorgt hat. Offenbar betrachtete die Bevölkerung Begräbnisse damals als „Unterhaltungsprogramm“. In einem dritten Beitrag spürt Schöndeling zuletzt dem Kaplan Hillmer nach, der sich zuerst weit über Osterath hinaus einen Ruf als exzellenter Redner erwarb. Er stellte Nazis an den Pranger. Zuletzt lebte er mit einer verheirateten Frau in Hiddesen zusammen.

Fast ebenso vergessen wie Hillmer ist heute der Lanker Amtsbürgermeister Eugen Connemann, der 1933 noch die Hakenkreuzfahne vom Bürgermeisteramt abhängen ließ und ein Jahr später von den Nationalsozialisten in den Ruhestand verbannt wurde. Mike Kunze legt nun eine umfangreiche Biografie vor, die vom Kaiserreich bis zum Dritten Reich das Portrait eines rührigen und weitblickenden Bürgermeisters zeichnet. Eine bunte Karte von 1782 im Büdericher Kirchenarchiv dient dem Landeshistoriker als Aufhänger für einen Aufsatz über den Niederlöricker Sommershof. Außerdem berichtet Kunze über zwei Prozesse vor dem Linner Gericht, bei denen es um eine illegale Soldatenwerbung des Jahres 1726 in Lank und eine Rüge des anmaßenden Latumer Hofgerichtes von St. Quirin geht. Zuletzt entfaltet Kunze anhand eines Ehevertrages von 1736 die wechselvolle Lebensgeschichte der dreimal verheirateten Erbtochter und 15-fachen Mutter Catharina Eicker vom Strümper Meerhof.

Spannungsfeld von Stadtwappen und Stadtlogo im Fokus

Mit dem Spannungsfeld von Stadtwappen und Stadtlogo beschäftigt sich Stephan Haag. Vor 50 Jahren wurde Meerbusch das in der Fachwelt hochgelobte Stadtwappen als Hoheitszeichen verliehen. Heute wird es zunehmend durch das wellenförmige Stadtlogo verdrängt.

Mit der spannenden Zeit der Stadtgründung und dem Kampf um den Erhalt von Meerbusch bis Mitte der 1970er Jahre befasst sich die Stadtchronik von Stadtarchivar Michael Regenbrecht. Der pensionierte Staatsarchivdirektor Paul Hoffmann entführt den Leser dann ins Mittelalter und belegt eindrucksvoll wie der Ossumer Rincveltshof zu seinem Namen kam und welche illustren Besitzer die frühen Geschicke des 1916 abgebrannten Hofes bestimmten.

Neu in der langen Reihe der seit 1984 verzeichneten Autoren ist Matthias Meusch vom Landesarchiv NRW. Er berichtet von einem Bestand von insgesamt 35 Fotografien, die teils aus einem Zeppelin aufgenommen wurden. Fünf dieser Luftansichten des Rheins in Meerbusch sind auch in der kürzlich erschienenen Publikation „Historische Bilder des Rheinlands“ zu sehen. Für Rameil, der die Geschichtshefte seit 1984 begleitet, ist es eine besondere Freude, dass der Verein bisher in jedem Heft einen neuen Autor gefunden hat. Den Abschluss bilden ein Bericht über die Aktivitäten des Geschichtsvereins Meerbusch im ablaufenden Jahr und das ambitionierte Jahresprogramm 2022 mit zahlreichen Vorträgen, Ortsbegehungen und den vier traditionellen Mundartabenden.

Kunze betonte als Vorsitzender, dass es eine großartige Leistung vieler Beteiligter sei, seit 38 Jahren kurz vor dem Advent einen neuen Band der Geschichtshefte ausschließlich mit Ehrenamtlern herzustellen, der „eigentlich unter keinem Meerbuscher Weihnachtsbaum fehlen darf“. Schließlich deckt der Verkauf die Kosten des ehrgeizigen Projektes, auf das eine Stadt wie Meerbusch stolz sein dürfe, wie Kunze findet: „Kaum eine Stadt in unserer Größenordnung hat ein solch qualitativ hochwertiges Jahrbuch.“