Sport in Meerbusch Der 19-Jährige möchte in wenigen Jahren an den größten Radrennen teilnehmen
Bösinghoven · Der 19-jährige Ole Theiler aus Bösinghoven ist einer der besten deutschen Nachwuchs-Rennradfahrer. Sein Ziel ist, später regelmäßig an der Tour de France und den Olympischen Spielen teilzunehmen.
Sein Abitur an der Städtischen Maria-Montessori-Gesamtschule in Büderich wünscht sich Ole Theiler sehnsüchtig herbei. Im Frühjahr dieses Jahres ist es so weit. „Ich bin heilfroh, wenn ich die Schule endlich hinter mir habe und ich mich dann zu hundert Prozent auf meinen Sport konzentrieren kann“, sagt der 19-Jährige, der zu den größten Radsporttalenten in Deutschland gehört.
Im Jahr 2020 wurde der Bösinghovener im U19-Bereich deutscher Vizemeister am Berg, landete bei den nationalen Meisterschaften auf Platz vier und schloss die Rad-Bundesliga auf Rang drei ab. Im vergangenen Herbst errang Theiler mit der Deutschen Meisterschaft im Mannschaftszeitfahren den bislang größten Titel seiner noch jungen Karriere. Zusammen mit Jon Knolle setzte sich das für den SKS Team Sauerland startende Duo damals auf dem 50 Kilometer langen Kurs von Genthin (Sachsen-Anhalt) in 52:36 Minuten souverän durch. „Es war ein besonderer Moment nach all der harten Arbeit“, erinnert sich Theiler zurück.
Pro Woche rund 500 bis 1000 Kilometer auf dem Rennrad
Auf diesem Erfolg ausruhen will sich der Bösinghovener selbstverständlich nicht. Er möchte in wenigen Jahren möglichst regelmäßig an den weltweit größten Radrennen teilnehmen. „Möglichst dauerhaft bei der Tour de France, den Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen dabei zu sein, das ist mein großes Ziel“, sagt Theiler.
Um sich diesen Traum zu erfüllen, arbeitet der gebürtige Viersener hart. Mehr als 20 Stunden und damit rund 500 bis 1000 Kilometer pro Woche spult Ole Theiler auf seinem Rennrad ab. Meerbusch und Umgebung kennt er inzwischen in- und auswendig. „Im Umkreis von etwa 70 Kilometern gibt es kaum einen Winkel, in dem ich noch nicht gefahren bin“, sagt der 19-Jährige.
Das hohe Pensum fordert seinen Tribut. Fast jede zweite Woche fehlt Theiler im Unterricht, weil er mit seinem Rennstall – seit 1. Januar 2022 steht er beim Team Lotto-Kernhaus unter Vertrag – oder der deutschen U23-Nationalmannschaft auf Rundfahrten, in Trainingslagern oder bei Lehrgängen weilt. „Meine Schule ist in dieser Hinsicht zum Glück sehr kooperativ – und meine Noten leiden bislang auch nicht unter meiner häufigen Abwesenheit.“
Seine Liebe zum Radsport entdeckte Theiler recht spät. Erst im Alter von zwölf Jahren bekam er sein erstes Mountainbike geschenkt. Obwohl er zum Training immer den weiten Weg mit dem Bus von Bösinghoven nach Krefeld-Hüls auf sich nehmen musste, war er von Beginn an Feuer und Flamme. Nach zwei Jahren folgte schließlich der Umstieg aufs Rennrad. Schnell erkannten die Trainer bei „Staubwolke Fischeln“ sein großes Talent. Seit der U17 gehört Theiler nun schon fest dem Bundeskader an. Direkte Vorbilder hat er nicht, stattdessen schaut er sich bei allen Topfahrern etwas ab. Aufgrund seiner Körpergröße von 1,85 Meter dürfte Theiler in Zukunft wohl eher kein Kandidat für die Gesamtwertungen bei der Tour de France, dem Giro d‘Italia oder der Vuelta a Espana sein. Er richtet seinen Fokus stattdessen mehr auf die Zeitfahretappen oder die großen Tagesklassiker wie Paris Roubaix, Mailand Sanremo oder die Flandern-Rundfahrt. „Ich habe normalerweise hinten heraus immer noch viel Power in meinen Beinen, sodass ich bei diesen Rennen am ehesten meine Stärken einbringen könnte“, mutmaßt Theiler.
Bis es so weit ist, muss der Bösinghovener noch viel Erfahrung im U23-Bereich sammeln, dem er seit dem Vorjahr angehört. „Nur die absoluten Top-Talente schaffen in meinem Alter direkt den Sprung zu den Profis. Der gesündere Weg ist der Weg über die U23, weil man sich dort in Ruhe entwickeln kann“, sagt Theiler. In diesem Jahr warten im Juni die EM in Portugal und im September die WM in Australien auf die besten Nachwuchsfahrer. „Ich werde alles dafür tun, bei diesen Meisterschaften die deutschen Farben zu vertreten“, sagt Theiler.
Nach dem Abitur werde er zunächst für ein oder zwei Jahre alles auf eine Karte setzen, um sich den Traum von einer Profikarriere zu erfüllen. Dass er den nötigen Biss mitbringt, bewies er unlängst. Bei einem Sturz erlitt der damals 18-Jährige im Frühling 2020 schwere Gesichtsverletzungen. Nur eine Woche später saß er trotzdem wieder auf seinem Rad und trainierte wieder. Theiler: „Eine hohe Schmerztoleranz und eine gewisse Leidensfähigkeit braucht man in diesem Job. Sonst kann man es gleich vergessen.“