Fluglärm über Meerbusch Fluglärm: Politiker wollen zweite Messstelle

Die Fraktion UWG/Freie Wähler fordert zudem eine Verpflichtung zum Steilstartverfahren.

Die UWG-Fraktion will in unmittelbarer Nähe von St. Mauritius eine Messstation installieren lassen.

Foto: Röse

Die Schüler im Mataré Gymnasium an der Niederdonker Straße in Büderich müssen im Sommer die Fenster schließen, weil der Lärm der Flugzeuge den Unterricht stört. Andere Büdericher klagen über gesundheitliche Probleme wie Schlaflosigkeit und Herzrasen. Wieder andere vermeiden es, wegen der Lautstärke, überhaupt noch Gäste einzuladen. „Viele Empfindungen sind subjektiv und lassen sich nicht eindeutig auf den Fluglärm zurückführen“, sagt Lothar Keiser, Fluglärmexperte der Fraktion UWG/Freie Wähler und außerdem Mitglied bei der Initiative „Bürger gegen Fluglärm“.

Er kennt die Klagen der Bürger aus zahlreichen Gesprächen. „Fakt ist, dass der Fluglärm in Meerbusch, speziell in Büderich, über Jahre scheibchenweise immer mehr wurde“, sagt Keiser. „Und wir haben die Erfahrung machen müssen, dass Angaben des Flughafens zu anderen Ergebnissen führten als zunächst behauptet. Deshalb brauchen wir verlässliche Zahlen, um die Werte ständig kontrollieren zu können.“

Zuletzt hatte beispielsweise die Auswertung der Daten einer mobilen Fluglärm-Messstelle an der Ecke Am Roten Kreuz und Kanzlei bewiesen, dass das sogenannte Steilstartverfahren NADP1 tatsächlich weniger Lärm erzeugt als das Flachstartverfahren NADP2. „Jahrelang konnten wir das nur behaupten, die Station hat uns endlich die entsprechenden Fakten geliefert“, erzählt Keiser. „Aber das Gerät stand dort zuletzt im Jahr 2018 und auch nur für rund sechs Monate“, kritisiert der Büdericher. Die UWG beantragt in der Sitzung des Hauptausschusses am Mittwoch (5. Februar, 17 Uhr, Neusser Feldweg), dass die Stadt Meerbusch den Flughafen Düsseldorf auffordert, eine feste zweite Messstelle zu installieren. Aktuell steht die einzige am Rhein. „Wir wollen eine zusätzliche Station mitten im Zentrum von Büderich, ideal wäre ein Standort an der Kirche St. Mauritius“, sagt Keiser.

Weiteres Anliegen der Fluglärmgegner: Der Flughafen soll den Airlines das Steilstartverfahren NADP1 nicht nur empfehlen – so steht es seit 5. Dezember 2019 im deutschen Luftfahrthandbuch – sondern vorschreiben. Beim Steilstart nehmen die Flugzeuge schnell an Höhe auf, fliegen also während des Startvorgangs höher über der Stadt. „Das bedeutet für die Menschen unten weniger Lärm, Giftstoffe und Feinstaub“, erklärt Keiser. Beim sogenannten Flachstartverfahren NADP2 verbrauchen die Flugzeuge weniger Kerosin und gewinnen schneller an Tempo. „So kann der Flughafen mehr Flieger losschicken, was natürlich in seinem Interesse liegt“, erklärt Keiser. Allerdings fliegen die Flugzeuge in niedrigerer Höhe über den Ort. Heißt: mehr Lärm. Keiser: „Vor rund zehn Jahren ist der Flughafen Düsseldorf auf das Flachstartverfahren gewechselt, ab 2014 wurde die Höhe nochmals herabgesetzt. Seitdem ist die Verschlimmerung in Sachen Lärm unerträglich.“

Er begrüßt es daher, dass auch die SPD-Fraktion am Mittwoch mit einer entsprechenden Anfrage in den Hauptausschuss geht. Die SPD Fraktion will wissen, was die Meerbuscher Stadtverwaltung tun kann, damit die Airlines in Düsseldorf den empfohlenen Steilstart tatsächlich umsetzen. Aktuell entscheiden sich die meisten Airlines für den Flachstart. Die SPD bringt deshalb eine mögliche Gebühr ins Spiel, um ein Umdenken bei den Fluggesellschaften zu erreichen. In Berlin etwa soll ein solches Lärmentgelt nun tatsächlich eingeführt werden.

Die UWG will jetzt von einem Lufthansa-Angestellten erfahren haben, dass am 23. Januar für Piloten die Information herausgegeben wurde, in Düsseldorf verbindlich den Steilstart zu wählen. Nur sieben Tage später hieß es dann, das Ganze sei ein Missverständnis gewesen. Dazu erklärt Ronald Heyne von der Deutschen Flugsicherung, Tower Düsseldorf: „Wir können kein Startverfahren vorschreiben, sondern nur eine Empfehlung mitgeben.“ Und die stehe seit 5. Dezember im Luftfahrthandbuch. Er betont: „Alle Startverfahren sind darauf angelegt, möglichst wenig Lärm zu machen.“ Trotzdem möchte die UWG-Fraktion Aufklärung. Die Bürgermeisterin soll sich in der nächsten Fluglärmkommission erkundigen, ob und wie die Änderung kommuniziert wurde.

Die Sache ist also kompliziert. Das stellt auch Lothar Keiser immer wieder bei Diskussionen in den politischen Gremien fest. „Dort ist das Interesse am Thema Fluglärm teils sehr gering, weil es ein sehr spezielles und kompliziertes Thema ist, das noch dazu nicht alle Meerbuscher Ortsteile betrifft.“ Er spricht sich dafür aus, öfter den Rat von Fachleuten einzuholen, sich Dinge erklären zu lassen und endlich wieder den Lärmausschuss einzuberufen. „Der hat schon ewig nicht mehr getagt, dabei haben wir in Meerbusch ja nicht nur ein Problem mit Fluglärm, sondern auch mit Lkw-Lärm.“ Ein Lob gibt es für Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage. Lothar Keiser: „Es hat lange gedauert, wir mussten als Fraktion viel Druck machen. Aber mit der Unterstützung der Bürger gegen Fluglärm hat die Bürgermeisterin schließlich in der Fluglärmkommission immer wieder beharrlich nachgefragt, bis diese den Beschluss umgesetzt hat, im Luftfahrthandbuch den Steilstart zu empfehlen.“