Meerbuscher Senioren-Quartett zeigt hochwertiges Theater
Die Vier gehören zum Düsseldorfer Seniorentheater, das kürzlich ausgezeichnet wurde. Nächste Woche spielt es im Forum Wasserturm.
Wenn Rolf Kaulmann erzählt, dass er im Seniorentheater spielt, blickt er meist in fragende Gesichter. Wenn er aber ergänzt, dass es das „SeTa“ in Düsseldorf ist, folgt häufig ein „Ah, das kenne ich“. Der Meerbuscher steht seit zehn Jahren für das Seniorentheater auf der Bühne — gemeinsam mit drei weiteren Meerbuscherinnen: Gisela Lang, Lis Gansweid und Angelika Niedhart. Die vier kannten sich vorher nicht, kommen sie doch aus verschiedenen Stadtteilen. Erst über das Theater haben sie sich kennengelernt. Nun sitzen sie bei Rolf Kaulmann auf dem Sofa. Es ist die heiße Phase. Um 14 Uhr müssen sie zur Probe.
Das Ensemble inszeniert klassische Theaterstücke. „Brecht, Shakespeare, Fassbinder — das ist unsere Welt.“ Und das ist ihnen ganz wichtig zu betonen: „Wir spielen keine Sketche, kein Bauerntheater“, sagt Kaulmann. „Wir sind zwar Amateure, aber arbeiten mit Profis zusammen.“ So seien professionelle Regisseure, Choreographen, Masken- und Bühnenbildner mit dabei. „Unser Name steht für künstlerische Qualität“, sagt Gansweid.
Das aktuelle Stück „Worte Gottes“ von Ramón del Valle-Inclán hatte im Oktober Premiere gefeiert. Nun kommt das Ensemble mit 17 Schauspielern nach Meerbusch ins Forum Wasserturm. „Es ist etwas Besonderes, zu Hause zu spielen“, sind sie sich einig.
Im Januar 2016 hatten die Proben zu dem Stück begonnen. Es sei, so betonen sie, das Lieblingsstück der Regisseurin Kathrin Sievers. „Und es galt als unspielbar“, wirft Lis Gansweid ein. Sievers habe das Stück von drei auf eineinhalb Stunden gekürzt und und eine Fehde in den Mittelpunkt gestellt: Es geht um zwei verfeindete Familien, die sich um einen schwerbehinderten Jungen streiten — für die Spanier in den 1930er Jahren eine Goldgrube, mit der sie Almosen eintreiben. „Es ist eine Tragikkomödie. Man kann schmunzeln, aber das Lachen bliebe einem im Halse stecken“, sagt Gisela Lang. Die Regisseurin verteilt die Rollen: So spielt Gisela Lang ein trotziges Kind, Angelika Niedhart eine tratschende Dorftante, Rolf Kaulmann einen Macho und Frauenverschleißer und Lis Gansweid eine hartgesottene Trinkerin. Und am Ende, so Gisela Lang, sei jeder mit der Rolle zufrieden, die er bekommt.
Neue Schauspieler starten mit kleinen Nebenrollen und arbeiten sich immer weiter hoch. „Es ist sehr beglückend, wenn man klein anfängt und am Ende als Hauptrolle auf der Bühne steht“, sagt Lis Gansweid. So war es auch bei Angelika Niedhart. Sie ist erst seit einer Spielzeit dabei, hat aber zehn Jahre darauf gewartet, beim Seniorentheater mitspielen zu können. „Das war wirklich ein Traum von mir.“ Erst mit dem Ruhestand aber hatte sie die Zeit, diesen zu verwirklichen. „Man braucht das Feuer in der Seele“, sagt Gansweid und alle nicken. „Und wenn man dann auf der Bühne steht, weiß man, dass man dort richtig ist.“
Und das scheint zu fruchten: So wurde das „SeTa“ als bestes Seniorentheater mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis ausgezeichnet. „Das war wirklich ein Höhepunkt in unserer Zeit“, sagt Gisela Lang.