Meerbuscher arbeitet auf der Aida
Patrick Schlechtendahl bereiste in vier Jahren fast die ganze Welt. Heimweh hat er besonders an Weihnachten.
Dieser Mann ist quasi immer im Dienst und trotzdem stets bester Laune. Man kann ihn schon um sieben Uhr morgens antreffen — auch noch um 23 Uhr nachts. Und das sieben Tage in der Woche. „Kein Problem“ für Patrick Schlechtendahl aus Meerbusch, der sein Fach von der Pike auf gelernt hat und in verschiedenen leitenden Funktionen großer Hotels etwa in Dubai, München oder Hamburg gearbeitet hat. Doch inzwischen hat er „sicheres Land“ nur noch selten unter den Füßen.
Luft 28 Grad, Meer 29 Grad und genügend Wasser unter dem Kiel. An Bord des Kreuzfahrtschiffes Aidabella hat der 33-Jährige Anfang Dezember zusammen mit rund 2000 Passagieren und 600 weiteren Besatzungsmitgliedern Indien und Sri Lanka hinter sich gelassen und im Indischen Ozean Kurs auf Malaysia, Singapur und auf thailändische Hoheitsgewässer genommen. Als Hotelmanager ist Schlechtendahl für mehr als 350 Mitarbeiter aus zig Nationen zuständig, für alle Restaurants, Bars, für Proviantversorgung, für den Kabinenservice, nicht zuletzt auch für die Küche.
Dass gerade die Küche auf einem Kreuzfahrtschiff ein ganz entscheidender Bereich ist, das weiß man, dafür sprechen aber auch die eindrucksvollen Zahlen, die Patrick Schlechtendahl präsentieren kann: „In einer Woche werden zum Beispiel etwa 7,5 Tonnen Fleisch und 680 Kilo Fisch konsumiert“, verrät er. „Qualität und Hygiene müssen natürlich stimmen. Deshalb kommt die Ware überwiegend aus Deutschland und wird von Hamburg aus dorthin verschickt, wo wir uns gerade befinden. Frisches Obst wie etwa Ananas oder Mango kaufen wir auch vor Ort.“
Dass er sich seinen beruflichen Traum erfüllt hat, daran lässt Patrick Schlechtendahl keinen Zweifel. „Auf dem Schiff ist kein Tag wie der andere. Jede Reise bringt immer neue Herausforderungen mit sich. Langweilig wird es hier garantiert nie“, sagt er. „Schon in jungen Jahren so viel Verantwortung übernehmen zu dürfen, das ist an Land meist nicht möglich.“
Fast die ganze Welt hat der Meerbuscher schon bereist, seit er vor vier Jahren erstmals bei Aida „angeheuert“ hat — war in der Ostsee genauso wie in orientalischen Gewässern, auf den Kanaren wie in der Karibik, durfte natürlich auch die sagenumwobene Einfahrt in der New Yorker Hafen erleben.
Dass die Welt aber auch klein sein kann, wird ihm immer wieder bewusst. „Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich meinen ehemaligen Mathe-Lehrer als Kreuzfahrtgast begrüßen durfte“, plaudert er ein wenig aus dem Nähkästchen.
Weihnachten und Silvester zuhause? Das hat Patrick Schlechtendahl seit vier Jahren nicht mehr erlebt. Auch diesmal wurde der Jahreswechsel fern der Heimat verbracht. Am Heiligen Abend lag die Aidabella in Sihanoukville in Kambodscha und an den Feiertagen in Thailands Hauptstadt Bangkok vor Anker. „Dann rückt man innerhalb der Mannschaft immer noch enger zusammen, der Kapitän hält seine Weihnachtsansprache und dann wird gemeinsam wie in einer großen Familie gefeiert“, erzählt Patrick Schlechtendahl.
Wie es mit dem Heimweh aussieht? „Na ja, so groß die kulinarische Vielfalt an Bord auch aussehen mag — von meiner Mutter bekocht zu werden, das habe ich schon vermisst, natürlich auch ihre leckeren Weihnachtsplätzchen.“ Jeweils etwa vier Monate auf hoher See, dann sechs bis acht Wochen Heimaturlaub. Mit diesem Lebens- und Arbeitsrhythmus kommt der Aida-Hotelmanager gut klar. Nach Meerbusch geht’s für ihn wieder Ende Januar.
Dann heißt es erstmal ein wenig Ruhe tanken, den Wecker und das Telefon verbannen, ein paar Tage gemütlich ausschlafen und es sich auf dem heimischen Sofa so richtig gemütlich machen — oder auch die Königsallee mal wieder auf und abzulaufen.
Doch dann müssen auch schon wieder die Koffer gepackt werden. Das nächste Aida-Abenteuer wartet schon auf Patrick Schlechtendahl. „Die Leidenschaft brennt noch immer“, sagt er und strahlt übers ganze Gesicht.