Meerbuscher unternehmen Abenteuertrip
Die sieben Jugendlichen radeln nach Hamburg. Um Geld zu sparen, fragen sie bei Landwirten nach Übernachtungsmöglichkeiten — und bieten dafür im Gegenzug ihre Arbeitskraft an.
Tagsüber faul am Strand liegen, abends im Club die ganze Nacht durchfeiern — so verbringen derzeit viele Jugendliche ihre Sommerferien. Für sieben Jungs aus Meerbusch ist diese Art von Urlaub in diesem Jahr aber kein Thema. „Im Partyurlaub passiert jeden Tag das Gleiche. Wir möchten lieber echte Abenteuer erleben“, sagt Johann Altenberg. Er ist derzeit gemeinsam mit seinen sechs Freunden Leonard Caspers, Florian van Kaldenkerken, Jakob Janning, Leander Kordt, Lenny Reinhard und Julian Wiesenborn mit dem Fahrrad auf dem Weg in den hohen Norden nach Hamburg unterwegs.
Ihr Budget ist schmal. Deshalb versuchen sie, möglichst kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten zu ergattern. Sie klingeln am Abend spontan bei Landwirten und fragen, ob sie auf deren Hof ihre Zelte aufbauen dürfen. Im Gegenzug bieten die 16- und 17-Jährigen an, für einige Stunden auf dem Bauernhof zu arbeiten.
Bislang geht dieser Plan auf. „Wir haben noch keinmal für eine Übernachtung bezahlen müssen“, berichtet Julian. Viele Bauern fordern nicht einmal eine Gegenleistung von den Jungs. „Eigentlich mussten wir nur am ersten Tag anpacken“, sagt Lenny.
Mit dem Zug waren die sieben Schüler von Osterath nach Haltern am See gefahren und hatten sich dort auf die Räder geschwungen. Für ihren ersten Halt hatten die Meerbuscher das Örtchen Tetekum — genau zwischen Dortmund und Münster gelegen — ausgemacht. Gleich beim ersten Landwirt, bei dem sie angefragt hatten, durften sie für eine Nacht unterkommen.
Weil dieser jedoch keine Arbeit für die Teenager hatte, schickte er sie am nächsten Tag zu einem befreundeten Bauern. Drei Stunden lang mussten sie dort einen riesigen Berg Pflastersteine auf Paletten stapeln. Als Belohnung winkte am Abend ein fürstliches Mahl, denn der Bauer war so begeistert von der Arbeit, dass er sie zum Grillen einlud.
An den darauffolgenden Tagen kam die Feriengruppe meist erst am späten Abend am Zielort an. Einmal durften sie im privaten Garten eines älteren Herren schlafen, ein anderes Mal hatten sie eine große Wiese gleich am Dortmund-Ems-Kanal für sich. „Die Leute sind wirklich sehr zuvorkommend. Wir rennen fast ausnahmslos offene Türen ein, wenn wir erzählen, was wir machen“, sagt Florian.
Als Dankeschön bekommt jeder Gastgeber eine Schachtel Pralinen. „Wenn wir schon nicht helfen können, ist das wenigstens eine kleine Aufmerksamkeit“, sagt Johann.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Jungs in etwas anderer Besetzung eine ähnliche Radtour unternommen. „Damals sind wir aber nicht allzu weit gekommen“, sagt Florian lachend. Innerhalb von fünf Tagen fuhren sie nach Wesel, gerade einmal 70 Kilometer von zu Hause weg.
Diesmal haben sie ihre Tour besser geplant. „Wir liegen voll im Zeitplan und werden bald in Hamburg ankommen“, sagt Florian. Zuvor werden sie aber noch einmal schwitzen, denn im sogenannten „Kliemandsland“, ein dreieinhalb Hektar großer, ehemaliger Bauernhof im Kreis Rotenburg, müssen alle Gäste anpacken. In Hamburg endet dann die Tour, zurück in die Heimat geht es am kommenden Samstag mit dem Zug — mit jeder Menge neuer und spannender Erfahrungen im Gepäck.