Mini-Bunker soll Denkmal werden

Die Splitterschutzzelle an der Kemperallee erinnert als Mahnmal an den Zweiten Weltkrieg.

Foto: Bauer

Die Splitterschutzzelle der ehemaligen Westdeutschen Celluloid-Fabrik hat nach Jahren auf dem Parkplatz abseits des Technischen Rathauses einen neuen Standort. Nun soll sie zudem offiziell zum Denkmal werden. Der Kulturausschuss entscheidet am heutigen Dienstag (17 Uhr im Sitzungssaal, Dr.-Franz-Schütz-Platz 1, in Büderich), ob das Objekt in die Denkmalliste der Stadt Meerbusch aufgenommen wird oder nicht.

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) befürwortet das Vorhaben und erklärt in einem Gutachten, dass der Ein-Personen-Bunker alle Kriterien erfülle, um als Denkmal zu gelten. Damit geht Meerbusch einen ungewöhnlichen Weg: „Während vor allem in Norddeutschland punktuell genaue Bestandstandserfassungen vorliegen, sind in Nordrhein-Westfalen keine systematischen Überblicke bekannt“, heißt es in dem LVR-Bericht. Und: „Die Zahl in die Denkmalliste eingetragener Objekte ist nach Kenntnis des Landschaftsverbandes Rheinland einstellig.“

Die Schutzzelle steht inzwischen nahe der Teloy-Mühle an der Kemperallee in Lank und erinnert als Mahnmal an den Zweiten Weltkrieg. Damals waren derartige Ein-Personen-Bunker allgegenwärtig. Sie dienten an Stellen, an denen es keine anderen Unterschlupfmöglichkeiten gab, vor allem für Wach- und Beobachtungsposten bei Angriffen als Schutzmöglichkeit. „Die Splitterschutzzelle der ehemaligen Westdeutschen Celluloid-Fabrik ist bedeutend für die Geschichte der Menschen, da sie auf anschauliche Weise an die Zeitumstände und die Lebensbedingungen sowie den Kriegsalltag der Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs erinnert“, urteilen die Experten des LVR.

Was den Meerbuscher Mini-Bunker zudem von anderen seiner Art — von denen es Zehntausende in Deutschland gab — unterscheidet, ist die Bauweise: Er hat nur zwei Sehschlitze, üblich waren damals allerdings drei bis sechs dieser Guck-Luken, so dass die Schutzsuchenden eine Rundum-Sicht hatten.

Das Meerbuscher Exemplar stand während des Zweiten Weltkriegs auf dem Gelände der Lanker Celluloidwerke. Bereits im Herbst vergangenen Jahres diskutierte der Kulturausschuss über die Zukunft der Schutzzelle und suchte einen neuen Standort, vorzugsweise in Lank. Anwohner hatten sich zuvor über Lärm und Dreck rund um das Betonobjekt beschwert, das damals noch auf dem Parkplatz am Technischen Rathaus stand. Jugendliche zündeten dort Böller, Hundebesitzer warfen Kottüten in die Einstiegsluke; die Splitterschutzstelle erinnerte eher an einen überdimensionierten Mülleimer als an ein Baudenkmal.