Tierischer Mitarbeiter in Osterrather Kita Ein „Schmusehund“ für die Kinder

Osterrath. · Nadine Schemmel leitet die Kita Krähennest in Osterrath. Unterstützt wird sie dabei von Alfons, einem 17 Wochen alten Italienischen Wasserhund. Der Hund wird bald die Ausbildung zum Therapie- und Begleithund beginnen und soll weiterhin in der Kita eingesetzt werden.

 Nadine Schemmel mit ihrem Italienischen Wasserhund Alfons.

Nadine Schemmel mit ihrem Italienischen Wasserhund Alfons.

Foto: RP/Dominik Schneider

Alfons lernt noch. Als sein Frauchen Nadine Schemmel kurz nicht hinguckt, passiert dem 17 Wochen alten Italienischen Wasserhund ein kleines Malheur auf dem Hof der Kindertagesstätte Krähennest in Osterrath. „Das gewöhnen wir ihm schon noch ab“, sagt Schemmel lachend, als sie die Hinterlassenschaften des jungen Hundes gewissenhaft entfernt. Seit Juni leitet sie kommissarisch die Kita Krähennest, im Oktober wird sie die Leitung offiziell übernehmen.

„In Zeiten von Corona eine solche Aufgabe anzutreten, ist ein bisschen wie den Mount Everest zu erklimmen. Es ist wirklich schwer, aber es geht nach oben“, so Schemmel. Erzieherinnen, die zu einer Risikogruppe gehören, dürfen beispielsweise nicht in Kontakt mit den Kindern kommen. „Sie können sich um die Dokumentation kümmern oder andere Dinge vorbereiten, aber es fehlt ihnen natürlich das, was den Beruf ausmacht“, so die Leiterin der Kita. Auch die Kinder untereinander müssen sich in Verzicht üben. Die vier Gruppen innerhalb der Kita sind beispielsweise streng voneinander getrennt – schwer für Kinder, die Freunde in anderen Gruppen haben. „Wir versuchen, es ihnen so leicht wie möglich zu machen, haben Briefkästen aufgehängt und organisieren Treffen an den Fensterscheiben“, erzählt Nadine Schemmel. Die hat großen Respekt vor der Geduld der Kinder, die sich von selbst an die vorgegebenen Abstandsregeln halten. Erzieherinnen und Kinder haben das Händewaschen geübt, etwa mit Stempeln. „Wir haben erklärt: Wenn man den Stempel von der Hand weg kriegt, dann sind auch die Bakterien weg.“ Für Schemmel ist es die erste Stelle als Leiterin einer Kita. Ursprünglich hat die gebürtige Osterratherin Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Als die eigenen Kinder kamen, hat sie sich jedoch umorientiert – zunächst zur Tagesmutter, später dann zur
Erzieherin.

Eine Ausbildung zum
Therapie- und Begleithund

Bei der neuen Aufgabe wird sie ihr Hund Alfons unterstützen. Der hat gerade die Welpenschule abgeschlossen und beginnt die Junghundeausbildung. Danach soll eine Ausbildung zum Therapie- und Begleithund folgen. Bereits jetzt hilft er seinem Frauchen im Kindergarten. „Die Kinder freuen sich mehr über den Hund als darüber, mich zu sehen“, scherzt Schemmel. Noch verbringt der junge Wasserhund die meiste Zeit ihres Arbeitstages in ihrem Büro, doch immer wieder kommt er auch in Kontakt mit den Kindern. „Sie lernen dann, wie man sich einem Tier gegenüber verhält – dass man ihn nicht zu fest streicheln darf, dass man ruhig und leise sein muss.“ Auch Schemmel als Hundeführerin und Alfons lernen dabei, und, das Wichtigste: Alle Beteiligten haben ihren Spaß. „Irgendwann reicht es Alfons dann aber auch, und er legt sich im Büro wieder hin.“

Die Größe des Italienischen Wasserhundes – ausgewachsen rund 50 Zentimeter Schulterhöhe – sei ideal für den Einsatz mit Kindern. Ein kleinerer Hund könnte von den Kindern beim Kuscheln verletzt werden, größere versehentlich Kinder umstoßen. Außerdem haaren diese Hund wenig und sind daher für Allergiker geeignet. Auch der Charakter der Rasse passt zu einem Tier, das im Kindergarten arbeitet: Der italienische Wasserhund gilt als zutraulich, kontaktfreudig und menschenbezogen. „Alfons ist außerdem ein richtiger Schmusehund“ sagt Schemmel.

Gruppen dürfen
wieder Kontakt haben

Er soll nach seiner Ausbildung unter anderem dazu eingesetzt werden, Kinder in Stresssituationen zu beruhigen, ihnen beim konzentrierten Lernen zu helfen und Erfolgserlebnisse zu verschaffen. „Wenn ein Kind dem Tier ein Kommando gibt, kann das für unsichere Kinder eine gute Bestätigung sein.“ Sie betont, dass die Hundeschule vor allem den Menschen unterrichtet. Er muss lernen, die Bindung zum Hund aufzubauen und die Zeichen des Tieres zu lesen. Die Ausbildung zum Therapie- und Begleithund kann beginnen, wenn Alfons ein Jahr als ist – und dauert unterschiedlich lang, je nach dem, wie gut sich Hund und Frauchen anstellen. „Hunde haben ja auch eine Pubertät, eine Phase, in der sie schlecht hören und nicht arbeiten wollen.“ Das kann die Ausbildung verzögern.

Bis dahin wird Alfonso mit in den Kindergarten kommen und mit den Zwei- bis Sechsjährigen spielen, wenn er Lust dazu hat. Der Betrieb ist diesen Montag wieder angelaufen und ab kommender Woche dürfen auch die Gruppen wieder Kontakt untereinander haben. Dann können die Kinder endlich alle ihre Freunde wiedersehen – und ihren Spielgefährten auf vier Pfoten.