Osterather Jugend-Café droht das Aus
Die Entscheidung über ein neues Finanzierungskonzept wurde vertagt. Dem Betreiber reißt allmählich der Geduldsfaden.
Einst sollte das JuCa der neue, coole Treffpunkt für die Meerbuscher Jugend werden — mit Flatscreens, Playstation, Kicker und Airhockey. Doch kaum jemand geht hin. Mal zehn, an guten Tagen zwanzig Jugendliche kommen vorbei — zu wenig für eine Einrichtung dieser Größe. Dabei kostet das Jugend-Café die Stadt eine Stange Geld: 160 000 Euro Pauschalzuschuss im Jahr. Was macht man mit einem Jugendzentrum, das die Jugend nicht annimmt?
Leer steht das JuCa nicht, die Nachfrage ist da: Schützen- und Karnevalsvereine nutzen die Halle 9 für größere Veranstaltungen. Abifeiern finden dort statt, Chorproben, zwei Firmen, darunter die Stadtwerke, feierten zuletzt Betriebsfeste im JuCa. Die Stadt lädt seit einigen Jahren mehrere hundert Gäste zum Neujahrsempfang in die Halle ein. Das JuCa bietet sich an, Veranstaltungsorte dieser Größe gibt es in Meerbusch nicht viele. „Nach dem bisherigen Konzept dürften all diese Veranstaltungen aber eigentlich gar nicht im JuCa stattfinden“, sagt Jürgen Eimer, Vorsitzender des Vereins OBV, der vor vier Jahren die Trägerschaft für die Einrichtung übernommen hat und auch Mieter ist.
Die Stadt will nun im Austausch mit dem OBV ein neues Finanzierungskonzept erstellen, in dem berücksichtigt wird, dass das JuCa eben nicht nur für Jugendarbeit genutzt wird. Der Nutzungsanteil der offenen Jugendarbeit von einem Drittel wird als realistisch angesehen, heißt es in der Beschlussvorlage, die dem Haupt, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss vorgelegt wurde, und schon im September vergangenen Jahres Thema im Jugendhilfeausschuss war. Ziel ist es, den städtischen Zuschussbedarf zu senken. Vereinsveranstaltungen, private Geburtstage oder städtische und kulturelle Events sollen dann offiziell stattfinden können — und eine offizielle Raummiete verlangt werden. 91 500 Euro will die Stadt aus dem Jugendetat weiterhin zahlen. Darüber hinaus soll der OBV mit den Raummieten Geld verdienen. Der Restbetrag, der zum Betrieb benötigt wird, soll im Haushalt 2019 im Produkt „Kaufmännisches Gebäudemanagement“ ausgewiesen werden.
Die Grünen sind damit nicht einverstanden. Hier werde ein „Bürgerhaus durch die Hintertür geschaffen“, sagte Jürgen Peters in der Ausschusssitzung — zu Lasten der Jugendarbeit. „Wenn so viel Geld aus dem Jugendetat ausgegeben wird, soll es auch für Jugendliche eingesetzt werden, und nicht dafür, andere Gruppen zu bedienen“, sagt er.
Auf Wunsch der Grünen wurde das Thema nun erneut vertagt und damit auch die Verhandlungen zwischen JuCa und der Verwaltung. Die anderen Parteien sind darüber nicht glücklich. Bevor es im Herbst wieder in die Haushaltsberatungen geht, soll ein Plan vorliegen, wie es weitergehen kann.
Auch für Jürgen Eimer bedeutet die Aufschiebung Frust. Man nehme ja bereits Entgelte für die Raummiete, sagt er. Trotzdem habe der Verein in den vergangenen zwei Jahren Minus gemacht und jeweils 15 000 draufgezahlt. Zu viele private Feiern würden der Jugendarbeit außerdem zusätzlich schaden — weil das JuCa dann für junge Besucher geschlossen bleibt. Eimer sieht viele mögliche Gründe, weshalb das JuCa nicht angenommen wird: Die Düsseldorfer Altstadt sei für Jugendliche attraktiver, die Verkehrsanbindung des JuCas sei schlecht, viele hätten neben Schule, Hausaufgaben und Vereinen keine Zeit, regelmäßig ein Jugendzentrum zu besuchen. Und wenn, dann wollten sie lieber unter sich sein, ohne Aufsicht von Erwachsenen.
Fest steht: Nicht nur die Stadt will ein neues Konzept. Auch der Träger braucht Klarheit: Sollte es weniger finanzielle Mittel seitens der Stadt geben, wolle man den Mietvertrag kündigen, kündigt Eimer an. „Langsam reißt der Geduldsfaden, der Verein braucht Sicherheit. Es gibt jetzt schon Anfragen für 2019 und ich kann gar keine Zusagen erteilen. Wenn es hart auf hart kommt, werden wir das zum Ende 2018 beenden.“ So sehr hängt der OBV nicht am Jugend-Café. „Unsere Kernthemen sind ja andere: der Offene Ganztag, die Kitas. Um das JuCa gibt es ständig Diskussionen, wir schießen da noch Geld rein.“ Weshalb der Verein den Jugendtreff noch nicht aufgegeben hat? „Es hängen ja auch Arbeitsplätze dran, insgesamt von rund zehn Personen“, sagt Eimer.