Pflege in Meerbusch Filipinos gegen Fachkräftemangel

Strümp. · Das Pflegepersonal der Senioreneinrichtung Meridias in Strümp hat Unterstützung bekommen. Sechs ausgebildete Pflegekräfte von den Philippinen verstärken das Team. Vermittelt hat die jungen Mitarbeiter eine spezielle Agentur.

 Freuen sich über die Tätigkeit in Meerbusch (v.l.): Sarahmagne Reyes, Jessa Solis, Eliezer Escuna und Kris Rombaoa.

Freuen sich über die Tätigkeit in Meerbusch (v.l.): Sarahmagne Reyes, Jessa Solis, Eliezer Escuna und Kris Rombaoa.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Ende Oktober 2020 war vom „dramatischen Mangel an Pflegekräften“ zu lesen. Nur wenige Wochen später berichtete das Deutsche Ärzteblatt, dass Pflegekräfte den Personalmangel als größtes Hindernis bei der Bewältigung der Corona-Pandemie empfinden. Und Ärzte warnen ebenfalls vor dem Mangel an Pflegepersonal und damit vor Engpässen bei der Versorgung von Covid-19-Patienten. Diese Umstände belasten auch das Meridias Rheinstadtpflegehaus Meerbusch.

„Wir haben durchaus Probleme mit der Fachkraftquote, aber wir sind auf einem guten Weg“, fasst Einrichtungsleiter Martin Kohls den Mangel zusammen. Die „Senioren-Wohnpark Meerbusch GmbH“ der Emvia Living Gruppe hat das Problem vorerst mit Hilfe von Rebekka Stein-Ertural gelöst. Sie lebt in Neuss, ist Personal Care Managerin bei der Gesellschaft „Alfa Personnel Care“ und im Sinne dieses Unternehmens für das Akquirieren, Trainieren und Integrieren ausländischen Pflegepersonals in Deutschland mitverantwortlich.

An das Rheinstadtpflegehaus in Strümp hat Rebekka Stein-Ertural sechs Mitarbeiter von den Philippinen vermittelt: „Diese Pflegekräfte sind sehr gefragt. Auch Martin Kohls hat lange warten müssen.“ Dass die Pflegekräfte von der südostasiatischen Insel so beliebt sind, hat einen Grund: „Sie sind sehr gut ausgebildet, sprechen perfekt Englisch, haben zuhause bereits Deutsch gelernt und teils mehrere Jahre auf eigene Kosten studiert. Sie gehen ins Ausland, weil sie in ihrer Heimat sehr wenig verdienen, sie unterstützen die Familie zuhause und bleiben oft hier“, bringt Rebekka Stein-Ertural die Vorteile dieser „sehr freundlichen“ Pflegekräfte im Alter zwischen zirka 25 und 35 Jahren auf den Punkt. Sie ergänzt, dass die jungen Mitarbeiter für Senioren-Einrichtungen eigentlich überqualifiziert seien: „Sie sind in ihrer Heimat die rechte Hand des Arztes.“

In diesem Zusammenhang macht Martin Kohls auch auf den deutschen Gesetzgeber aufmerksam: „Er verlangt, dass 50 Prozent aller Pflege-Mitarbeiter eine dreijährige Ausbildung als Altenpfleger oder Krankenschwester haben müssen. Durch die aktuellen Neueinstellungen können wir zum 1. Februar diese Quote erfüllen.“

Bald werden in Strümp zwei weitere Filipinos erwartet. Vier sind bereits angekommen. Sie alle loben den freundlichen Empfang bereits am Flughafen sowie das gute Arbeitsumfeld und die „netten Kolleginnen und Kollegen hier“. Sarahmagne Reyes etwa schätzt die Hilfe sehr: „Ich arbeite zum ersten Mal außerhalb der Philippinen und freue mich darauf, die Sprache noch besser zu lernen und den Altenheim-Bewohnern die Pflege zu geben, die sie brauchen.“ Jessa Solis freut sich über eine gemütliche Wohnung und erzählt: „Wir waren in Düsseldorf und haben wunderschöne Orte besucht.“ Für Kris Rombaoa ist die Erfahrung, in einem Seniorenheim zu arbeiten, neu: „An meinem ersten Arbeitstag war ich sehr nervös. Aber alle geben uns das Gefühl, dass sie gerne mit uns zusammenarbeiten.“

Die meisten der Filipinos unterstützen die Familie in ihrer Heimat. Eliezer Escuna, einer von insgesamt nur fünf männlichen philippinischen Pflegekräften in Nordrhein-Westfalen, sagt: „Ich habe keine Eltern mehr, sorge für mich selbst und versuche, mich an die Sprache anzupassen, um besser kommunizieren zu können.“

Für Einrichtungsleiter Martin Kohls steht fest: „Wenn die sechs philippinischen Pflegefachkräfte das Anerkennungsverfahren vom 22. Februar bis zum 11. Juni durchlaufen haben, dann gehört unser Mangel-Problem erst einmal der Vergangenheit an.“

Aktuell aber gab es für ihn ganz andere Probleme: „Wir hatten im Hinblick auf die Coronaschutzimpfung eine sehr unentschlossene Mitarbeiterschaft. Das hat sich aber durch Info-Veranstaltungen mit Karl-Heinz Munter geändert.“ Der Neusser Notarzt und Sozialmediziner ist derzeit einer der leitenden Impfärzte im Rhein-Kreis Neuss und leistet Aufklärungsarbeit auch in Pflegeheimen. Munter betont: „In dieser dramatischen Pandemie, die schicksalhaft für Millionen von Menschen auf dem ganzen Globus verläuft, stellt dieser neuartige Impfstoff zurzeit die einzige Chance dar, um unser normales und gewohntes Leben wieder zurückzugewinnen.“