Energiewende in Meerbusch Solaranlagen haben Hochkonjunktur
Meerbusch · Vor 15 Jahren gingen in Meerbusch die ersten Bürgersolaranlagen an den Start. Geschäftsführerin Karin Hoppe berichtet von den Erfahrungen. Nun hofft sie auf eine baldige Entwicklung von Batteriespeichern zur eigenen Nutzung.
Dachdeckermeister können sich über einen Mangel an Aufträgen nicht beklagen. Das gilt auch für Anton Plenkers. Seitdem durch den Krieg in der Ukraine Deutschland schnellstmöglich von russischen Energielieferungen unabhängig werden will, ist das Interesse an Solarenergie auch in Meerbusch gestiegen. „Ich bekomme in letzter Zeit häufiger Anfragen von Hausbesitzern, die sich mit Photovoltaik beschäftigen“, berichtet der Büdericher. Er selbst gehört zu den Meerbuschern, die sich schon vor über 20 Jahren eine Photovoltaik auf dem Dach installiert haben. Wenn ihn Kunden fragen, ob sich das denn rentiert, reagiert er ein bisschen verständnislos: „Unser Auto rentiert sich auch nicht. Aber mit Solarstrom tun Sie der Umwelt etwas Gutes.“
Doch einige, die schon vor längerer Zeit in Solarstrom investiert haben, gehen bald den nächsten Schritt. Das kann Plenkers auch bei langjährigen Kunden in Meerbusch beobachten. Als die Kinder noch im Haus wohnten, hatten sie sich mit Solarstrom selbst versorgt. Nun, da sie zu zweit dort leben, könnte das Ehepaar den kompletten Strom gar nicht allein nutzen. Sie planen deshalb als nächste Anschaffung einen Batteriespeicher und ein E-Auto, das vom eigenen Solarstrom betankt werden soll.
Als 2007 in Meerbusch die erste Bürgersolaranlage an den Start ging, begleitete Plenkers das Projekt als ausführender Handwerker. Zu den ersten Gründungsmitgliedern zählt Karin Hoppe aus Strümp. Sie ist heute ehrenamtliche Geschäftsführerin der Bürgersolaranlagen auf der Turnhalle der Adam-Riese-Schule und auf dem Technischen Dezernat in Lank. „Das ist damals gut angelaufen“, erinnert sich Hoppe. 52 Bürger konnten sich bei der ersten Anlage auf dem Dach der Sporthalle in Büderich in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts beteiligen. Maximal zehn Anteile zu jeweils 1000 Euro durften die Mitglieder erwerben. Auf einer Fläche von 240 Quadratmeter wurden 127 Module verbaut. Die Investitionskosten betrugen damals 139 000 Euro. Bereits zwei Jahre später waren die Preise für die Solarmodule schon gefallen: Die Anlage, die 2009 auf dem Dach des Technischen Dezernats in Lank mit ähnlicher Leistung installiert wurde, kostete nur noch 99 000 Euro. 33 Bürger beteiligten sich daran, davon etliche, die auch schon bei einer der beiden Anlagen der Adam-Riese-Schule engagiert waren.
Der Preis pro Kilowattstunde Solarstrom wurde jeweils für 20 Jahre festgelegt. 49,21 Cent pro Kilowattstunde zahlen die Stadtwerke für die Solarenergie der ersten Anlage, 43,01 Cent bei der zweiten Solarananlage. Einmal im Jahr gibt es eine Versammlung der Anteilseigner. Dann werden die Ergebnisse präsentiert und der Gewinn ausgeschüttet. 2020 bekamen die Mitglieder pro Anteil 77 Euro (nach Steuern), berichtet die Geschäftsführerin. „In etwa 12 bis 13 Jahren haben sich die Kosten für einen Anteil amortisiert.“ Die übrigen sieben bis acht Jahre der Laufzeit seien dann im Plus. „Reich wird man damit aber nicht“, sagt Karin Hoppe. Nach 20 Jahren läuft der Gestattungsvertrag mit der Stadt Meerbusch aus, mit dem die Bürger das Dach für die Solaranlage kostenlos gemietet haben. Im Anschluss geht die Anlage in das Eigentum der Stadt über.
Aber auch nach Ablauf der 20 Jahre funktionieren die Solarmodule noch gut. Lediglich der Wechselrichter, der Gleichspannung in Wechselspannung umwandelt, muss zwischendurch einmal ausgetauscht werden.
Als ehrenamtliche Geschäftsführerin kümmert sich Karin Hoppe um die Buchführung, Wartungsverträge und Versicherungen. Alle Anteilseigner können über ein Online-Portal die Stromausbeute verfolgen. Gleichzeitig mit dem Einstieg bei der Bürgersolaranlage hat Karin Hoppe auch privat eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach installiert. Sie zieht ein rundum positives Fazit: „Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen und auch selbst noch einmal machen.“
Wenn nach 20 Jahren die Förderung durch die Einspeisevergütung entfällt, schaut sie, wie sich die Batteriespeicher entwickelt haben. Mit dem Speicher können Hausbesitzer dann den Solarstrom komplett für sich nutzen und sparen sich den Bezug über die Stadtwerke. Doch bis es so weit ist, dauert es noch.