Schüler freuen sich über Fahrradstraße
An der Poststraße genießen die Radfahrer nun Vorrecht im Straßenverkehr. Autofahrer und Anwohner müssen sich umstellen.
Die neue Fahrradstraße an der Poststraße haben diese drei Schülerinnen schon erobert: „Wir nutzen die neue Fahrradstraße täglich. Sie ist super“, sagen Josephine, Larissa und Emily, die auf dem Weg zum Mataré-Gymnasium sind, einig. „Hier können wir entspannt fahren. Die wenigen Autos nehmen auf uns Rücksicht“, sagt Josephine.
Offiziell vorgestellt hat die Stadtverwaltung Meerbuschs erste Fahrradstraße aber erst gestern: 700 Meter lang ist die Strecke von der Düsseldorfer Straße bis zur Dückersstraße, auf der die Fahrradfahrer jetzt Vorrang haben. Die Anliegerstraße wurde dafür zur Einbahnstraße, die Parkplätze am Straßenrand können Autofahrer aber wie gewohnt nutzen. Umbaumaßnahmen waren nicht nötig. Für neue Straßenmarkierungen und Schilder hat die Verwaltung etwa 5000 Euro ausgegeben, sagt Matthias Unzeitig vom Fachbereich Straßen und Kanäle.
Die neue Nutzung der Poststraße ist eine Maßnahme aus dem Fahrradwegekonzept, sie soll dazu beitragen, dass Fahrradfahren in Meerbusch attraktiver und sicherer wird. Schüler, die zur Maria-Montessori-Gesamtschule oder zum Mataré-Gymnasium fahren wollen, nutzen die Poststraße als Schulweg. Aber auch für Menschen, die zum Landsknecht fahren wollen, sei der neue Radweg ideal, erklärt der Technische Beigeordnete Michael Assenmacher. Im nächsten Schritt soll die Fahrradstraße im bestehenden Radwegesystem sinnvoll eingebunden werden: Unter anderem soll noch in diesem Jahr eine Verbindung zu dem geplanten neuen Böhler-Radweg entstehen, zum anderen soll die Schulwegstrecke Richtung Mataré-Gymnasium weiter ausgebaut werden, so Assenmacher.
Die Fahrradstraße bringt einige Änderungen für den Verkehr mit sich: In einer Fahrradstraße, die 1997 offiziell in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen wurde, ist es Radfahrern ausdrücklich erlaubt, nebeneinander zu fahren. Sie haben Vorrang vor dem übrigen Verkehr: Auto- und Motorradfahrer müssen sich den Radfahrern anpassen, notfalls dahinter bleiben und ihre Geschwindigkeit verringern. „Autofahrer dürfen dort nicht drängeln und den Radverkehr weder gefährden noch behindern“, informiert Peter Koenders vom ADFC Meerbusch. Der Holländer weiß, wovon er spricht. In seiner Heimat ist die Fahrradstraße in vielen Kommunen seit Jahren verbreitet und gibt den Radfahrern die Möglichkeit, ungefährdet und zügig zum Ziel zu kommen. Durch den geringen Anteil an Kraftfahrzeugverkehr und den hohen Anteil an Fahrradverkehr gibt es zudem weniger Lärm und Abgase.
Doch nicht alle sehen das so: Noch während die Herren von der Stadtverwaltung vor Ort die neue Straßenordnung erklären, kommt ein Anwohner vorbei, um sich zu beschweren. Er könne nun vor der Haustür nicht mehr links abbiegen, müsse durch die Einbahnstraße einen Umweg fahren. Der Umweg für die Anwohner sei klein, dafür gebe es nun durch die Fahrradstraße eine Bereicherung für die Allgemeinheit, beschwichtigt Unzeitig.
An eine Änderung jedoch müssen sich die Meerbuscher erst noch gewöhnen: die versetzten Stopp-Schilder an der Kreuzung Witzfeldstraße. Pkw-Fahrer, die dort kreuzen, müssen umdenken. „Neun von zehn Autos halten nicht an dem neuen Stoppschild“, hat ein Anwohner beobachtet. Tatsächlich rauschen viele Autos beim Ortstermin an dem Schild, das von der Straßeneinmündung Poststraße vor die Fahrradstraße versetzt wurde, einfach vorbei. Die Stadt hat dafür an diesem laut Stadtsprecher Michael Gorgs „sensibelsten Punkt“ nun Straßenmarkierungen mit riesigen roten Stopp-Zeichen anbringen lassen. Diese sollen die Aufmerksamkeit der Autofahrer erregen. Jede Änderung brauche außerdem Zeit, bis sich die Menschen an sie gewöhnen, sagt Michael Assenmacher.
„Ich begrüße diese Fahrradstraße, die von vielen Schülern zum Mataré und zur Gesamtschule genutzt werden kann“, sagt auch Christina Albers, Mutter der zehnjährigen Louisa. „Davon sollte es in Meerbusch noch viel mehr geben, besonders als Wege zu den Schulen.“ Tatsächlich ist die Poststraße nur ein Pilot-Projekt, weitere Fahrradstraßen sollen folgen, das Fahrrad zur echten Alternative werden.