Theater hilft russlanddeutschen Kindern bei der Integration
Die Gruppe zeigt am Sonntag das Stück „Der goldene Brunnen“.
Für die 15 Jugendlichen zwischen acht und 18 Jahren aus Meerbusch und der Region war es anfangs nicht einfach, dem Schreib-, und Sprachstil eines Otfried Preußler gerecht zu werden. Regisseurin Gisela Limmer von Massow aber hat den mit 32 Kinder- und Jugendbüchern — darunter „Räuber Hotzenplotz“ und „Die kleine Hexe“ — erfolgreichen Autor bewusst gewählt: „Seine Sprache ist anspruchsvoll.“ Sie wird vielfach als knapp und klar, aber auch bilderreich und originell, teils auch altertümlich wirkend geschildert: „Das erfordert eine deutliche Aussprache.“ Nach den ein Jahr andauernden Proben für das Preußler-Märchenspiel „Der goldene Brunnen“ im Meerbuscher Zuhause der Regisseurin lobt sie: „Nachdem wir die richtige Basis gelegt haben, sprechen die Jugendlichen heute besser als viele Profis.“
Gisela Limmer von Massow war selbst Jahrzehnte als Schauspielerin und Dozentin an Schauspiel- und Musikhochschulen tätig. „Die Sprache begleitet mich mein ganzes Leben.“ Das hat die aus Pommern stammende Büdericherin genutzt, um auf ehrenamtlicher Basis über einen langen Zeitraum russlanddeutsche Familien und vor allem deren Kinder spielerisch-professionell bei der Erweiterung des Sprachschatzes zu unterstützen. Mit diesem als „ziemlich einmalig zur Integration russlanddeutscher Kinder“ gepriesenem Projekt wurde den Jugendlichen auch Selbstvertrauen vermittelt.
Jetzt aber wird Gisela Limmer von Massow die Arbeit mit den Kindern aufgeben. „Es fehlt auch zunehmend die Fantasie, die Abwechslungen im normalen Alltag überwiegen.“ Ihr Hauptanliegen, Neu-Bürgern das Leben zwischen zwei Kulturen zu erleichtern, ist erreicht. Dazu sagt Limmer von Massow: „Ziel war nie die Schauspielerei, sondern ich wollte den Kindern die Angst nehmen und ihr Selbstbewusstsein stärken. Ich bin stolz darauf, dass mir das gelungen ist.“ Jetzt also ist „Der goldene Brunnen“ das letzte Theaterstück, dass sie auf die Bühne bringen wird. Sie wünscht sich: „Es soll ein Abschied mit Donnerschlag werden.“
Materiell und ideell wird sie dabei vom Meerbuscher Kulturkreis unterstützt. Damit bekommen die Aufführungen unter anderem in Kaarst, Düsseldorf, Neuss und Meerbusch professionellen Charakter. Den musikalischen Background liefert das Balalaika-Orchester „Druschba“ unter Lev Zlotnik und das Bühnenbild — ein sibirisches Dorf — hat der 88-jährige Günter Donder aus Köln zusammengebaut. „Das war eine schwierige Aktion. Aber jetzt habe ich ein klappbares Bild, das ich selbst transportieren kann. Nach den Aufführungen bekommt es bei mir einen Ehrenplatz“, freut sich Gisela Limmer von Massow. Vorerst aber konzentriert sie sich mit der „Kleinen Theatergruppe Russlanddeutscher Kinder“ auf die „wichtigste Vorstellung“.