Baumbilanz 2019 Die Stadt sorgt sich um ihre Bäume

Im vergangenen Jahr hat die Stadt mehr Bäume gepflanzt als gefällt. Ob dies jedoch auch im kommenden Jahr so sein wird, ist unklar. Die Bäume reagieren auf die zu trockenen Sommer.

Michael Betsch – hier im Wald von Lank-Latum – stellte jetzt die Baumbilanz der Stadt vor.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Vorsichtig optimistisch ist wohl die beste Beschreibung für die Stimmung, in der Michael Betsch den Vertretern des Bau- und Umweltausschusses am Dienstagabend die aktuelle Baumbilanz präsentierte. Der Bereichsleiter Friedhöfe und Grünflächen der Stadt Meerbusch legte den Ausschussmitgliedern dabei positive Zahlen vor: Zwischen Mai 2018 und April 2019 wurden 153 städtische Bäume gefällt, neu gepflanzt wurden 301 Bäume. „Das bedeutet, wir haben ziemlich genau doppelt so viele Bäume neu ausgebracht wie wir entnehmen mussten“, sagt Betsch.

Besonders große Pflanzprojekte wurden im zurückliegenden Jahr im Ostara-Viertel in Osterath (31 Bäume), an der Lötterfelder Straße (37 Bäume) und auf dem Böhlergelände jeweils in Büderich (mehr als 120 Bäume). Gefällt wurde vor allem an der Kranenburger Straße (19 Bäume und am Sportplatz Krähenacker (13 Bäume). Die Baumbilanz der Stadt Meerbusch wird seit sechs Jahren aufgestellt, bisher war sie immer positiv.

Viele Bäume sind durch die extreme Witterung angeschlagen

Ob das aber auch in Zukunft so bleiben wird, kann Betsch nicht versprechen. „Aktuell sorgen die Neubaugebiete in der Stadt dafür, dass die Bilanz gut aussieht“, sagt er. „Aber die Auswirkungen der Trockenheit in den letzten zwei Sommern wird immer deutlicher.“ Viele Bäume seien durch die extreme Witterung angeschlagen und anfällig für Schädlinge und Krankheiten, etwa den Rußrindenpilz, der zurzeit nicht nur in Meerbusch viele Ahorn-Bäume absterben lässt und die gefällt werden müssen. Auch andere Bäume leiden unter dem Wassermangel. Die Stadt ist derzeit dabei, den entstandenen Schaden abzuschätzen. „Wir kommen mit dem Zählen gar nicht hinterher“, gibt Michael Betsch zu. „Gerade das Ahornsterben hat uns kalt erwischt.“

Betsch lobt Anwohner, die die Bäume vor der Haustür gießen

Jene jungen Bäume, die die Stadt pflanzt, werden in den ersten Jahren regelmäßig gegossen und haben so zunächst gute Chancen. Kritisch werde es danach, wenn der Baum mit dem auskommen muss, was die Natur bereitstellt. In diesem Zusammenhang lobt Betsch auch die Bemühungen der Anwohner, die Bäume vor ihrer Haustür zu gießen. „Das kann die Stadt nicht überall in Meerbusch leisten. Wir tun, was wir können, aber wenn das Wasser von oben fehlt, bekommen wir ein Problem“, so der Bereichsleiter Grünanlagen zu den Ausschussmitgliedern. Zur Bewässerung sind mehrere kleine Wasserzufuhren effektiver als eine große. Auf diese Weise kann der Boden das Wasser besser aufnehmen. Dafür hätten die städtischen Grünpfleger jedoch keine Zeit.

Allgemein und im Vergleich zu anderen Städten sei der Zustand der Meerbuscher Bäume jedoch gut. „Gerade in unseren Wäldern haben wir eine sehr solide Mischung mit wenig Monokulturen, ein Zustand, zu dem andere gerade hinwollen“, erklärt Betsch. Dies habe den Vorteil, dass Ausfälle einzelner Bäume für den Wald in seiner Gesamtheit nicht zu stark zu Problemen führen. „Momentan leiden vor allem die Ahörner und die Birken“, so Betsch. Der Ahorn sei von der Rußrinde befallen, die Birke könne als flach wurzelnder Baum nicht mehr genug Wasser aus den trockenen oberen Erdschichten ziehen. „Wir müssen beobachten, was die kommenden Jahre bringen“, sagt Betsch. Er erklärt, dass Bäume natürliche Schutzmechanismen haben, um schlechte Jahre zu überleben. „Aber mehrere Jahre mit zu wenig Regen stellen die Pflanzen vor große Herausforderungen“, so der Bereichsleiter Grünflächen. Man wisse noch nicht, wie schlimm die Auswirkungen der vergangenen zwei Sommer tatsächlich sind und wie dramatisch die Folgen eines weiteren trockenen Jahres wäre. „Wir müssen jetzt herausfinden, welche Bäume mit den veränderten Umweltbedingungen zurecht kommen und entsprechend reagieren“, so Betsch. Dass er auch in den kommenden Jahren eine positive Baumbilanz vorweisen kann, hält er jedoch für unwahrscheinlich.