Sturm aufs Bürgermeisteramt
Vor 111 Jahren wurde das Rathaus in Büderich eingeweiht.
Büderich. Im Frühjahr 1902, vor genau 111 Jahren, war im beschaulichen Büderich die Welt in Ordnung: Stolz zog Bürgermeister Klemens Rossbach in das neu erbaute Rathaus mit geräumiger Dienstwohnung an der Dorfstraße 20 ein. Dass sein ehrwürdiges Gebäude irgendwann einmal Rathaus der Stadt Meerbusch werden und alljährlich im Februar von wilden Weibern erobert werden würde, konnte der rührige Beamte damals nicht ahnen.
Morgen, zum Auftakt der Altweiber-Fastnacht, ist es wieder so weit. „Den 111. Geburtstag des Rathauses haben wir zum Motto für den diesjährigen Sturm gemacht“, sagt Stadtsprecher Michael Gorgs. Punkt 11.11 Uhr will eine Schwadron stadtbekannter Möhnen mit Christian Bongartz, dem Prinzen der Freien Herrlichkeit Nierst, die Schlüsselgewalt an sich reißen.
Schon ab 10.45 Uhr gibt es auf der Dorfstraße jecke Tön’ und Schunkelrunden. Das Objekt der Begierde ist wie immer der überdimensionale Rathaus-Schlüssel, den Verwaltungschef Dieter Spindler — wohl ähnlich wie einst Amtsvorgänger Rossbach — wie seinen Augapfel hütet.
Sagenhafte 17 000 Mark kostete der erste Bauabschnitt des Rathauses im Jahr 1902. In den Anbau, der im Jahr 1910/11 fertiggestellt wurde, investierte die Gemeinde nochmals einen etwa gleich hohen Betrag. Die Rechnung für die „Rathaustür aus bester deutscher Eiche“ liegt bis heute im Stadtarchiv: 136 Mark kostete das massive Stück. Die schwere Tür, die auch 2013 noch unversehrt in den Angeln hängt, wird das Haupthindernis sein, wenn die Narren das Haus erobern wollen. Bürgermeister Spindler geht auf Nummer sicher: „Den Eingang werde ich zusätzlich zumauern lassen.“
Nach dem großen Sturm steigt traditionell die Altweiber-Party im Karnevalszelt im Rathausgarten, zu der jedermann willkommen ist. Aus der Feldküche gibt es heiße Erbsensuppe, Curry- und Brühwürstchen.
Die Möhnen der Katholischen Frauengemeinschaften aus Osterath und Lank, der Awo Büderich und der KGs Fettnäppke und Kött un Kleen sind ebenso dabei wie die Jecken der Heinzelmännchen und Blau-Weiß aus Büderich. Hinzu kommen auch die Kinderprinzenpaare aus Lank und Nierst.