Feuer im Taubenschlag Gerettetes Küken wächst und gedeiht

Am 27. April verbrannten 80 Tauben von Züchter Herbert Stirken aus Lank-Latum. Ein einziges Jungtier überlebte.

 Das Taubenküken war im April. als das Feuer im Dachstuhl ausbrach, erst wenige Tage alt. Sein Züchter rettete es aus den Flammen. Das Tier überlebte.

Das Taubenküken war im April. als das Feuer im Dachstuhl ausbrach, erst wenige Tage alt. Sein Züchter rettete es aus den Flammen. Das Tier überlebte.

Foto: Emergency-Report.de - Bothe

Der kleine Phönix hat keinen Namen, sondern bloß eine Nummer. 989 steht auf dem Ring, den die junge Taube ums Bein trägt. Als sie vier Tage alt war, hat ihr Züchter, Herbert Stirken aus Lank-Latum, sie aus den Flammen gerettet. Am 27. April brannte der Dachstuhl über der Garage des 68-Jährigen ab. 80 seiner Tauben starben im Feuer. Etwa 100 konnte Stirken retten. Sie waren in einem Anbau neben der Garage untergebracht.

Und schließlich die jüngste, die Nummer 989. Wie durch ein Wunder ist ihr nichts passiert. „Tauben sind zäh“, sagt der Züchter. Für das junge Tier lief Stirken in das brennende Gebäude. Und landete anschließend im Krankenhaus. Diagnose: Rauchvergiftung.

Heute, knapp drei Monate nach dem Brand, haben sich alle erholt. Nummer 989, die anderen Tauben und Stirken selbst. Ein Kurzschluss war die Ursache des Feuers, die Funken hätten die Holzbalken in Brand gesetzt, sagte ein Gutachter später.

Jetzt sitzt Stirken auf der Terrasse und schaut seinen Tauben zu, wie sie über das neue Holzdach fliegen. Handwerker haben in den vergangenen Monaten viel gehämmert und gebohrt, um den Taubenschlag wieder herzurichten. Stirkens Versicherung hat den Schaden weitgehend bezahlt. Was die toten Tiere ihm wert waren, kann aber niemand zurückzahlen. „Die Zucht ist mein Hobby, mein Lebensinhalt“, sagt der 68-Jährige. Schon sein Vater hielt Tauben auf dem Grundstück an der Hauptstraße, und auch der Vorbesitzer war Züchter. Das war vor mehr als 100 Jahren. Kurz nach dem Brand dachte Stirken daran, alles aufzugeben. Jahrelange Arbeit, Tiere, die er großgezogen und trainiert hatte – alles weg. „Meine Frau hat dann gesagt: Natürlich machen wir hier weiter“, sagt Stirken. Heute hat er wieder 120 Tiere und schickt die Tauben natürlich auch raus auf Flüge. „Ich kann sie mehrere Kilometer entfernt vom Schlag aussetzen, und sie finden alleine wieder nach Hause“, sagt Stirken, der auch in der Brieftaubenreisevereinigung Krefeld aktiv ist.

Ein Kurzschluss war
die Ursache für das Feuer

Der perfekte Orientierungssinn hänge mit dem Magnetfeld zusammen, sagt der 68-Jährige. Nur selten gehe ein Tier verloren. Stirken kennt seine Tauben gut – auch ohne auf die Ringe an ihren Füßen zu schauen. „Ich erkenne sie bereits, wenn sie im Landeanflug sind.“

Mit den Tauben, die in den Fußgängerzonen der Städte leben, haben seine Tiere nichts zu tun, sagt er. „Das sind keine Wald- und Wiesentauben, sondern echte Zuchttiere, und darin steckt sehr viel Arbeit“, sagt er. Jeden Tag kümmert sich Stirken zwei bis drei Stunden um die Tiere, die bis zu zehn Jahre alt waren, gibt ihnen Futter und Wasser, reinigt den Taubenschlag und badet regelmäßig deren Gefieder. „Jetzt bin ich in Rente und habe Zeit“. Früher, als Stirken noch als Techniker bei Bayer gearbeitet hat, hatte er weniger Tiere. Jetzt widmet er sich ganz der Zucht und den Wettflügen.

An diesem 27. April, es war ein Samstagabend, ging alles ganz schnell. Stirkens Sohn, der im Haus lebt und den Vater bei der Taubenzucht unterstützt, war eine halbe Stunde vor dem Brand noch bei den Tieren. Um 20.30 stand das Dach der Garage plötzlich lichterloh in Flammen. „Das Gebäude ist 40 Jahre alt“, sagt Stirken. Er dachte nicht lange nach, lief zu den Tieren und rettete zumindest alle, die im Anbau und unten in den Käfigen waren. Später hat er sie nach Krefeld-Oppum gebracht, ein verstorbener Taubenzüchter hatte dort noch einen Schlag, die Witwe erlaubte, Stirkens Tiere dort für kurze Zeit unterzubringen.

Als die Feuerwehr eintraf, waren viele Tauben bereits tot. Gemeinsam mit dem freiwilligen Rettern rannte Stirken in den verauchten Schlag und rettete mehrere Tauben. Direkt aus dem gefährlichen Bereich kam aber nur Nummer 989. Das Tier legte er im Haus in eine Müslischale, die er auf die Heizung stellte. Wenig später haben zwei andere Tauben das Küken weiter großgezogen. „Erst dachte ich, das Tier wird vielleicht mit Folgeschäden weiterleben müssen, aber es war schnell wieder fit“, sagt der Meerbuscher. Jetzt benutzt er es weiter für die Zucht.

Zum Wettfliegen will Stirken die Taube nicht einsetzen. Bis der Schlag vollständig wiederhergestellt ist, wird es noch einige Zeit dauern. „Das war der erste Brand hier“, sagt Stirken. „Ich hoffe, es war auch der letzte.“