22 Millionen Euro für Lärmschutz
Die Autobahn 57 soll auf einem Teilstück eingehaust werden, um die Anwohner zu schützen.
Dormagen. Der geplante Ausbau der Autobahn 57 im Abschnitt zwischen dem Autobahnkreuz Neuss-Süd und dem südlichen Dormagen ist mit vielfältigen Abwägungsprozessen verbunden. Am Ende aber mit einem unter dem Strich guten Ergebnis für die allermeisten Menschen im von Lärm besonders geplagten Horrem: Die Fahrbahnen der A 57 Richtung Neuss verschwinden auf einer Länge von 662 Metern in einer bedachten Einhausung, die zur Horremer Seite hin komplett geschlossen, zur anderen Seite hin aber weitgehend offen ist.
Diese sogenannte „Galerie“-Lösung ist inzwischen genehmigt, wie Projektleiter Athanasios Mpasios vom Landesbetrieb Straßen.NRW bestätigt. „Damit hätten 2377 Wohnungen in Horrem den vollen aktiven Schutz, 33 müssten noch passiv geschützt werden“, sagt Athanasios Mpasios. Die Kosten beziffert er auf gut 22 Millionen Euro. Beim Lärmschutz wird auch das ebenfalls an der A 57 gelegene Delrath nicht vergessen. Dort wird eine neun Meter hohe Lärmschutzwand gebaut.
Aktiver Lärmschutz, etwa durch Lärmschutzwände, verhindert, dass sich Schallwellen ausbreiten können. Passiver Lärmschutz wird direkt am Gebäude betrieben, zum Beispiel durch Einbau einer lärmschluckenden Verglasung. Vier Varianten hatten die Experten einander gegenübergestellt — wobei Variante 0 — ohne aktive Lärmschutzmaßnahmen — als Basis betrachtet wurde.
Trotzdem interessant: Gäbe es für die 2410 vom Krach betroffenen Wohnungen in Horrem keinen aktiven Lärmschutz, so müsste laut Gesetzgeber aber auf jeden Fall deren passiver Schutz gewährleistet werden. Kosten: 14,05 Millionen Euro. Bei der Umsetzung von Variante 1 (Kosten in Höhe von gut sieben Millionen Euro) hätte eine unzumutbar hohe Lärmschutzwand errichtet werden müssen, zudem wären 231 Wohnungen noch passiv zu schützen gewesen. Und bei Variante 3 — komplette Einhausung der Fahrbahnen Richtung Neuss — wären zwar alle 2410 Horremer Wohnungen aktiv gegen Lärm geschützt worden. Doch der Kostensprung für die 33 gegenüber der Galerie-Variante zusätzlich aktiv geschützten Wohnungen wäre gigantisch gewesen — und stünde in keinem vertretbaren Verhältnis zum zusätzlichen Nutzen. Diese Variante hätte etwa 40 Millionen Euro gekostet.
Wie vielschichtig das Thema Autobahnausbau ist, verdeutlicht ein anderer Aspekt. Die Planer müssen nicht nur auf Menschen Rücksicht nehmen, sondern auch auf Tiere. Der für den Ausbau notwendige Abriss einer Eisenbahnbrücke zwischen Horrem und Delrath wird so zu einer aufwendigen Angelegenheit. „In diesem Bereich siedelt die Zauneidechse“, erklärt Mpasios. Und weil diese Tiere nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt sind, muss das bei der Brückenbeseitigung berücksichtigt werden. Bauverfahrenstechnisch müssen die Arbeiten „schonend“ erfolgen, wie Mpasios erläutert: „Und das wird komplizierter und teurer als ein normaler Abbruch.“ Wie viel genau, ist unklar.