Fünferbündnis wählt Markert zum Landratskandidaten

Hans Christian Markert (Grüne) erhielt von SPD, Grünen, Linken, Piraten und Die Aktive 96,2 Prozent.

Rhein-Kreis. Für Hans Christian Markert gab es am Ende nicht nur Jubel und viel Beifall, sondern auch Geschenke. Bunt gegen Schwarz, das ist das Duell, das das Bündnis von SPD, Grünen, Linken, Piraten und Die Aktive gewinnen will. Bei der Landratswahl am 13. September soll Markert den amtierenden Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (CDU) vom Chefsessel im Kreishaus verdrängen.

Sollte das gelingen, hofft das Fünferbündnis auch im Kreistag auf einen politischen Wechsel. Dort ist die Mehrheit von CDU und FDP seit der Kommunalwahl 2014 denkbar knapp. Kommt Schwarz-Gelb die Stimme des Landrats abhanden, ist sie sogar komplett weg. Das Fünfer-Bündnis wittert seine Chance — und das sorgte offenbar über die Parteigrenzen hinweg für große Geschlossenheit. Aus wahlrechtlichen Gründen waren die Parteien bei der Abstimmung selbst in verschiedenen Räumen des Alten Schlosses in Grevenbroich zwar kurz unter sich, doch dann wurde gemeinsam gefeiert: 96,2 Prozent stimmten für den Volljuristen, der vor seiner Wahl in den Landtag 2010 Referatsleiter im NRW-Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft sowie Natur- und Verbraucherschutz war. Von 193 Stimmberechtigten votierten 182 für Markert. Von insgesamt acht Nein-Stimmen kamen sechs von der SPD und jeweils eine von den Grünen und den Piraten. Zwei Sozialdemokraten enthielten sich, eine Stimme der Linken war ungültig. Einer der ersten Gratulanten war der stellvertretende Landrat Horst Fischer (SPD). Er hatte die Idee, Hans Christian Markert als gemeinsamen Kandidaten aufzustellen. „HC“ — der Spitzname war gestern schon für die ersten kleinen Plakate gut — versprach dem Fünferbündnis einen engagierten und vor allem bürgernahen Wahlkampf und — sollte er gewinnen — eine Amtszeit als „Bürger-Landrat“: „Lasst uns aufbrechen, gemeinsam, bunt und stark — dann packen wir das!“

Entsprechend abgestimmt auf die verschiedenen Interessen im Parteienbündnis umriss Markert gestern auch sein Wahlprogramm. Zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik, sozialpolitische Sensibilität, ökologische Vernunft und demokratischen Aufbruch mit Toleranz und Vielfalt, das will er in Gleichklang bringen. Im Detail steht das zum Beispiel ebenso für innovative Industriepolitik, bei der auch die Braunkohle eine Zukunft hat, wie für das Bemühen um eine staatliche Fachhochschule im Kreis, Fortschritte bei Inklusion und Barrierefreiheit und mehr Aufforstung.

Solidarität versprach der Kaarster auch den Kraftwerkern und Bergleuten, die derzeit angesichts der Strommarktpläne aus Berlin um ihre Jobs fürchten. Auch eine Beratungsstelle für Demokratie und Toleranz setzt Markert auf seine Agenda. Die könnte Bürgeranliegen sammeln und in die Politik einbringen, aber auch Anlaufstelle für Opfer von Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung sein. „Wir brauchen eine echte Willkommenskultur im Rhein-Kreis“, sagte der Landratskandidat des Fünferbündnisses. Flüchtlinge vor Krieg und Gewalt bräuchten Hilfe und Unterstützung „im Herzen der Gesellschaft“.