Bürger sollen Flüchtlinge aufnehmen
Die vorhandenen Unterkünfte der Stadt sind voll. Die Verwaltung bitte nun die Bürger in Kaarst um Hilfe.
Kaarst. Die Bitte ist dringend und nachdrücklich: Die Stadt Kaarst sucht Wohnungen zur Unterbringung von Flüchtlingen — sowohl für Einzelpersonen als auch für Familien. Weil die vorhandenen Unterkünfte für soziale Zwecke an der Rotdornstraße, am Bäumchensweg und an der Ludwig-Erhard-Straße bis unters Dach belegt sind und die geplanten Neubauten Zeit brauchen, sind die Kaarster jetzt aufgerufen, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Schließlich, sagt Sebastian Semmler, Sozialdezernent und Erster Beigeordneter, sei die Integration von Flüchtlingen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Ich setze da auf die Mithilfe und das Verständnis der Bürger.“
Fest steht: Die Stadt Kaarst wird zwei Wohnheime in Modulbauweise an der Von-Stein-Straße in Büttgen und im Bereich des Friedhofs in Vorst errichten. Maximal 45 Personen kann jede Unterkunft aufnehmen. Zwei weitere Standorte im Bereich des alten Klärwerks und am Hoverkamp sind in Vorbereitung, darüber hinaus werden die Planungen für zwei Wohnhäuser für soziale Zwecke an der Hubertusstraße sowie in einem noch näher zu definierenden Bereich in Kaarst vorangetrieben. Ziel, sagt Semmler, sei eine dezentrale Verteilung über das gesamte Stadtgebiet. „Ich bin überzeugt, dass Integration so besser gelingen kann.“
Grundsätzlich sind die Planungen notwendig, weil der Druck auf die Stadt wächst. Zurzeit sind 230 Personen aus 27 verschiedenen Herkunftsländern in Kaarst untergebracht. Im vergangenen Jahr hat die Stadt insgesamt 74 Flüchtlinge aufgenommen, in diesem Jahr sind es bereits 65. Der Bereich Soziales geht davon aus, dass bis zum Ende des Jahres 200 weitere Zuweisungen erfolgen werden.
In Büttgen sind die Pläne bereits auf Kritik bei Anwohnern gestoßen. „Wir brauchen die vier Flüchtlingsheime“, hatte Bürgermeister Franz-Josef Moormann deshalb vor zwei Wochen im Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss ausdrücklich betont.
Deren Bau allerdings ist nicht von heute auf morgen zu realisieren. „Ich gehe davon aus, dass die erste Einrichtung an der Von-Stein-Straße irgendwann zwischen August und September bezogen werden kann“, sagt Sebastian Semmler.
Abgesehen davon, dass die Nachfrage nach entsprechenden Wohnmodulen derzeit sehr groß sei, müsse die Stadt auch die Baugenehmigungsverfahren vorbereiten. „Es müssen Fundamente für die Module geschaffen und Anschlüsse gelegt werden — das dauert eben seine Zeit.“
Aus diesem Grund wirbt die Stadt nun für eine verstärkte Vermietung von Wohnungen an Flüchtlinge. Schon jetzt ist privater Wohnraum für 69 Personen in 24 Wohnungen im Stadtgebiet zur Verfügung gestellt worden, zum Beispiel von der evangelischen Kirche.
Deshalb lautet Semmlers Appell: „Wenn Ihnen freier Wohnraum in Form abgeschlossener Wohnungen zur Verfügung steht, würden wir uns über jede Hilfe freuen“.