6246 Hunde leben offiziell in Neuss
Halter zahlen im Jahr 470 000 Euro Steuern. Erhöhung ist nicht geplant.
Neuss. Rocco ist fünf Jahre alt, ziemlich groß und am Markt gut bekannt. Der Neufundländer wiegt sicherlich mehr als 20 Kilo und zählt damit zu jener Kategorie von Hunden, die laut Landesgesetz dem Ordnungsamt „angezeigt“ werden müssen. Das ist eine Informationsquelle für das Steueramt, das (möglichst) alle in Neuss gehaltenen Hunde erfasst und Herrchen oder Frauchen den Steuerbescheid schickt.
6246 Hunde sind im Rathaus registriert, im Amtsdeutsch „veranlagt“. Jeder Hundebesitzer muss seinen Hund melden, gleich wie klein, groß, schwer oder gefährlich. Wie hoch die Dunkelziffer ist, mag niemand schätzen.
Im Jahr 2000 ging die Stadt der Hunde-Sache auf den Grund und beauftragte ein Unternehmen mit der Erfassung: Die Mitarbeiter befragten alle 73 000 Haushalte in Neuss. Das kostete die Stadt 92 000 Euro, brachte aber auch 1000 „neue“ Hunde mit den entsprechenden Steuereinnahmen. Seitdem ist die Zahl leicht gestiegen, auch wenn die Stadt auf eine erneute Rundum-Befragung verzichtet: Das kommt nicht unbedingt gut an. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes kommen bei Überprüfungen allerdings immer wieder Neussern auf die Spur, die sich diese Steuer sparen wollen.
Die liegt im Übrigen in Neuss deutlich unter den Sätzen der Nachbarstädte und wurde seit Jahren nicht erhöht. Der „einfache“ Hund kostet 66 Euro, der Mehrfach-Hundebesitzer zahlt gestaffelt pro Hund mehr, und wer sich ein Tier hält, das wie etwa ein Pitbull-Terrier oder Staffordshire laut Landeshundegesetz zu den „sehr gefährlichen“ Rassen zählt, ist mit 534 Euro für den ersten Hund dabei.
Registriert sind die Tiere längst nicht mehr über die Hundemarke, sondern über einen Chip unter der Haut am Hals. Hier sind auch Impfdaten oder Versicherungsnummer erfasst. Auf dem Chip landen auch die Steuerdaten.
Die meisten Hundebesitzer meldeten sich selbst beim Steueramt, heißt es aus dem Rathaus. Hier laufen aber auch die Meldungen aus dem
Ordnungsamt ein, dazu gibt es Hinweise, wenn in einer anderen Stadt ein Steuerzahler seinen Hund abmeldet und vom Verkauf — zum Beispiel nach Neuss — berichtet. Und dann sind da noch die meist anonymen Anrufer, die den Mitarbeitern im Steueramt gern von Hundezuwachs in der Nachbarschaft berichten.
Die zum Ende des vergangenen Jahres registrierten 6246 Neusser Hunde, das sind 62 mehr als im Jahr zuvor, bringen jedenfalls etwa 470 000 Euro Steuern in die Stadtkasse. Eine Steuererhöhung — wie von der Verwaltung für die Gewerbesteuerzahler vorgeschlagen — ist für die Haltung von Dackel, Schäferhund und Jack Russel, Neufundländer, Yorkshire oder Pitbull im Zuge der Haushaltsberatungen nicht geplant.