Ab nächster Woche steuern Fernbusse auch Neuss an
Sechsmal in der Woche fährt ein Bus ab der Stadthalle nach Berlin.
Neuss. Nächste Woche ist es soweit: Neuss wird ans Fernbus-Netz angeschlossen. Das Unternehmen Flixbus richtet unterhalb der Stadthalle am Europadamm eine Haltestelle ein, an der an sechs Tagen in der Woche — mit Ausnahme Dienstag — ein Reisebus halten wird. Für Tickets zum Preis ab neun Euro bringt der Bus ab dem 6. April Passagiere nach Berlin.
Für den Landtagskandidaten Jörg Geerlings (CDU) ist die Fernbus-Linie Mönchengladbach-Berlin nicht nur eine Möglichkeit zum Verreisen, sondern auch eine Chance für den Tourismus. Neuss sei zwar vor allem als Kongressstandort etabliert, habe aber deutlich mehr zu bieten, sagt er auch mit Blick auf die beabsichtigte Einstufung des niedergermanischen Limes als Weltkulturerbe. „Durch die Fernbus-Anbindung“, sagt Geerlings, „werden gänzlich neue Möglichkeiten geschaffen, unsere Stadt zu besuchen.“
Das Thema hat aber noch mehr Facetten. Sah es vor zwei Jahren noch so aus, als würden die mobilen Trends an Neuss vorbei ziehen, so schafft Neuss auch bei vielen anderen Themen allmählich den Anschluss. Beispiel Car-Sharing: Mit seinem flexiblen Modell, das Nutzern freistellt, wo sie ein Fahrzeug übernehmen und wo sie es wieder abstellen, konnte sich der Anbieter Car2go zwar nicht durchsetzen. Er gab den Standort Neuss schnell wieder auf. Inzwischen hat aber die Autohaus-Gruppe Dresen gemeinsam mit Ford-Carsharing in Kooperation mit den Stadtwerken Neuss diese Lücke geschlossen. Sie hat an der Stadthalle und am Hauptbahnhof zwei Fahrzeuge stationiert und bietet dieser registrierten Nutzern als Alternative zum eigenen Auto an.
Mit gutem Erfolg, wie Dirk Halm vom Autohaus Dresen erklärt. Das Ergebnis sei besser als erwartet und auch vom bundesweiten Partner Ford-Carsharing als überdurchschnittlich bezeichnet worden. „Wir sind sehr zufrieden und mussten schon einmal diesen Fuhrpark austauschen, weil die Wagen genug Kilometer gefahren hatten“, sagt Halm.
Das Thema Elektro-Mobilität gewinnt in Neuss ebenfalls an Boden, auch wenn derzeit erst knapp 600 Elektro-Autos im Kreis zugelassen sind. „Elektromobilität wird in Neuss sehr ernst genommen“, kommentiert Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung die Entscheidung der Politik, Haltern von E-Autos auf den 1000 bewirtschafteten Stellplätzen in der Neusser Innenstadt drei Stunden frei Parken einzuräumen.
Diese Überlegungen gehen einher mit Anstrengungen der Stadtwerke, als „Mobilitätsdienstleister Nummer eins“ in Neuss die Elektro-Mobilität zu forcieren. Man fühle sich in einer besonderen Verpflichtung, die über den Betrieb von derzeit fünf eigenen E-Autos hinausgeht, hatte unlängst Stadtwerke-Vorstand Ekkehard Boden dazu erklärt. Sein Haus habe dazu „einiges in Vorbereitung“ — nicht zuletzt die Einrichtung einer ganzen „Elektro-Bus-Linie“.