Kaarster sammelt für Flucht-Opfer

Die Familie eines seiner Mandanten ist auf der Flucht ertrunken. Die Überführungskosten der Leichen kann dieser sich nicht leisten.

Foto: ati

Kaarst. Der in Kaarst lebende Rechtsanwalt Jeremias Mameghani ist fassungslos und schockiert, spricht vom „schlimmsten Fall meines Lebens“. Stockend und mit den Tränen kämpfend erzählt er, wie er am Wochenende erfahren hat, dass die Familie eines seiner Mandanten die Überfahrt von der türkischen Küste gewagt hatte und dabei ertrunken ist. „Die Frau, das Baby und die drei Jahre alte Tochter sind dabei umgekommen. Ich bin einfach nur entsetzt, traurig und wütend“, sagt der Jurist. Weil sein Mandant Salah J. die Überführungskosten der Leichen in Höhe von 2000 Euro nicht zahlen kann, startete Mameghani eine Online-Spendenaktion. Bis gestern waren knapp 2300 Euro eingegangen.

Der Jurist, der auf Ausländer- und Asylrecht spezialisiert ist, vertritt den 31-jährigen Syrer, der seit zwei Jahren in Ratingen lebt. Der Reservist der syrischen Armee war aus Syrien übers Mittelmeer und später über die Balkanroute geflüchtet, erklärt Mameghani. Seine schwangere Frau sowie die kleine Tochter ließ der Syrer bei Verwandten in der Türkei zurück — in der Hoffnung, dass er sie nachholen könnte.

„Doch in Deutschland dauerte sein Asylverfahren über ein Jahr und leider erhielt er nur den sogenannten subsidiären Schutz, wodurch ein Familiennachzug ausgeschlossen ist“, erklärt Mameghani. Derzeit läuft ein Klageverfahren vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht. Mameghani: „Er hat beste Chancen.“

Doch die Familie habe derart unter der Trennung gelitten, dass Salahs Frau mit den beiden Kleinkindern die lebensgefährliche Überfahrt wagte. Das Schlauchboot mit 22 Menschen an Bord kenterte jedoch einige Seemeilen vor der türkischen Küste. Elf Flüchtlinge kamen ums Leben. „Salah hatte versucht, seine Frau auf dem Handy zu erreichen“, sagt Mameghani. Doch jemand anders nahm ab und so erfuhr er vom Tod seiner Familie. Mittlerweile seien die Leichen in einem türkischen Krankenhaus identifiziert worden.

Salah selbst hatte kein Visum für die Türkei bekommen, um zu seiner Familie zurückkehren zu können. Auch bei der Bestattung wird er nicht dabei sein können. „Er möchte aber seine Familie nach Syrien überführen“, sagt Mameghani. Das sei durch die Spendenaktion auch gesichert. Der überschüssige Betrag werde einer Organisation gespendet, die auf dem Mittelmeer Leben rettet. „Ich bin unglaublich gerührt über die Anteilnahme“, sagt der Jurist.