Aktion „Gemeinsam wachsam“ in Neuss Rita Süssmuth beschwört den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Neuss. · Ex-Bundestagspräsidentin zu Gast bei „Gemeinsam wachsam“.
In hohem Maße dekorativ und einladend war der Alte Ratssaal gestaltet, als nun zum dritten Mal zu „Gemeinsam wachsam“ aufgerufen wurde. Veranstalter ist das stadtgesellschaftliche Bündnis, das aus dem Neusser Kulturamt, dem „Raum der Kulturen“ und der Jüdischen Gemeinde besteht. „Wir sind heute vollkommen überlastet“, sagte Hamdi Berdid, der Vorsitzende des Raumes der Kulturen, und fand aber doch den sprichwörtlich „letzten Platz“, während Margarita Dorzweiler die Gäste mit Klaviermusik begrüßte.
Spontane Hilfsbereitschaft in Deutschland sei immer vorhanden
Bürgermeister Reiner Breuer hatte die Schirmherrschaft übernommen: „Wir wollen verschiedene Religionen und Kulturen zusammenbringen.“ Was vor einigen Jahren als Idee des Vereins Puzzle-Frauen begonnen habe, sei zu einem schönen Bild der Einheit in Vielfalt gewachsen. „Wir setzen dem Antisemitismus, antimuslimischer Hetze und vielfältigem Rassismus die neue deutsche Stadtgesellschaft mit ihrer Interkulturalität entgegen“, versicherte der Bürgermeister.
Den Festvortrag hielt Rita Süssmuth (82), neben vielen Ämtern von 1988 bis 1998 Präsidentin des Deutschen Bundestages. „Ich sehe nur heitere Gesichter und offene Augen – eine Übereinstimmung mit dem Motto ‚Gemeinsam wachsam’, wie mir scheint“, sprach sie die Zuhörer direkt an. Es seien die kleinen, familiären Einheiten, die den Zusammenhalt garantierten. Spontane Hilfsbereitschaft in Deutschland sei immer vorhanden, aber sie muss mehr Anerkennung erfahren. Kritisch merkte die Politikerin an: „Man weiß nie, wie lange Fenster und Türen offen bleiben.“, um dann die Zuhörer aufzufordern „Schafft mehr solcher Gelegenheiten wie heute, Gelegenheiten zum wechselseitigen Kennenlernen. Suchen wir die Wege der Gemeinsamkeit!“
Ein wunderbares Symbol dieser Gemeinschaft initiierte Bert Römgens von der jüdischen Gemeinde. Er lud Vertreter der unterschiedlichen Kulturen ein, die Kerzen der Menora, des siebenarmigen Leuchters, anzuzünden. Dabei war auch Dijne Armel (32). Der Kameruner lebt seit 2010 in Neuss, fördert Projekte im Raum der Kulturen und marschierte beim Schützenfest beim Zug „Nüsser Divergenten“ mit. Als alle Kerzen entzündet waren, erklärte Römgens, dass die nun erleuchtete Menora Symbol für das Licht aller Völker sei.