Amprion will Konverter in Kaarst
Ebenfalls denkbar ist eine Anbindung an die bestehende Umspann-Anlage Gohrpunkt.
Neuss/Kaarst. Lange wurde überlegt und geprüft, nun ist die Entscheidung gefallen, zumindest für die Firma Amprion. Der Netzbetreiber will seinen geplanten Stromkonverter auf der sogenannten Kaarster Dreiecksfläche bauen. Das teilte das Unternehmen gestern in Neuss mit. Grundsätzlich sei der Standort an der Umspann-Anlage Gohrpunkt in Dormagen/Rommerskirchen genauso geeignet. Allerdings weise die Kaarster Fläche die größere Entfernung — nämlich 1,3 Kilometer — zu den nächsten Wohnsiedlungen in Kaarst und Osterath auf. In Gohr seien es nur etwa 500 Meter.
Die übrigen 17 zunächst möglichen Standorte, darunter der in Neuss an der Bauerbahn, werden nicht weiter betrachtet. Der Standort Gohr werde aber als zweitbeste Option weiterverfolgt, erklärte Projektleiter Thorsten Mikschaitis. Denn das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. „Nächstes Jahr stellen wir den Antrag auf Bundesfachplanung.“ Darin überprüfe die Bundesnetzagentur, ob die rund 340 Kilometer lange Trasse der von Amprion geplanten „Ultranet“-Gleichstromverbindung umsetzbar ist. Im zweiten Schritt — dem Planfeststellungsverfahren ab 2016 — entscheide die Bundesbehörde über den Standort des Konverters, in dem Wechselstrom zum besseren Transport in Gleichstrom umgewandelt wird.
Unabhängig davon fehlen noch die rechtlichen Grundlagen, um in dem Kaarster Kiesabbaugebiet einen Umwandler zu bauen. Dafür muss entweder der Regionalplan geändert oder ein Zielabweichungsverfahren eingeleitet werden. Dazu ist der Nachweis zu erbringen, dass die Abweichung unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge der Regionalplanung nicht berührt werden. „Wir versuchen beide Wege und sind schon in Gespräche mit den Grundstückseigentümern eingetreten“, berichtet Amprion-Sprecher Thomas Wiede. Alle Flächen seien in privater Hand. In Gohr dagegen gehörten Teile der Flächen schon Amprion. Die SPD-Regionalratsfraktion entscheidet am Donnerstag, den nötigen Antrag auf Regionalplan-Änderung einzureichen, um den Konverterbau in Kaarst zu ermöglichen.
Die Ausschreibung für den Konverter läuft bereits. Je nach Hersteller besteht er aus zwei oder vier jeweils 18 Meter hohen Hallen. „Wir halten alle Grenzwerte bereits am Grundstückzaun ein“, verspricht Projektleiter Mikschaitis. Die Geräusche der Lüfter und Transformatoren seien in 300 oder 400 Meter Entfernung kaum mehr auszumachen. Schon vorher würden sie von den Geräuschen der nahen Autobahn und Bahnstrecke übertönt.
Dennoch sorgt die Amprion-Entscheidung für Aufatmen in Neuss. „Ich bin froh, dass der Kelch an uns vorbeigegangen ist“, sagt Bürgermeister Herbert Napp. „Solche Bauvorhaben sorgen immer für Irritationen in der Bevölkerung.“ Unabhängig davon halte er die Kaarster Dreiecksfläche für ausgesprochen geeignet. „Die nächste Wohnbebauung ist weit weg, und es gibt dort schon eine Gleisanlage“, sagt Napp. „Da wird die umgebende Bebauung nicht sehr gestört.“ Amprion will noch vor Weihnachten die Bürger in Kaarst und Gohr über die weiteren Pläne in Kenntnis setzen. Auch mit den Politikern suche man den Dialog, so Wiede.