Amselsterben: Kampf gegen tropisches Virus
Stechmücken können Überträger sein. Experten des Kreises verfolgen Entwicklung.
Rhein-Kreis Neuss. Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Rhein-Kreises Neuss verfolgt aufmerksam das für Amseln gefährliche Usutu-Virus. Der erste tote Vogel in Nordrhein-Westfalen, bei dem der Erreger nachgewiesen werden konnte, wurde vor kurzem in Siegen entdeckt.
„Bei dem Usutu-Virus handelt es sich um ein aus Afrika stammendes Virus, das wahrscheinlich mit Stechmücken in Überseecontainern nach Europa eingeschleppt wurde“, erklärt Amtstierarzt Dr. Frank Schäfer (Foto) vom Rhein-Kreis Neuss.
Nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolge die Übertragung ausschließlich durch Stechmücken. „Man geht davon aus, dass die diesjährigen Fälle auf Usutu-Viren zurückzuführen sind, die von Stechmücken übertragen wurden, die überwintert haben. Vor allem Schwarzvögel wie Amseln sind für das Virus empfänglich“, berichtet Schäfer. Zur Empfänglichkeit anderer Tierarten lägen nur wenige wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnisse vor.
Infizierte Tiere zeigen häufig Apathien und Störungen des zentralen Nervensystems wie taumelnde Bewegungen oder ein unnatürliches Verdrehen des Kopfes. Auch ein zerzaustes Gefieder wurde als Krankheitssymptom beschrieben. Zurzeit werden Untersuchungen auf den Erreger im Friedrich-Löffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems durchgeführt.
In der Pathologie des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes Rhein-Ruhr-Wupper in Krefeld werden eingesandte tote Vögel einer ersten Untersuchung unterzogen, der Erregernachweis erfolgt dann aus Organproben im Institut.
„Auch wenn die Übertragung des Erregers durch Stechmücken erfolgt und nicht durch das Anfassen einer toten Amsel, so sollte man aus hygienischen Gründen Handschuhe verwenden“, sagt Schäfer. Über Erkrankungen bei Menschen sei bislang nur wenig bekannt. Im Herbst 2009 wurde erstmals Usutu-Fieber bei Patienten in Italien diagnostiziert, es handelte sich dabei jedoch um immungeschwächte ältere Menschen. Die Erkrankung geht bei Menschen mit grippeähnlichen Symptomen einher.
Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt weist darauf hin, dass Einsendungen von toten Amseln nur dann sinnvoll sind, wenn der Verdacht auf das Usutu-Virus aufgrund der beschriebenen Symptome gegeben ist und der Tierkörper noch nicht verwest sei. Red
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