Architekt erklärt die Raffinesse eines Gebäudes an der Karl-Oberbach-Straße
Beim „Tag der Architektur“ konnten in Grevenbroich mehrere Objekte besichtigt werden. Besucher erfuhren dabei interessante Details.
Grevenbroich. Vor einem Jahr standen an dieser Stelle noch ein rund 100 Jahre altes Stadthaus, eine Glaserei und eine Trafostation — nun ist davon nichts mehr zu sehen, zumindest in der alten Form. Denn an der Karl-Oberbach-Straße 23 wurde in den vergangenen Monaten ein besonderes Konzept der beiden Grevenbroicher Architekten Martin Burchert und Dietmar Tebroke realisiert.
„Die Familie, die in diesem Haus lebte, kam im Jahr 2015 auf uns mit dem Wunsch zu, sich räumlich vergrößern zu wollen. Die Geschäftsräume der Glaserei sollten aber auch im Neubau wieder Platz finden“, erläuterte Martin Burchert. Zudem habe die Besitzerin der alten Immobilie gewünscht, dass der Neubau mit dem benachbarten Haus ihrer Eltern verbunden wird.
Dementsprechend machte sich Burchert mit seinem Partner ans Werk und entwickelte einen besonderen Clou: Über eine Dachterrasse sind beide Häuser nun verbunden. Sowohl die Eltern als auch die Bewohnerin des Neubaus nutzen die Ruheoase im ersten Obergeschoss: Architektur als generationenverbindendes Element, sozusagen.
„Ursprünglich war zunächst ein Laubengang geplant, diese Idee wurde aber schnell wieder verworfen“, erzählte der Architekt, der sein Büro unweit des Mehrgenerationen-Bauprojekts betreibt. Zudem wurde die Trafostation verlegt, wodurch nun auch vor den Geschäftsräumen mehr Platz herrscht.
Bereits zum dritten Mal nahm Burchert gestern am „Tag der Architektur“ teil, an dem Interessierte hinter die Kulissen von außergewöhnlichen Neubauten blicken und sich dabei von den ausführenden Architekten informieren lassen konnten.
In Grevenbroich öffneten insgesamt vier Hausbesitzer ihre Türen — neben Objekten in Elsen und Frimmersdorf konnte auch der Seniorenwohnstift St. Martinus in Wevelinghoven besichtigt werden. „Das hat sich als gute Möglichkeit bewährt, Interessierte über die heutigen Möglichkeiten des Bauens zu informieren. Wir werden auch in Zukunft wieder dabei sein“, sagte Burchert.
So herrschte auch in dem Neubau an der Karl-Oberbach-Straße reger Andrang. Hier klärte Burchert auch über die Schwierigkeiten auf, die sich beim Bau des Einfamilienhauses mit Geschäftsräumen zunächst ergeben hätten. „Aufgrund der Nähe zur Erftaue und weiterer Statikprobleme mussten wir insgesamt 64 Kiessäulen sechs Meter tief in den Boden rammen, die quasi das Fundament bilden,“ erfuhren gestern die Besucher von den Architekten.
Dennoch sei der Bauprozess ohne größere Verzögerungen vonstatten gegangen. „Innerhalb eines Jahres stand der Neubau.“ Eine Zeit, von denen manch öffentliches Bauprojekt nur träumen könne, meint Burchert. So entstand letztlich ein Neubau, der sich auch optisch an seinem abgerissenen Vorgänger orientiert. „Die roten Farbelemente sollten erhalten bleiben, weil ja auch die Glaserfirma weiterhin mit ihren Büroräumen hier ansässig ist. Das haben wir berücksichtigt“, erklärte Burchert. Auch die ehemalige graue Schieferfassade und die weiße Wandfarbe finden sich wieder. Und der Umweltschutz wurde berücksichtigt: „Energetisch unterbieten wir sämtliche Anforderungen.“