Umweltschützer mahnen zum Schutz von Rehkitzen im Feld
Bei Mäharbeiten der Landwirte sind sie und andere Tiere großen Gefahren ausgesetzt.
Grevenbroich. Wenn bei Mäharbeiten ein Rehkitz unter eine Maschine gerät und dabei ums Leben kommt, ist das für viele keine große Nachricht. Denn in jedem Jahr werden zahllose junge Rehe und Hasen bei derlei landwirtschaftlichen Arbeiten getötet. Dennoch sollten Bilder wie die, die jetzt Norbert Wolf, städtischer Umweltbeauftragter, auf Facebook gepostet hat, nicht mehr vorkommen. Ginge es nach ihm, würden umfangreichere Maßnahmen zum Schutz der Kitze getroffen.
„Ganz wichtig, auch wenn wir schon in der letzten Juniwoche sind, ist die Nachsuche nach Jungtieren und Bruten vor anstehenden Mäharbeiten in der Landwirtschaft, wie die Kitzfotos aus den vergangenen Tagen zeigen.“ Der Tod unter dem Mähbalken sei für Vogelbruten und Wild gleichermaßen grausam. Wolfs konkreter Appell: „Es muss sich endlich die Erkenntnis durchsetzen, die Flächen von innen nach außen zu mähen, um keine schon mobilen Jungtiere in der Feldmitte zusammenzudrängen.“ Sie trauen sich dann nämlich nicht aus der vermeintlich sicheren Deckung und fallen beim letzten Mähzug der Erntemaschine zum Opfer.
„Würde von innen nach außen gemäht, würden viele Tierleben gerettet“, sagt Wolf. Und auch der technische Fortschritt, immer leistungsorientiertere Maschinen im XXL-Umfang zu bauen, bedeute zwar einen optimierten Ertrag. „Aber je schneller ich über den Acker fahre, desto geringer sind die Chancen, einem Tier ausweichen zu können.“
Peter Herzogenrath, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach, benennt als Gefahrenquelle des Rehkitztodes allerdings nicht das Kornfeld („Wenn gemäht wird, sind die meisten Kitze bereits flügge“), sondern das Grünwerk. Das bestätigt auch Landwirt Bertram Graf von Nesselrode aus Langwaden. Aber egal, ob Mähdrescher oder Häcksler: „Gerät Wild in die Maschine und verunfallt, ist das immer tragisch“, sagt er. Denn tote Tiere in der Gras-Silage oder in der Heumahd sind ein Anblick, den kein Landwirt möchte. Inzwischen ist die Landwirtschaft digitalisiert, längst sind die Fahrzeuge mit hochtechnischen Cockpits ausgestattet. „Sie sehen von dort oben schon einiges, aber eben nicht alles“, beschreibt er eine letzte Gefahrenzone der Präzisionsgeräte. „Liegen Tiere am Boden und meinen, so perfekt vor Feinden getarnt zu sein, machen sie sich für uns fast unsichtbar“, sagen die Landwirte. Tierschutzaktivisten anderer Städte bietet in Zusammenarbeit mit Jagdpächtern und Landwirten an, am Abend vor den Mäharbeiten Wiesen engmaschig abzusuchen und das Jungwild aus der Gefahrenzone zu verjagen. Ebenso bewährt hat sich das Aufstellen sogenannter Krachmacher oder Stangen mit Flatterbändern und Blinklichtern, um die Tiere zu vertreiben. Irritiert von der Geräuschkulisse brächten die Ricken ihren Nachwuchs in Sicherheit und auch der Rest der Tierwelt sucht sich lieber stille Plätze.
„Da gibt es verschiedene Möglichkeiten“, weiß Norbert Wolf. Manches sei eben eine Frage des Einsatzes oder des Geldes: „Multi-Kopter oder Wärmebildkameras zeigen genau, wo Tiere kauern.“