Auch der Nachwuchs wählt in Neuss

Die Stadt beteiligt sich an der bundesweiten U18-Wahl. Am 15. September öffnen drei Wahllokale für Kinder und Jugendliche.

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Neuss. Das schönste Kleid und den besten Anzug haben Oma und Opa angezogen, der Gang zur Wahl war etwas ganz Besonderes. So hat es zumindest Jugenddezernent Ralf Hörsken in Erinnerung. „Damals war das ein richtiger Festtag“, sagt er. „Und am Abend saß man mit Hochspannung vor dem Fernseher und hat auf die Ergebnisse gewartet.“ Es sei wichtig, dass auch heutzutage junge Wähler den Wahltag als wichtig erleben — und das Prozedere früh kennenlernen. Dies ist das Ziel der U18-Wahl: Politische Bildung sowie Kinder mit Demokratie und Wahlen vertraut zu machen.

Simon Herzhoff ist Projektleiter der Aktion in Neuss. „Ohne die Unterstützung der Azubis der Stadt wäre dieses Angebot überhaupt nicht möglich“, sagt er. 16 Azubis sind bislang eingeplant, um die Wahllokale für Kinder am Freitag, 15. September — neun Tage vor der Bundestagswahl —, zu betreuen. Einige Tage vorher soll noch kurzfristig die Werbetrommel an den Schulen gerührt werden. Die Azubis sollen dann gezielt Flyer verteilen und mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen.

Die U18-Wahl ist ein seit 1996 bestehendes, bundesweites Projekt zur politischen Bildung. Damit auch möglichst viele Kinder erreicht werden, sollen junge Erwachsene die Botschaft von der Aktion verbreiten. „Wir haben deshalb auch im Rathaus bei den Vorbereitungen Azubis und Praktikanten einbezogen“, sagt Bürgermeister Reiner Breuer. 2013 nahmen bundesweit 198 365 Jugendliche unter 18 Jahren an der Nachwuchs-Wahl teil. Die Wahl soll außerdem Politikern Einblicke in die Ansichten und Wahlentscheidungen der Nachwuchs-Wähler bieten. „Ich finde, es ist sehr wichtig, die Kinder früh an die Wahl heranzuführen, und dass sie es ausprobieren können“, sagt Breuer. „Manche Erwachsene wissen nicht genau, wie das Wahlsystem funktioniert, was Erst- oder Zweitstimme sind oder welche wichtiger ist“, sagt Hörsken.

Mit diesen Fragen sollen sich Nachwuchs-Wähler früh beschäftigen können. Wahlberechtigung bedeute außerdem, dass einer Person die Kompetenz zugetraut wird, eine wichtige Entscheidung zu treffen, sagt der Jugenddezernent. „1977 wurde ich 18, und wir waren der erste Jahrgang, bei dem das Wahlrecht bereits ab 18 und nicht erst ab 21 galt“, sagt Hörsken. „Wir fanden das damals toll. Es bedeutete Anerkennung.“ Die Bereitschaft und das Interesse von Kindern, bei Politik und Wahlen mitzuwirken, sei ernst zu nehmen. Und so sollen auch Themen und Fragen diskutiert werden, an denen das Interesse innerhalb der jungen Wählerschaft groß ist.

In einer Broschüre sind die Stellungnahmen von CDU, CSU, dem Bündnis der Grünen, der SPD, FDP, der Linken und der Piraten zu 18 Fragen zusammengefasst. Das kleine Heft soll den U18-Wählern eine Grundvorstellung von der Politiklandschaft und den Schwerpunkten der Parteien vermitteln. Die AfD hatte sich auf eine Anfrage der Bildungsinitiative nicht gemeldet und ist aus diesem Grund in der Broschüre nicht vertreten.