Ausstellung: Künstler zeigt das Entstehen seiner Kunst

Martin Mele präsentiert am Sonntag in der Alten Post, wie er skurrile Objekte schafft.

Neuss. Die Tür zu einem Nebenraum im Foyer der Alten Post ist verstopft. Der Rahmen ist mit Büchern ausgefüllt, zwischen denen dünne Spazierstöcke in den Raum ragen. Ein Ruck an so einem Stock und die ganze Wand würde einstürzen und die Bücher sich ins Zimmer ergießen.

Die Arbeiten von Martin Mele, die ab Sonntag 11.30 Uhr, in der Alten Post zu sehen sind, strahlen durchweg etwas Temporäres und Flüchtiges aus, was der Arbeitsweise Meles geschuldet ist. Er entscheidet meist erst vor Ort, welche Materialien er verwendet und wie er diese in Bezug zum Raum installiert.

Meles wurde 1960 in Argentinien geboren und wuchs in Deutschland und Holland auf. Heute pendelt er zwischen Argentinien und Deutschland, dieses "Leben aus dem Koffer" schlägt sich auch in seiner Arbeit nieder. Er sammelt und sucht, findet und verwirft, tauscht Dinge aus oder verändert sie bis zur Unkenntlichkeit. In der Alten Post können sich die Besucher am Sonntag um 12.15 Uhr bei einer Performance Meles selbst ein Bild davon machen, auf welche Weise eines seiner skurrilen Objekte entsteht.

Die Neusser Ausstellung ist die letzte Station des Projektes "Das Archiv im Wurm/El archivo en la polilla", das acht Ausstellungen in Argentinien, Deutschland und der Schweiz umfasst.

Mele denkt, dass das Reisen immer schon Teil des Künstlerlebens war. Früher habe der Künstler dem Ruf der Mäzene an die Fürstenhäuser folgen müssen, heute seien es Ausstellungen, Messen und Galerien in aller Welt, die ein spontanes Leben und Arbeiten bedingen. So ist es Teil seiner Kunst, mit den Ressourcen und Gegebenheiten vor Ort zu arbeiten. Nur leicht verstaubare Versatzstücke, wie beispielsweise ein Stück Stoff, reisen mit dem Künstler.

In der Alten Post sind bei der Installation der Objekte unter anderem zirka zwei Kubikmeter alter Bücher, fünf Kartons Zigarrenkisten und drei Schachteln Postkarten zum Einsatz gekommen. Kuratiert wird die Ausstellung von Klaus Richter, der zur Vernissage auch eine kurze Einführung sprechen wird, bevor der Kunstjournalist Carl Friedrich Schröer gegen 13.30 Uhr etwas zu Martin Meles Arbeit sagen wird.