Automatensprengung: Prozess beginnt im Mai
Ein 24-Jähriger muss sich vor Gericht dafür verantworten, den Geldautomaten der Sparkasse in Neuenhausen gesprengt zu haben. Ermittler vermuten, dass er einer riesigen Bande angehört.
Neuenhausen. Es ist so etwas wie der „Bankraub 2.0“: In den vergangenen Jahren hatten immer wieder Unbekannte Bankautomaten im gesamten Rheinland in die Luft gejagt. Ihr Ziel: das Geld im Inneren der Geräte. Die Sparkassen-Filiale in Neuenhausen war im Mai 2016 betroffen. Ein ohrenbetäubender Knall hatte Anwohner an einem frühen Samstagmorgen aus dem Schlaf gerissen. Die Explosion hatte den Geldautomaten in der SB-Stelle zerstört. Scheiben waren geborsten, Trümmer lagen auf der Straße. Nun, zwei Jahre später, muss sich einer der mutmaßlichen Täter ab Mitte Mai vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten.
Glaubt man den Ermittlungsbehörden in Nordrhein-Westfalen, dann gehört Chaker A. zu einer riesigen Bande marokkanisch-stämmiger Täter aus der Region um die niederländische Stadt Utrecht. Bis zu 250 Männer werden der Gruppierung zugerechnet, sie alle sollen sich auf das Sprengen von Geldautomaten spezialisiert haben. Alleine in Neuenhausen sollen sie 120 000 Euro Beute gemacht haben. „Der Angeklagte ist am 14. Mai 2016 mit einem unbekannt gebliebenen Mittäter nach Grevenbroich gekommen und hat den Geldautomaten der Sparkasse Neuss am Kleekamp 1 gesprengt“, heißt es in der Anklage der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach. „Vom Tatort sind beide mit einem Audi A 3 mit Wuppertaler Kennzeichen geflohen.“
Der Wagen war offenbar gestohlen, beide Täter sollen später damit in Belgien einen Unfall gehabt haben. Der 24 Jahre alte Angeklagte ist laut Ermittlungen in den Niederlanden fünffach vorbestraft. Ein Geständnis hat er bislang nicht abgelegt. Experten der Polizei haben allerdings vor Ort in Neuenhausen DNA-Spuren des jungen Mannes gefunden — auch im Fluchtwagen wurden diese entdeckt. Die Staatsanwaltschaft hatte darauf die Auslieferung des Marokkaners beantragt, anschließend wurde er aus Utrecht nach Deutschland überstellt.
Die Gruppierung rund um den 24-Jährigen hatte in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Knapp 100 Geldautomaten-Sprengungen mit einer riesigen Beute werden der Bande zugerechnet.
Besonders spektakulär waren eine Tat in Krefeld und die anschließende Flucht zurück in die Niederlande abgelaufen. Drei Männer hatten auf der Autobahn 57 einen schweren Unfall, zwei von ihnen starben, der dritte wurde lebensgefährlich verletzt. Bei ihm handelte es sich um einen damals 22 Jahre alten, bekannten Kickboxer aus Utrecht. Der Marokkaner ist seit dem Unfall querschnittsgelähmt. Dem jetzt angeklagten Mann drohen im Prozess am Landgericht Mönchengladbach bis zu 15 Jahre Gefängnis. Der Sparkasse Neuss war ein Sachschaden in gewaltiger Höhe von mindestens etlichen zehntausend Euro entstanden — dazu kam noch der Verlust des Automaten-Inhaltes in Höhe von 120 000 Euro. Prozessbeginn ist am Dienstag, 15. Mai, um 9.30 Uhr.
Nach dem Überfall stellte die Sparkasse Neuss zunächst einen mobilen Geldautomaten auf dem Kirmesplatz auf, seit 2017 befindet sich der Automat in einem Pavillon an der Hauptstraße im Ort.