Neuss sucht israelische Partnerstadt
Bürgermeister Breuer will im Hauptausschuss den Entwurf für einen Vertrag mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf vorlegen.
Neuss. Die Anregung des Neusser Landtagsabgeordneten Jörg Geerlings, Neuss solle eine Städtepartnerschaft mit einer Gemeinde in Israel anbahnen, wertet Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) als Zustimmung der Politik zu einem Projekt, an dem die Verwaltung schon seit fast einem Jahr arbeitet. Schon in der nächsten Sitzung des Hauptausschusses wird Breuer den Entwurf für einen Vertrag vorlegen, den er mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf verhandelt hat.
Reiner Breuer, Bürgermeister
Die Suche nach einer Partnerstadt in Israel ist dabei ein Punkt von vielen, auf den sich die Partner festlegen wollen. „Wir sind schon in konkreten Sondierungen“, sagte Breuer gestern am Rande der Ausstellungseröffnung „70 Jahre Israel“ im Rathausfoyer.
Der Stadtvertrag soll die schon heute gute Zusammenarbeit der Stadt mit der Gemeinde intensivieren und verbindlich machen. Über die Suche nach einer Partnerstadt hinaus soll es auch um die finanzielle Unterstützung beim Ausbau des Bederov-Zentrums gehen. Mit ihm hat sich die jüdische Gemeinde — weil Pläne zum Bau einer Synagoge in Neuss nicht zum Erfolg gebracht werden konnten — an der Leostraße in einem ehemaligen Kindergarten ein kleines Zentrum in Neuss geschaffen. Den Kauf hatte die Stadt mit 750 000 Euro unterstützt.
Ein Motor der jüngsten Entwicklung ist Bert Römgens, Lehrer in Neuss und Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde. Er hatte mit Michael Szentei-Heise, dem Geschäftsführer der Gemeinde, schon Mitte 2017 die Rede auf das Thema Städtepartnerschaft gebracht — und hätte gerne eine, die am Mittelmeer liegt. Die Suche wird aber nicht einfach, denn viele Kommunen in Israel unterhalten bereits freundschaftliche Kontakte nach Deutschland — wie Kirjat Ono im Bezirk Tel Aviv mit Dormagen.
In einen engen Austausch mit den jüdischen Nachbarn zu kommen, sei ihm ein Herzensanliegen, sagt Breuer. Er spricht von Erinnerungskultur und „kommunaler Friedensarbeit“ — als deren Instrument er die Städtepartnerschaften insgesamt betrachtet. Breuer hat die Zuständigkeit dafür auch deshalb an sich gezogen. „Ich habe mir zum Ziel gesetzt, die Städtepartnerschaften, die wir haben und die uns wichtig sind, zu beleben“, sagte Breuer. Dies sei zum Teil gelungen, zum Teil seien auch schon andere Akzente gesetzt worden. Das Friedensglockenspiel, das derzeit im belgischen Leuven wiederersteht, ist ein solches Projekt, das Neuss unterstützt. „Ob sich daraus eine Städtepartnerschaft entwickelt, weiß ich noch nicht“, sagt Breuer. Aber: „Das wird ein tolles Signal, das wir am 11. November von Leuven aus in die Welt schicken — wenn das Friedensglockenspiel zum ersten Mal ertönt.“
Römgens freut diese Akzentsetzung in Zeiten, in denen sich in Deutschland ein neuer Antisemitismus breit zu machen scheint. „Ich wurde persönlich noch nie so oft angefeindet, wie in den vergangenen zwölf Monaten“, sagte er. Daher freue es ihn zu sehen, sagte er mit Blick auf die Ausstellung, wie sich Jugendliche von drei Neusser Schulen „kreativ aber auch respektvoll“ dem Staat Israel und seiner Geschichte genähert haben.