Bauernkirmes ist zurück
Clemens-sels-Museum: 400 Jahre altes Meisterwerk aus Brueghel-Werkstatt ist aufwändig restauriert
Neuss. Das Werk ist eines der bedeutendsten in der Sammlung des Clemens-Sels-Museums: "Die Bauernkirmes" von 1616, Peter Brueghel d.J. zugeschrieben, bietet eine ebenso kunstvolle wie unterhaltsame Szenerie der frühen Neuzeit. Die Dorfszene zeigt dem Betrachter, wie er sich zu benehmen hat - und wie gerade nicht.
Seit Mai mussten die Besucher auf diesen Publikumsmagneten verzichten. Das Werk stand in der Werkstatt der Restauratorin Hiltrud Schinzel in Düsseldorf. Gestern wurde es an seinen angestammten Platz zurückgehängt.
Aufwändig ist das kostbare Bild nun wiederhergestellt. Zwar wurde im Laufe der fast 400 Jahre der obere Bildbereich bearbeitet. Die Bildteile mit den Figurengruppen aber war noch im Ursprungszustand des Jahres 1616. Die Restaurierung wurde dank finanziellen Unterstützung von RWE Rheinland Westfalen Netz AG ermöglicht.
Das Ursprungsgemälde ist seit 1938 verschollen. Zwar gibt es vier weitere dieser Kirmessen aus der Brueghel-Werkstatt in Privatbesitz, doch sei deren Qualität nicht annähernd so gut die des Neusser Bildes, sagt Thomas Ludewig, stellvertretender Museumsdirektor. "Unseres ist nahezu identisch mit dem Ursprungsbild, das wir von Fotos kennen."
Nun können die Besucher wieder die Details des Bildes entdecken. Es wird geprasst, geküsst, geschmust. Ein Mann übergibt sich, Hahn und Henne vergnügen sich. Ein Quacksalber zieht einen Zahn, seine Gehilfin bestiehlt den Patienten.
Ein schwangere Braut steht an der Kirche, ein Tänzer greift seiner Partnerin unter den Rock. Und so weiter. Das begeistert große wie kleine Besucher. Ludewig berichtet von einem Kind, das kurz vor der Restaurierung feststellte: "Das ist ein echtes Wimmelbild!" Was eindeutig als Kompliment gedacht war. Am Sonntag um 15 Uhr wird das Werk bei einer Führung nochmals vorgestellt.