Baum soll wegen der Tour weichen

Die Tour de France rollt im Sommer durch Büttgen. Ein Ahorn steht auf der Strecke im Weg.

Foto: Lothar Berns

Büttgen. Er ist ein fester Bestandteil des Rathausplatzes in Büttgen — jetzt soll der Bergahorn weg. Aber es gibt eine Frau, die das nicht zulassen will: Sabine Kühl hat ihren Protest auf ein Blatt Papier geschrieben: „Dieser Baum soll leben und darf nicht wegen der Tour de France gefällt werden!“ Gut sichtbar hat sie das Papier am Stamm des Baumes befestigt.

Text des Zettels am Baum

Die SPD-Politikerin erklärt: „Als ich die Einladung zum nächsten Bau- und Umweltausschuss aus dem Briefkasten zog, war ich entsetzt: Unter Tagesordnungspunkt fünf las ich ,Fällantrag für einen Bergahorn auf dem Rathausplatz Büttgen’.“ Sabine Kühl kann es nicht fassen: „Der Grund dafür ist die Tour de France.“ Wörtlich heißt es dazu in der Sitzungsvorlage: „Das Organisationskomitee der Tour hat festgestellt, dass in der Fahrbahn ein Baumhochbeet steht, welches bei der Streckenführung nicht erhalten bleiben kann“. Und weiter: „Die Begutachtung hat gezeigt, dass sich der Baum in einem relativ schlechten Zustand befindet und ein erheblicher Teil der Krone bereits entfernt wurde, da die Äste abgestorben sind. Ein Entfernen des Baumes ist daher vertretbar.“

Sabine Kühl ist davon nicht überzeugt. „Ich bin seit mehr als 20 Jahren im Rat und habe so manche Baumbegutachtung mitgemacht. Ich weiß, dass nicht jeder Schaden in der Krone gleich ein Grund zum Fällen sein muss. Wenn der Baum im Sterben liegt, ist es natürlich keine Frage, dass er gefällt werden sollte. Eine Gefahr kann von ihm allerdings nicht ausgehen, denn dann wäre er sofort und ohne Rücksprache gefällt worden.“

Zudem falle der Baum unter die Baumschutzsatzung der Stadt. Damit müsse für den Bergahorn, dessen Stammumfang 99 Zentimeter beträgt, ein Ersatz gepflanzt werden. „Aber mit den Ersatzpflanzungen sind wir ohnehin im Minus. Denn wir haben in Kaarst zu wenig Flächen, an denen Straßenbäume alt werden können“, so Kühl. Allerdings sieht der Vorschlag der Verwaltung den Verzicht auf eine Neupflanzung vor, „da der gesamte Bereich künftig neu gestaltet werden soll“, heißt es in der Vorlage.

Mit ihrem Schild habe sie Aufmerksamkeit erzeugen wollen, so Kühl. „Die Bürger fragen sich oft, wie die Politiker zu ihren Entscheidungen kommen. An diesem Beispiel können sie es miterleben“, erklärt sie. Rund eine Stunde sei sie neben dem Ahorn stehengeblieben und habe die Reaktionen der Leute beobachtet. „Alle waren erstaunt, die meisten verständnislos. Eine Anwohnerin wies etwa auf die enorme Bedeutung des Baumes für den ansonsten betonierten Platz im Sommer hin. Denn dann spendet er Schatten und Kühle“, so die Politikerin. Und sie sieht noch ein anderes Problem: „Der Baum steht in einem Hochbeet. Um ihn mit den Wurzeln und dem kompletten Beet zu entfernen, müsste die Fläche weiträumig ausgekoffert werden. Das ist mit hohen Kosten verbunden. Wer trägt die?