Verkehrschaos nervt Anwohner

Auf der Neusser Straße, im Bereich des Rewe-Marktes, fahren die Autos mal wild durcheinander und mal sehr schnell.

Foto: Anja Tinter

Kaarst. Freitag Nachmittag gegen 15 Uhr an der Neusser Straße gegenüber des Rewe-Marktes: Der Wilde Westen macht hier seinem Namen alle Ehre. Autos biegen mit überhöhter Geschwindigkeit in die Straße ein, stoppen beim Rückstau, der sich am Parkplatz des Supermarktes gebildet hat, versuchen daran vorbei zu fahren, was aber nicht klappt. Denn andere Autofahrer verstopfen bei der verzweifelten Suche nach einer Parkmöglichkeit ebenfalls die Straße. Ausfahrende Autos können nicht weg, manche stellen sich kurzerhand zum Parken einfach auf den Gehweg und alles wird untermalt von lauten Hupkonzerten.

Torsten Breuer, Anwohner

„Und was meinen Sie, was hier abends ab 22 Uhr und an den Wochenenden ab 20 Uhr los ist“, empört sich Torsten Breuer (50), der seit einem dreiviertel Jahr gegenüber des Rewe-Marktes wohnt und das Problem beim Nachbarschaftsportal „Nebenan“ publik gemacht hatte. „Die Autofahrer, die von hier aus Richtung Neuss fahren, geben ab der Ampel Neusser-/Friedensstraße richtig Gas und ziehen die Motoren im zweiten Gang möglichst hoch. Das führt zu einem Riesenkrach und außerdem fahren sie nach kurzer Strecke bereits über 100 Stundenkilometer“, sagt er. Kommen sie aus der anderen Richtung, ist es auch nicht besser: „Sie versuchen, auf jeden Fall die Ampel noch zu erreichen und rasen mit hoher Geschwindigkeit darauf zu — sie liefern sich zum Teil richtige Wettrennen, dazu wird das Radio laut aufgedreht“, ergänzt seine Frau Andrea Breuer (51). Die Eheleute haben ihr Schlafzimmer zur Straße hin. „Manchmal können wir nur bei geschlossenem Fenster schlafen“, beklagen sie. Zudem gibt es keine Parkmöglichkeiten für die Anwohner. Sie müssen auf angrenzende Straßen ausweichen. „Die direkten Plätze nehmen uns oft die Geschäftsleute weg“, erklärt Torsten Breuer. Deshalb parken Einkaufswillige auch schon mal die Gehwege zu.

Die werden wegen der vielbefahrenen Straße verbotenerweise auch von Fahrradfahrern genutzt. Ebenfalls vor Ort sind die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitta Thönißen und Ratsmitglied Guido Otterbein (CDU). „Die Stadt Kaarst ist für diese Straße gar nicht zuständig“, erklärt Brigitta Thönißen. „Die L 44 ist eine Landstraße und somit fällt sie in den Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde.“ Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte sie das Problem des zu schnellen Fahrens auf der Neusser Straße nach einer Beschwerde in ihrer Sprechstunde an die Behörde weitergeleitet und Geschwindigkeitskontrollen angemahnt. Bis jetzt ist nichts passiert. Kontrolliert wird nur in einem viel weiter entfernten Bereich der Neusser Straße. Ratsmitglied Guido Otterbein ist überzeugt: „Die Raser kriegt man nur über den Geldbeutel!“

Außerdem schwebt ihm ein neues Parkraumkonzept vor, wozu auch der Bau von Tiefgaragen gehört. „Und ein Bedarfsstreifen für Fahrräder“, fügt er hinzu. Eventuell ist auch alternierendes Parken eine Möglichkeit, die aktuelle Verkehrssituation zu entschärfen. Die Anwohner hoffen jetzt auf eine möglichst schnelle Reaktion der Kreispolizeibehörde, die für den fließenden Verkehr zuständig ist.