Sieben-Stunden-Kampf gegen die Flammen
In der Nacht zu gestern brannte in Kapellen eine Scheune aus. 79 Feuerwehrleute verhinderten in einem stundenlangen Einsatz das Übergreifen des Feuers auf ein Wohnhaus und andere Nachbargebäude.
Kapellen. Großeinsatz bei Minustemperaturen: Auf einem früheren Bauernhof an der Neusser Straße kämpften in der Nacht zu gestern 79 Feuerwehrleute gegen die Flammen. Eine als Lagerhalle genutzte, rund 200 Quadratmeter Scheune und Anbauten fielen den Flammen zum Opfer. Menschen wurden nicht verletzt. Die Kälte und dichter Rauch behinderten die Wehr, erst „nach siebeneinhalb Stunden Einsatz konnten die letzten Einsatzkräfte wieder abrücken“, erklärt Axel Hesseln von der Feuerwehr Grevenbroich. Elf weitere Feuerwehrleute besetzten die Wache an der Lilienthalstraße.
AndreaSartorius, Anwohnerin
Gegen 22.30 Uhr waren in der Leitstelle gleich mehrere Notrufe eingegangen. Auch ein Bewohner des zum Komplex gehörenden Wohnhauses hatte von draußen Feuerschein gesehen. Er alarmierte die übrigen Bewohner, holte sie aus dem Haus. Unter anderem leben dort drei Kinder. Als die Feuerwehr eintraf, schlugen die Flammen bereits bis zum Scheunen-Giebel. „Wir dachten, dass wir alles verlieren. Dass das nicht passiert ist, verdanken wir dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr“, erklärt Andrea Sartorius. Der Komplex gehört ihrer Mutter, ihrer Schwester und ihr.
Das Feuer drohte auf mehrere Nachbargebäude, etwa eine Werkstatt, überzugreifen. Mit acht Strahlrohren verhinderten die Einsatzkräfte, dass sich die Flammen ausbreiteten. Um besser an die Einsatzstelle heranzukommen, wurde von einem Garten aus ein Zugang durch eine Hecke geschaffen. Die Lagerhalle selbst brannte aus. Im Inneren blieb gestern ein Gewirr geschwärzter Holzbalken, herabgestürzter Deckenteile und Stahlträger übrig. In der Halle hatten ein Unternehmen für Veranstaltungstechnik und ein Maler ihre Materialien gelagert — „für sie ist der Brand eine Katastrophe“, sagt Sartorius.
Vernichtet sind in einem Anbau auch sämtliche Vorräte des Tierschutzvereins „Die Futterboten — Spenden auf Achse“. „Wir helfen mit Futter, Decken und medizinischen Artikeln einem Tierheim vor allem für Hunde in Spanien und einer Tier-Kastrationsklinik in Rumänien“, schildert Vorsitzende Andrea Sartorius. Auch die Igelhilfe in Wevelinghoven erhalte Unterstützung. „Vor wenigen Tagen erst war ein Hilfstransport nach Rumänien gegangen — sonst wären diese Vorräte mit verbrannt“, berichtet die 39-Jährige. Ein weiterer Transport war geplant. „Mitglieder und andere haben uns jetzt ihre Hilfe angeboten, wollen Futter spenden oder beim Aufräumen helfen.“
Bis in die Morgenstunden dauerten die Löscharbeiten, auch danach mussten Glutnester gelöscht werden. Erst um 6.17 Uhr war der Einsatz beendet. Wegen der Kälte versorgte der Malteser Hilfsdienst aus Jüchen die Feuerwehrleute mit warmer Verpflegung. Zudem gefror auf der Straße das Löschwasser. Der Winterdienst wurde angefordert, um zu streuen. Zur Brandursache kann die Polizei noch keine Angaben machen, die Ermittlungen laufen. Der Gesamtschaden soll sich nach ersten Schätzungen im sechsstelligen Bereich bewegen.