Feuerwehrleute absolvieren Fahrsicherheitstraining
Die Fahrer der Einsatzfahrzeuge werden in speziellen Kursen auf dem ADAC-Gelände in Gustorf geschult.
Grevenbroich. Eile ist geboten, Sascha Quaty schaltet die Gänge des schweren Feuerwehrfahrzeugs hoch. Der Motor dröhnt, als der 18-Tonner beschleunigt. Plötzlich taucht vor dem Lkw ein Hindernis auf, Quaty steigt auf die Bremse, die Fahrbahn ist spiegelglatt.
Zu keinem Brand oder Verkehrsunfall rückte der hauptamtliche Feuerwehrmann gestern aus, zwölf Wehrmitglieder nahmen an einem besonderen Training für Einsatzfahrzeuge im Fahrsicherheitszentrum des ADAC bei Gustorf teil. Denn im Einsatzfall ist nicht nur Geschwindigkeit, sondern vor allem sicheres Fahren gefragt.
„Im Jahr bieten wir für unsere Fahrer, sowohl für Haupt- und Ehrenamtler, fünf solcher Trainings an“, erklärt Detlev Schwerdtner von der Feuerwehr. Rund 40 Fahrzeuge vom Kommandowagen bis zur Drehleiter gehören zum Fuhrpark. Bei Einsätzen werden oft Millionen-Werte bewegt, fahren zudem Kameraden mit. „Fahrten mit Sonderrechten, mit Signalhorn und Blaulicht, sind purer Stress“, schildert Schwerdtner. Der Fahrer muss das Fahrzeug beherrschen, den Verkehr im Blick haben, immer mit der Unsicherheit anderer rechnen.
Detlev Schwerdtner, Feuerwehrmann
„Wenn sich Einsatzfahrzeuge nähern, dann wissen viele Autofahrer nicht, wie sie sich verhalten sollen“, weiß Schwerdtner. „Auf der Autobahn soll die Rettungsgasse freigemacht werden, wenn sich der Stau bildet, und nicht erst, wenn Fahrzeuge mit Blaulicht kommen“, ergänzt Thomas Eilers, Cheftrainer im ADAC-Zentrum. Dort gibt es einen Parcours speziell für Lkw „mit Steigungen und Wasserhindernissen, die elektronisch gesteuert werden können“, sagt Eilers.
Schwere Lkw reagieren anders als Pkw. Rund 25 Kurse für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste gebe es im Jahr im Zentrum. Bei der insgesamt modern ausgestatteten Feuerwehr Grevenbroich ging gestern auch ein rund 25 Jahre altes Fahrzeug ohne Antiblockiersystem auf die Piste.
Nicht nur Fahrkönnen ist beim Training gefragt. „Die Fahrer müssen sich während der Fahrt etwa Gegenstände am Fahrbahnrand merken oder von 100 in Siebener-Schritten abwärts zählen. Durch solche Zusatzaufgaben erzeugen wir Stresssituationen, um realistisch zu trainieren“, sagt Eilers.
Zunächst einmal aber war — ohne Zählen — Bremsen auf glatter Fahrbahn angesagt. „Bremsen Sie, bis das Fahrzeug wirklich steht“, hatte Fahrtrainer Bernd Schwarz den Lenkern mit auf den Weg gegeben. Im schweren Tanklöschfahrzeug hat Gerardo Gallucci das Steuer von Sascha Quaty übernommen, er beschleunigt auf Tempo 30. Als vor ihm jäh die Wasserfontänen-Wand hochschießt, tritt Gallucci auf die Bremse. Von hinten „schieben“ 5000 Liter Löschwasser, doch der Wagen bleibt trotz Glätte in der Spur. Bei der gleichen Übung mit Tempo 50 kommt der „Tanker“ aber erst weit hinter dem Wasserhindernis zum Stillstand. „Man merkt, was es ausmacht, wenn man etwas schneller fährt — und dass man in solchen Situationen lieber etwas langsamer fahren sollte“ zieht Gallucci Bilanz.