Ist der Karneval in Neuss sicher?
Noch ist das Sicherheitskonzept für den Kappeszug nicht genehmigt.Der Organisator intensiviert daher die Gespräche mit der Stadt.
Neuss. Unter dem Eindruck des Terroranschlags von Berlin stellen sich die Karnevalisten in Neuss die Frage, ob ihre Sicherheitskonzepte in solchen Fällen noch greifen würden. Während sich die Verantwortlichen für den Tulpensonntagszug in Grefrath und den Holzheimer Rosenmontagszug nicht vorstellen können, dass ihre kleine heile Welt ein Anschlagsziel sein könnte, ist Jakob Beyen vom Neusser Karnevalsausschuss (KA) ins Grübeln gekommen. Er drängt auf eine Neubewertung der Lage.
Der KA als Dachverband erwartet beim Kappessonntagszug rund 100 000 Menschen in der Stadt. Ein Sicherheitskonzept hat er schon im September vorgelegt, doch wurde die Genehmigung ins neue Jahr vertagt. „Man wollte abwarten, was an Silvester passiert“, sagt Beyen. Seitdem hat er nichts mehr von der Verwaltung gehört. Alles gut? „Wir wollen Klarheit“, sagt Beyen, der von sich aus das Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht hat. Ein Ergebnis stand gestern noch aus.
Beyen sieht sich und die Zugleitung aber gut aufgestellt: „Unsere Sicherheitsstandards sind seit Jahren die höchsten in der Region“, sagt der KA-Präsident nicht zuletzt mit Blick auf 800 „Wagenengel“ und private Sicherheitskräfte, die den Zug abschirmen. Der Zugweg sei abgesichert. Sollte es nötig sein, könnte man Zufahrten zur City mit Lastwagen blockieren.
Für den kurzen Draht zur Polizei wurde ein eigenes digitales Funknetz aufgebaut, in das auch die Abschnittsleiter des Kappeszuges eingebunden sind. Die Zusammenarbeit mit den drei Neusser Rettungsdiensten wurde ebenfalls optimiert. KA-Geschäftsführer Carsten Dorweiler fungiert dabei als Verbindungsmann in der Rettungsdienstzentrale am Zeughaus.
Unter anderen Vorzeichen bleibt auch der Platz am Amtsgericht im Blick. Dort hatten es in früheren Jahren einige Jugendliche übertrieben, Bengalische Feuer in der Menge gezündet und den Zugweg blockiert. Wiederholungen will Beyen ausschließen: „Unsere Kräfte wären da schnell verfügbar.“
Der Kappessonntagszug ist der größte in Neuss — aber nur einer von drei Karnevalszügen. Doch bei den Grefrather Karnevalsfreunden und dem Holzheimer KV „Blau Weiß Rot“ ist man gelassen. „Bis jetzt hat uns keiner mitgeteilt, dass wir das Sicherheitskonzept überarbeiten müssen“, sagt Marcus Kivelitz aus Grefrath. „Aber natürlich schwingt der Gedanke an einen Anschlag jetzt mit“, gibt er zu und hat deshalb bei der Polizei um einen Termin gebeten. „Die Straßen bei uns sind aber so eng. Ein Lkw wird da nicht reinfahren können“, sagt Kivelitz, der vor Panikmache warnt: „Bei großen Zügen macht es Sinn, mehr Sicherheitskräfte einzusetzen. Auch damit sich die Besucher sicherer fühlen. Bei uns auf dem Dorf ist das wohl nicht nötig.“
Auch Michael Hilgers glaubt nicht, dass sein Holzheim ein Anschlagsziel sein könnte. Er hat sich schon mit der Polizei abgestimmt und fasst zusammen: „Wir werden es so machen wie in den vergangenen Jahren.“