„Baustellenradar“ für bessere Fahrt
Über den Stand der 64 Baustellen des laufenden Jahres sollen sich Bürger künftig im Internet informieren können.
Neuss. Baustellen in Neuss — ein Riesenthema. Und nicht selten auch ein großes Ärgernis. „Wir müssen die Kommunikation deutlich verstärken“, bilanzierte Bürgermeister Reiner Breuer, als ihm unlängst beim Stadtteilbesuch im Stadionviertel Bürgerunwille entgegenschlug. Der Erkenntnis folgt nun eine Ankündigung: Bis zum Herbst, so gibt Kämmerer Frank Gensler als Geschäftsführer des Tiefbaumanagements (TMN) bekannt, soll es ein Konzept für ein „Baustellenradar“ geben. Eine immer verfügbare Nachrichtenquelle, auf der sich Bürger „in Echtzeit“, wie Gensler betont, über all das informieren können, was Stadtwerke, Tiefbaumanagement oder die Infrastruktur Neuss (ISN) auf und unter der Erde tun oder planen.
Das ist jede Menge. 64 größere und kleinere Baustellen auf Straßen und Plätzen haben die Tiefbauer in diesem Jahr vor der Brust. Und erst sieben Vorhaben konnten bislang als erledigt abgehakt werden. Für nicht weniger als 41 Projekte gibt die Verwaltung sogar aktuell die Statusmeldung: „In der Bauvorbereitung“. Nach Entschärfung der derzeit schon angespannten Verkehrssituation klingt das ganz und gar nicht. „Das ist die Gegenbuchung zu verstärkter Aktivität“, kommentiert Gensler das fast alltägliche Chaos auf den Straßen. „Bauen ohne Baustellen gibt es nicht.“
Da soll die Tätigkeit für die Bürger wenigstens nachvollziehbarer werden. Oder auch die Untätigkeit. So war zum Beispiel der Beginn der Arbeiten an der Hafenstraße für Anfang April angekündigt worden, verzögerte sich aber bis Mitte Mai. Mit Bürgerversammlungen, die es in diesem Fall schon Mitte März gegeben hatte, oder Baubriefen, die vielleicht in manchem Haushalt auch ungelesen in den Papierkorb wandern, ist eine solche Verzögerung kaum zu kommunizieren. Auch deshalb das „Radar“, das zudem eben auch jene erreicht, die nicht Anwohner sind, sich aber — etwa als Pendler — auf einmal mit Absperrbaken und aufgerissenen Straßen konfrontiert sehen.
Auf der Internetseite der Stadt soll man dieses demnächst „einschalten“ können, berichtet Tobias Spange von der Pressestelle der Stadt über erste Überlegungen. Spange ist Teil des „Radar“-Vorbereitungsteams, das federführend vom TMN entwickelt und anschließend wohl auch gepflegt werden soll. Basis soll ein Stadtplan auf der Internetseite der Stadt sein, wo man einzelne Straßen auswählen können soll oder durch Symbole direkt zu aktuellen Baustellen geführt wird. Ein Klick darauf — und in einem Textfenster wird sichtbar, was der Bürger wissen muss.
Zur Vorbereitung einer eigenen Lösung haben sich Verwaltungsmitarbeiter bei anderen Städten wie Köln, Stuttgart oder Münster schlau gemacht. „Gemeckert wird ja immer bei Baustellen“, erklärt Sigrid Howest vom Presseamt der Stadt Münster, doch führte man dort das „Radar“ in der Hoffnung ein, dass mehr Information zu weniger Beschwerden führen. Die Bauleiter, die, so Howest, „vor allem ihre Bagger im Kopf haben“, mussten dazu lernen, als Öffentlichkeitsarbeiter zu denken. Mit der Pflege der Karte ist dort Maria Koordt betraut. Sie bringt — inklusive Zeitraum, Ansprechpartner und Umleitungsempfehlung — aber auch nur auf den Monitor, was Hauptverkehrsachsen betrifft, den Verkehr beeinträchtigt, länger dauert oder nach einer Nachtbaustelle verlangt. Aber schneller kann auch sie den Baufortschritt nicht machen. Fotos: woi, hoge, pixabay