Biermeile bricht Besucherrekord
Zur zehnten Auflage kamen an beiden Tagen mehrere tausend Gäste. Der Umzug aus der Innenstadt zum Schützenhaus hat sich offenbar gelohnt.
Dormagen. Hubert Wochnik setzt das Glas an, schmeckt und schluckt. Sein Urteil über Schmitz Kölsch: „Im Nachgeschmack sehr würzig, ein bisschen wie Peters.“ Es ist Samstag, 18 Uhr, Wochniks erstes Bier des Tages. 20 weitere Spezialitäten müsste er trinken, wollte er jede Zapfstation auf der Bier- und Vereinsmeile ansteuern und auskosten. Die Stimmung am Schützenhaus gefällt ihm — „gemütlich und familiär“.
Für die zehnte Auflage der Veranstaltung ist Organisator Peter Mohrs vom Rathausplatz auf die Schützenwiese gezogen. „Hier haben wir vier Tage Zeit zum Aufbau, in der Innenstadt nach dem Wochenmarkt gerade mal vier Stunden“, sagte er. Ein Wagnis, das sich gelohnt hat: „Das war die stärkste Meile aller Zeiten“, konstatierte Mohrs gestern. 3000 Besucher am Freitag, mehr noch am Samstag bescherten den ausschenkenden Vereinen leere Fässer und volle Kassen.
„Es ist Campingplatzatmosphäre hier, die Leute mögen das“, sagt Rainer Warstat, der mit seinen Zugkollegen von den „Lahm Söck“ und „Em Lack“-Marschierer Hans Jürgen Obladen Rats Kölsch verkauft. „Der Erlös fließt in die für November geplante Ü40-Party“, verrät Obladen. Mitten auf dem Platz ankert das Störtebeker-Piratenschiff, ein 16 Meter langer Dreimaster. Drinnen steht Reiner Daschkey und grinst: „Das war die Hölle, was gestern an Backbord und Steuerbord lief.“ Gemeint sind Mixe aus Bieren der Stralsunder Braumanufaktur und Himbeer- oder Waldmeistersirup, benannt in Anlehnung an die roten und grünen Positionslichter eines Schiffs. Käpt’n Reiner mag Dormagen: „Friedlich, freundlich und besser besucht als in Neuss oder Mönchengladbach.“ Denn das hat die Bier- und Vereinsmeile den kommerziellen Bierbörsen im Umland voraus: Hier stehen — mit Ausnahme des Störtebeker-Schiffs — Einheimische hinter der Theke, die Freunde, Familie, Vereinskameraden anziehen. Kinder tummeln sich auf der Schützenwiese, eine Hüpfburg ist aufgestellt: Für Eltern hat der Standortwechsel klare Vorteile. „Man hat alles im Blick“, meint Maike Fasse, die ihre sieben Monate alte Tochter Pia auf dem Arm trägt.
Das Mitsingkonzert mit Björn Heuser am Samstag hatte die SVGD als Mitveranstalter „spendiert“. Heuser machte im Getümmel den Frontmann der „Altreucher“, Volker Dahmen, aus und holte ihn auf die Bühne: „Wenn wir schon einen guten Musiker hierhaben, soll er auch mitspielen.“ Und Dahmen, der eigentlich nur einen gemütlichen Abend verbringen wollte, griff zur Gitarre und ging das volle Programm vom „Stammbaum“ bis „Ming eetste Fründin“ mit. Tausendstimmig, so hatte es sich Schirmherr Erik Lierenfeld gewünscht, war der Chor nicht, schön aber allemal, wie das gesamte Programm, zu dem auch ein Ballonglühen mit drei Heißluftballons gehörte. „Mehr als einen Besucherrekord konnten wir zum Jubiläum nicht erwarten, und friedlich war es auch“, bilanziert Stadtmarketing-Leiter Guido Schenk. Ärgerlich: In der Nacht zu Sonntag wurden Teile der Veranstaltungstechnik gestohlen.