Brückensperrungen kosten Lkw-Fahrer viel Zeit und Geld
Chempark-Firmen zahlen laut Schätzung täglich fünfstelligen Betrag zusätzlich.
Dormagen. Knapp zehntausend Lastwagen werden jährlich im Dormagener Chempark abgefertigt. Viele von ihnen kommen aus dem benachbarten Industriepark in Leverkusen oder aus dem Ruhrgebiet. Die Fahrer dieser Schwerlaster benötigen gute Nerven seit die A 1-Brücke und seit wenigen Wochen auch die A 40-Brücke von ihnen nicht mehr befahren werden dürfen.
Von einem „Trauerspiel“ spricht Ernst Grigat, Leiter des Chempark-Betreibers Currenta, und meint damit die Verkehrsinfrastruktur in der Region. Durch längere Fahrtwege, mehr Dieselverbrauch und höhere Mautkosten zahlen laut einer Currenta-Schätzung die Chempark-Firmen einen „mittleren fünfstelligen Betrag mehr“, so Pressesprecher Benjamin Schütz. „Täglich.“
Es ist auch eine Spur Sarkasmus, wenn Grigat sagt: „Ich drücke die Daumen, dass die Leverkusener Brücke für Autos hält. Sonst verstopfen die auch noch die umliegenden Autobahnen.“ Der Handlungsspielraum für die Unternehmen im Chempark ist gering: „Wir haben die Verlagerung von Gütern auf Bahn und Schiff bereits maximiert“, sagt Grigat. „weitere Möglichkeiten bestehen nicht.“ Das gilt auch für Pipelines, „dem sichersten Transportweg“, so der Currenta-Chef.
Eine hohe Bedeutung kommt der Fleher Brücke zwischen Neuss und Düsseldorf zu, die als „neue“ Verbindung nach Osten und Leverkusen gilt.
Eine wichtige Verbindung ist auch die Rodenkirchener Brücke sowie die Kölner Südbrücke für den reinen Gütertransport per Bahn. Grigats Forderung an die Politik steht: „Es muss bedarfsgerecht in die Infrastruktur investiert werden.“
Es sind auch kleinere Nahverkehrsunternehmen, die von den diesen Einschränkungen betroffen sind. Zum Beispiel die Spedition Malzburg, die an der Krefelder Straße beheimatet ist und zu den größeren Unternehmen in der Stadt gehört.
Vor allem die Sperrung der A 1-Brücke habe laut Geschäftsführerin Tanja Köhler „dramatische Konsequenzen, weil wir täglich von Dormagen aus den Chempark in Leverkusen anfahren.“ Eine Strecke von 26,2 Kilometer.
Durch die Sperrung nutzen die Lkw-Fahrer des Unternehmens jetzt die Fleher Brücke. „Die Fahrtstrecke verlängert sich dadurch auf 41,6 Kilometer.“ Angesichts von 15 bis 20 Lastwagen, die täglich unterwegs sind „entstehen Mehrkosten, der Zeitaufwand ist höher.“ Laut Köhler liegen die zusätzlichen Kosten alleine bei der Maut bei jährlich über 20 000 Euro. „Für uns als regionaltätiger Spediteur ist natürlich der Zeitverlust das, was uns wirtschaftlich am härtesten trifft.“
Die Spedition Malzburg ist Mitglied im Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW. Deren Hauptgeschäftsführer Christoph Kösters hat in einem gerade erschienenen Interview in der „Verkehrs Rundschau“ die Verkehrsinfrastruktur kritisiert: „Über 30 Brücken sind derzeit in NRW für den Lkw gesperrt. Von 152 untersuchten Brücken sind 71 Bauwerke — darunter sämtliche Brücken auf der A 45 — so marode, dass sie komplett erneuert werden müssen“, gibt Kösters an.