Investor erhält Baugenehmigung
Auf dem Gelände der alten Münsterschule soll Wohnraum entstehen. Doch es gibt Knackpunkte.
Neuss. Die Stadtverwaltung hat jetzt dem Investor, der niederländischen Bouwfonds-Gruppe, die Baugenehmigung erteilt, auf dem Gelände der ehemaligen Münsterschule neun so genannte Stadthäuser und 18 Wohnungen in drei Gebäuden zu errichten. Das bestätigte Architekt Horst Hanrath, nach dessen Plänen der niederländische Bauherr das Quartier für bis zu 80 Bewohner errichten will. Zum Konzept gehören auch drei Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss, die sich für Büros, Einzelhandel oder eventuell Gastronomie eignen.
Dass mit Erteilung der Baugenehmigung auch ein erster Spatenstich kurz bevorsteht, muss bezweifelt werden. Vielmehr zeichnet sich ab, dass die jahrelange Hängepartie nur in die nächste Runde geht. Zumindest zwei gewichtige Knackpunkte sind weiterhin nicht gelöst.
Erstens: Über die erteilte Baugenehmigung wurden die Eigentümer in der Nachbarschaft informiert. Damit läuft eine vierwöchige Frist, in der betroffene Anwohner gegen das Bauvorhaben auf dem Schulareal klagen können. Dazu gehören unter anderem Betriebe wie die Ölmühlen C. Thywissen und Walter Rau sowie der Lebensmittelhersteller Thomy, die auf der nur rund 150 Meter entfernten Hafenmole I produzieren. Die Industriewerke fürchten um ihre Existenz, weil sich industrielle Emissionen und Wohnen auf engstem Raum nicht vertragen.
Zwar kommentierte in einer ersten Stellungnahme Dominik Baum die Baugenehmigung moderat („Es wird keinen Schnellschuss geben, aber wir werden reagieren“), doch der Thywissen-Geschäftsführer lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er den Klageweg im Blick hat: „Ein gerichtliches Verfahren hat den Vorteil, dass am Ende alle Beteiligten über Rechtssicherheit verfügen.“ Er werde zunächst Akteneinsicht nehmen und sich mit den Nachbarn beraten.
Dass der geplante Wohnbau rechtliche Schritte der Industrie provozieren wird, damit rechnet auch Bürgermeister Herbert Napp. Seine Einschätzung hatte er bereits im Frühjahr des vergangenen Jahres öffentlich gemacht. Damals hatte Napp auch auf einen schnell Schulabriss, noch im Jahr 2014, gedrängt: „Ich lege außerordentlichen Wert darauf, dass dieses Gebäude verschwindet.“ Doch so einfach ist das nicht. Ein weiterer Knackpunkt kommt ins Spiel.
Zweitens: Die Stadt konnte bisher noch keine Abrissgenehmigung erteilen. Grund: Es fehlt die Zustimmung des Rhein-Kreises, der als Emissionsschutz-Behörde zu hören ist. Wann ist also mit der Abrissgenehmigung zu rechnen? Selbst der städtische Planungsdezernent, Beigeordneter Christoph Hölters, legt sich nicht fest: „Ich wage keine Zeitprognose mehr.“ Hölters erinnert daran, dass zudem den Anwohnern seinerzeit zugesichert worden sei, sie rechtzeitig über die zu erwartenden Emissionen des Abrisses (Zeit und Dauer, Lärm, Staub, Verkehr) zu unterrichten. Auch diese Infoveranstaltung steht noch aus.
Mehr als zehn Jahre ist es nun her, dass die Kinder von der Münsterschule zur Hafenstraße ins ehemalige VHS-Gebäude zogen. Seither gammelt der marode Schulkomplex im Quirinusviertel vor sich hin. Ein Ende ist nicht in Sicht.