Bürgerversammlung in Allerheiligen Bürger fürchten den Verkehrs-Infarkt

Allerheiligen. · Landrat und Bürgermeister diskutierten mit Bürgern über die Entwicklung des Verkehrs.

Zur Bürgerversammlung in der Grundschule Allerheiligen am Montagabend waren über 150 Besucher gekommen.

Foto: Christoph Kleinau

In den kommenden 20 Jahren wird aus dem Neusser Süden eine große Industrieregion mit der geplanten Anschlussstelle Delrath zur Autobahn 57 als Dreh- und Angelpunkt. Davon ist Dorothee Helten überzeugt und mit ihr die Bürgerinitiative Elvekum. Bei einer Bürgerversammlung am Montagabend in der Grundschule Allerheiligen konfrontierte sie den Landrat und die Bürgermeister von Neuss und Dormagen mit der Furcht und dem Misstrauen der Bürger in Neuss und dem angrenzenden Norden Dormagens. Die Skepsis bei den Bürgern war auch nach der Veranstaltung noch groß.

Was war der Anlass?

Bis Mitte Juni liegen die Pläne für den Autobahnanschluss Delrath öffentlich aus. Damit sich die Menschen informieren und sich fundiert zur Sache äußern können, hatte die BI eine Informationsveranstaltung eingefordert. Diese abzuhalten, wurde der Verwaltung durch Ratsbeschluss aufgetragen. Zugleich sollte das Forum genutzt werden, um generell über die Verkehrs- und Gewerbeflächenentwicklung im Neusser Süden und im Norden Dormagens zu informieren.

Was ist geplant?

Christian Unbehaun, Leiter des Neusser Planungsamtes, machte klar, dass es nicht den „einen“ Plan gibt, sondern verschiedene, die von unterschiedlichen Behörden betrieben und unterschiedlich weit gediehen sind. Während die Stadt Neuss noch an dem eher abstrakten Flächennutzungsplan arbeitet, der die Erweiterung des Gewerbegebietes Derikum vorsieht, ist Dormagen schon dabei, einen Bebauungsplanentwurf für einen Teil des gemeinsamen Gewerbegebietes „Silbersee“ zu entwickeln. Dort soll der Paketriese DHL angesiedelt werden. Mehr als 500 Jobs erhofft sich Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld durch die Entwicklung dieser Industriebrache, auf der früher eine Zinkhütte stand. Parallel betreibt der Kreis den Bau der Anschlussstelle Delrath. Für diese werde gerade Baurecht geschaffen, sagt Unbehaun.

Welche Sorgen haben die Bürger?

Die Menschen in Neuss und Dormagen fürchten einen Verkehrsinfarkt, wenn neue Gewerbegebiete entstehen. Sie pochen daher auf ein groß angelegtes Mobilitätskonzept. Zudem argwöhnen sie, dass die Verwaltungen klare Vorstellungen zur Entwicklung der Gewerbegebiete haben, damit aber hinter dem Berg halten. Das verneinte der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer entschieden. Und er betonte auf Anfrage von Ingeborg Arndt (BUND), dass die Städte Neuss und Dormagen in puncto Silbersee keine Ansiedlungsvereinbarung unterzeichnet haben. Es gebe nur eine beiderseitige Absichtserklärung für ein interkommunales Gewerbegebiet.

Wie argumentieren
Kreis und Städte?

Neuss und Dormagen sind nach Darstellung von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke Zuzugsgebiet. Neue Bürger verlangen aber auch nach neuen Jobs. Gewerbegebiete würden aber auch benötigt, um die Steuereinnahmen zu sichern und die Infrastruktur der Kommunen auch künftig bezahlen zu können. Breuer betonte ferner, mit dem Flächennutzungsplan eine geordnete städtebauliche Entwicklung bis 2030 absichern zu wollen.