CDU fordert mehr Unterrichtin Muttersprache in Kaarst
Bislang müssen Kinder für muttersprachlichenUnterricht nach der fünften Klasse an eine Schule in Neuss wechseln.
Kaarst. Die Muttersprache ist ein wichtiges Stück Identität. Für Kinder mit Zuwanderungsgeschichte bietet das Land NRW an den Schulen deshalb Unterricht in den am meisten gesprochenen Herkunftssprachen an. So gibt es in Kaarst derzeit an der Astrid-Lindgren-Grundschule die Möglichkeit, Türkisch zu lernen. An der Grundschule Stakerseite besteht eine Portugiesisch-Klasse. Unterrichtet wird von eigens eingestellten „muttersprachlichen“ Lehrern, vornehmlich außerhalb des regulären Unterrichts. Eine Anmeldung ist nur zur ersten und zur fünften Klasse möglich. Die CDU hat für die Sitzung des Schulausschusses jetzt den Antrag gestellt, herkunftssprachlichen Unterricht in Kaarst durchgehend, also über die Grundschule hinaus stattfinden zu lassen. Voraussetzung dafür sei eine ausreichende Nachfrage.
Der herkunftssprachliche Unterricht soll Kinder dazu befähigen, „ihre“ Sprache, neben der deutschen, nicht nur zu sprechen, sondern auch richtig zu schreiben und zu lesen. Derzeit werden im Rhein-Kreis etwa 2500 Schüler in zwölf Sprachen unterrichtet. In Kaarst müssen Schüler, die den Unterricht über die Grundschule hinaus fortsetzen möchten, nach Neuss, zum Beispiel zur Grundschule „Die Brücke“ auf der Furth, ausweichen. Die CDU will das nun ändern.
„Das Beherrschen von Fremdsprachen ist in unserer globalisierten Welt eine wichtige Ressource“, sagt Nadine Graber, stellvertretende Vorsitzende des Schulausschusses. „Die Förderung der Heimatsprache ist somit eine wichtige Aufgabe. Sie versetzt die Kinder in die Lage, später einmal ganz leicht zwei Sprachen perfekt zu beherrschen, was ein enormer Vorteil im weiteren Berufsweg sein kann.“
Wegen des vermehrten Nachmittagsunterrichts im Zuge von G8 und der Entfernung nach Neuss befürchtet die Union, dass Schüler ab der Klasse fünf ohne ein eigenes Angebot in Kaarst zunehmend auf den zusätzlichen Unterricht verzichten müssen.
„Das wäre sehr bedauerlich“, sagt die türkischstämmige Ratsfrau Dilekt Haupt. „Der heimatsprachliche Unterricht hat mir in meiner Schulzeit nicht nur geholfen die eigene Muttersprache zu beherrschen, sondern auch das Verständnis für die deutsche Sprache erheblich erleichtert.“ Die Union will die Verwaltung beauftragen, Bedarf und Nachfrage zu ermitteln. Sandra Martin vom Kreisschulamt sieht ein mögliches Angebot in Kaarst skeptisch. „Eine Dezentralisierung ist beim herkunftssprachlichen Unterricht mit Blick auf die Integration nicht gewünscht und von Vorteil“, sagt sie. „Es sollen sich eben keine kleinen Grüppchen bilden.“ Abgesehen davon komme auf die Schulen zusätzlicher administrativer Aufwand zu. „Mit der Einstellung von Lehrkräften ist es nicht getan.“