CDU: Heryschek wirft das Handtuch
André Heryschek verzichtet auf Landtagskandidatur und gibt als Fraktionschef auf. Er beklagt einen Vertrauensverlust.
Dormagen. Was André Heryschek (31) gestern auf seiner Facebook-Seite bekanntgab, war letztlich keine Überraschung mehr: Er tritt als Fraktionsvorsitzender zurück und zieht sich auch aus dem „Landtagswahlverfahren“ heraus, wie er es nennt. Er wird sein Ratsmandat behalten und sich „in zweiter Reihe“ weiter einbringen. In der Begründung führt er unter anderem aus, dass er durch die Abstimmungsniederlage in der Ratssitzung vergangene Woche „das gegenseitige Vertrauen (in der Fraktion) als nachhaltig beschädigt“ ansieht.
Am kommenden Montag kommt die Ratsfraktion nun zusammen. Unter der Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden Jo Deußen wird das weitere Vorgehen festlegt. Er ist nun auch erste Wahl für den Fraktionsvorsitz. So offen der Ausgang ist, so klar scheint das Vorgehen in Sachen Landtagswahl zu sein: Einen neuen Landtagskandidaten wird die CDU für Dormagen sehr wahrscheinlich nicht benennen. In einer ersten Reaktion sagte Parteivorsitzender Frank Goertz: „Damit ist das Ding durch! Wir lassen Heike Troles und Michael Willmann es unter sich ausmachen und bringen wieder Ruhe bei uns rein.“ Tanja Engwicht, die im Vorfeld überraschend ihre Bewerbung zurückzog, erklärte, dass sie nicht zur Verfügung steht.
In der Ratssitzung der Vorwoche hatte das Bündnis aus CDU, Zentrum und FDP eine schwere Abstimmungsniederlage beim Thema Erweiterung der Gesamtschule Nievenheim einstecken müssen. Wahrscheinlich sieben der 15 Stadtverordneten der Christdemokraten hielten sich nicht an die vorher abgestimmte Marschrichtung. Zudem verließ noch in der Sitzung die FDP-Fraktion das Bündnis, weil sie mit einer von André Heryschek initiierten, aber nicht abgesprochenen Ratssondersitzung nicht einverstanden war.
In seinem Schreiben erklärt André Heryschek nun, dass auch seine persönliche Reputation „beschädigt“ sei. Dafür macht er „in erster Linie Parteikollegen“ verantwortlich, die „in der Zeit von 1999 bis 2014 maßgeblich daran beteiligt waren, dass die CDU-Ratsfraktion durch sinkenden Zuspruch der Bevölkerung von 24 auf 16 Sitze geschrumpft ist“. Auch wenn keine Namen genannt werden, so sieht er seine Widersacher wohl vornehmlich in dem Ex-Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann, dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Wiljo Wimmer, dem Ex-Ratsmitglied Bernd Engwicht und im aktuellen im CDU-Ratsmitglied Karl Kress.
Er habe sich „in der Sache hart, im Umgang allerdings offen und fair in streitigen Diskussionen positioniert“. Das sei nicht bei allen gut angekommen, „gewisse Personen“ hätten Unwahrheiten über ihn verbreitet, Tatsachen verdreht und „mich in ein schlechtes Licht gerückt“. Als „traurigen Höhepunkt“ bezeichnet Heryschek die Nominierungsveranstaltung am 3. März, die „ebendiese“ Parteikollegen zur „persönlichen Abrechnung“ genutzt hätten. Nur 69,9 Prozent der Dormagener Christdemokraten stimmten damals für ihn. „Hierauf eine Kandidatur aufzubauen, wird dem Anspruch Volksvertreter sein zu wollen, nicht gerecht.“